Kurz vor dem zweiten Lockdown hat das Stuttgarter Ballett im Schauspielhaus noch fünf Uraufführungen gezeigt. In „Response II. Young Bloods“ geben Tanzende der Compagnie Antworten auf die Corona-Pandemie.

Stuttgart - Im Lichtkegel: eine Matratze, darauf eine Frau, die sich albtraumhaft wild hin und her wirft, erschreckt aufspringt, beugt, wendet, um frustriert und erschöpft wieder auf den Rücken zu fallen. Nicht besser geht es dem Mann, der sich in einigen Metern Abstand langsam aus dem Dunkel schält. Fassungslos hält er seinen Kopf, die Arme ganz zeichenartige Geometrie, immer gleiche Schritte wiederholend. Er scheint im Strahl gefangen. Wie auch das Paar in der Tiefe der Bühne, auf das sich später das Schlaglicht richtet: er dominierend auf dem Tisch, sie auf dem Boden davor. Auf und unter dem Möbel werden die beiden ihr angespanntes Verhältnis in der Enge klären, die Arme zueinander streckend, sich schubsend, stoßend, bis sie den Tisch erobert. Konfliktreiche Zweisamkeit und schlafraubende, deprimierende Einsamkeit – Alessandro Giaquinto hat sie in „Aedis“ choreografiert, grandios getanzt von Miriam Kacerova und Roman Novitzky, auch im echten Leben ein Paar, sowie Anouk van der Weijde und Timoor Afshar. Dazu gibt es packende Klänge: das treibenden „Mobile“ des Schweizer Pianisten Nik Bärtsch sowie Antonio Vivaldis Psalm „Nisi Dominus“ in der Version der Gruppe Soqquadro Italiano, in dem es um das Haus Gottes geht.