Wilbär kam aus dem Stuttgarter Zoo nach Schweden. Dort gehe es dem Eisbären gut, heißt es kurz nach dem Tod seines Berliner Artgenossen Knut.

Kopenhagen/Stockholm - Die Nachricht von Eisbär Knuts plötzlichem Tod in Berlin ist bis in den hohen schwedischen Norden vorgedrungen. Dort lebt ein möglicher Erbe. „Wilbär geht es prächtig, aber er kämpft gerade mächtig mit den Hormonen“, sagt Pernilla Thalin vom Bärenpark Orsa Grönklitt über den vielleicht zweitberühmtesten „deutschen“ Eisbären. Wilbär war vor zwei Jahren vom Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart nach Orsa 300 Kilometer nördlich von Stockholm versetzt worden.

 

Hier soll er mit der etwas älteren Ewa aus dem Rotterdamer Zoo für Nachwuchs sorgen. Thalin, die das Paar täglich beobachtet, erfuhr am Samstag vom plötzlich Tod im Berliner Zoo: „Ich wollte es gar nicht glauben, erst dachte ich, ein Verrückter sei zu ihm ins Gehege, und dann hat man ihn erschossen.“ Auf die Ergebnisse der Obduktion wartet sie vor allem unter professionellen Gesichtspunkten mit Hochspannung: „Das könnte für uns alle wichtige Aufschlüsse bringen, die mit Eisbären in Tierparks oder Zoos zu tun haben.“

Während in Berlin plötzlich das Ende eines jungen und berühmt gewordenen Bären zu verarbeiten ist, richtet sich bei den Schweden alle Aufmerksamkeit auf erhofften Zuwachs. Und die Verantwortung liegt allein bei Wilbär, meint Pernilla Thalin: „Ich hoffe er weiß, was von ihm erwartet wird.“

Bär und Bärin zeigen Interesse aneinander

Damit meint sie nicht unbedingt tierversessene Besucher, auf menschelnde Tiergeschichten versessene Reporter oder den Finanzchef ihres Tierparks: „Nein, Ewa ist wohl trächtig. Sie ist im Winter in ihre Höhle gekrochen, und das tun Eisbärinnen eigentlich nur für einen Zweck.“ Aber konkret sichtbare Ergebnisse seien bis jetzt, da es in Mittelschweden noch recht kalt ist, eindeutig ausgeblieben. Auch wenn es Wilbär in den gewaltigen Freigehege „prächtig gehe“, habe er doch im Angesicht einer fordernden Partnerin mit Problemen „wie üblich beim Eintritt in die Pubertät“ zu kämpfen: „Er weiß noch nicht so recht, was er anfangen soll mit seinem schnell wachsenden Körper.“ Aber bei Bär und Bärin sei „ein deutlich steigendes Interesse aneinander“ unübersehbar.

So sehr sich der Bärenpark gerade auch über das deutsche Interesse an einer Eisbären-Vermehrung mit Wilbär und Ewa freut, so kräftig warnen die Schweden vor übertriebenen Erwartungen. In Gefangenschaft würden pro Jahr nur 25 von 176 Bärinnen Junge zur Welt bringen, und von diesen überlebten nur zehn bis zum Erwachsenenalter.