Wenn Anfang Mai der Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen ausgetragen wird, werden auch Stuttgarter auf der Bühne stehen. „The Shin“ vertritt Georgien beim ESC, das Lied wurde in Stuttgart komponiert und in der Nähe von Heilbronn produziert.

Stuttgart - Für den Komponisten und Wahl-Stuttgarter Zaza Miminoshvili ist die Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) in wenigen Wochen in Kopenhagen in erster Linie eine große Herausforderung. Sein Ziel ist nämlich nicht, unbedingt als Sieger aus dem Wettbewerb zu gehen. „Ich will mit unserem Lied zurück zu den großen Zeiten der Musik. Das bedeutet für mich: starke Melodien, starke Texte. So wie bei den Beatles.“ Michael Jackson erwähnt er noch im selben Atemzug und Johann Sebastian Bach – seine Vorbilder sind also nicht Gewinner der vergangenen Wettbewerbe wie etwa Lena Meyer-Landrut, die mit ihrem Hit „Satellite“ 2010 für Deutschland gewann. Für Miminoshvili geht es um mehr: „Ich habe eine Message, die will ich verbreiten.“ Es gehe ihm nicht um die Oberflächlichkeit des ersten Erfolgs, sagt er. Es geht ihm um mehr: eine wirkliche Botschaft für Millionen.

 

Auch Johann Sebastian Bach hatte Einfluss auf das Lied

Anfang des Jahres hatten Vertreter aus Georgien bei Miminoshvili angerufen und gefragt, ob er mit seiner Band „The Shin“ sein Heimatland in diesem Jahr musikalisch vertreten möchte. „Ich habe um ein paar Tage Bedenkzeit gebeten“, erzählt er. Dann diskutierten die vier Bandmitglieder, wogen Vor- und Nachteile ab, nach einigen Tagen war die Entscheidung gefallen: „Dann sagen wir halt ja.“ Eine Grundidee zur Melodie hatte Miminoshvili bereits im Kopf, noch am selben Tag fing er an, das Stück auf seiner Gitarre zu komponieren. Dass Johann Sebastian Bach einen Einfluss auf das Stück gehabt habe, gibt er zu, das Woodstock-Gefühl bringt er nach eigenen Angeben in dem Song aber auch unter. Und: „Wir vereinen in unserem Lied die einzigartig georgische kulturelle Individualität mit griffigem Jazz-Rock und Pop-Elementen.“

„Three Minutes To Earth“ heißt das Musikstück, mit dem es die Band auf die vorderen Plätze schaffen will. Drei Minuten haben die Songwriter für ihr Lied – mehr Zeit gestehen die Reglements des ESC den Teilnehmern nicht zu. „Die Botschaft, die wir vermitteln wollen, gehört auf jeden Fall auf den ersten Platz. Deswegen singen wir auch auf Englisch und nicht in unserer Landessprache“, sagt Miminoshvili, der normalerweise auf georgisch singt. Aber „The Shin“ stellen auch klar: Sie sind keine Band, die extra für den ESC produziert wurde, denn: „Die überleben nach dem Wettbewerb in den seltensten Fällen“.

Der Liedtext stammt aus der Feder des Musikerkollegen Eugen Eliu aus Karlsruhe. „Der Song steht für die Heimkehr des Menschen zu einer grünen, friedlichen Welt und zum eigenen Ich“, erklärt Miminoshvili die Liedzeilen und ergänzt: „Im Prinzip auch für die Sehnsucht des Menschen nach Entschleunigung.“ Mit ihrer Teilnahme wollen sie dem Wettbewerb nicht nur einen neuen, zukunftsweisenden Impuls geben, wie sie sagen. „Er sollte auch als Großveranstaltung der Völkerverständigung gelten“, sagt Miminoshvili.

„Three Minutes To Earth“ soll der Völkerverständigung dienen

Die Band hat schon gezeigt, wie das funktionieren kann: Die Mitglieder wohnen in Stuttgart, das Lied wurde in einem Tonstudio in der Nähe von Heilbronn produziert, das Musik-Video in Georgien. „Alles innerhalb von sechs Wochen, die Deadline war der 15. März“, erinnert sich Miminoshvili. Apropos Völkerverständigung: Deutsche Freunde und Fans von „The Shin“ sind bereits dabei, Public Viewing und Stammtische in diversen Kneipen in Stuttgart zu organisieren, in denen man dann gemeinsam den ESC anschauen will.

In seiner Heimat Georgien laufe das Lied bereits im Radio rauf und runter, erzählt Miminoshvili. Auch im Fernsehen hatten „The Shin“ gemeinsam mit der Sängerin Mariko Ebralidze. die sie beim ESC unterstützen wird, schon Auftritte. „Entweder man liebt unser Lied oder man hasst es“, antwortet der 60-Jährige auf die Frage, wie das georgische Publikum zu dem Song steht. „Etwas dazwischen gibt es nicht.“