Michael Blume, der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte, hält Programme für nötig, um Menschen den Ausstieg aus der Querdenken-Bewegung zu erleichtern. Zugleich müsse der Rechtsstaat aber wehrhaft sein, sagt er.

Berlin/Stuttgart - Der Antisemitismusbeauftragte Baden-Württembergs, Michael Blume, hat sich für eine Doppelstrategie gegenüber der „Querdenken“-Bewegung und Anhängern von Verschwörungsmythen ausgesprochen. „Wir dürfen niemanden aufgeben und müssen immer Angebote machen, für Menschen, dort wieder herauszukommen“, sagte Blume dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“ (Montag). Nötig seien Aussteigerprogramme: „Am ehesten vergleichbar ist das ja mit einem Sektenausstieg.“ Zugleich müsse der Rechtsstaat aber wehrhaft sein. Ein Zurückweichen der Polizei etwa auf „Querdenken“-Demonstrationen bringe nichts.

 

„Wenn diese Leute das Gefühl haben sie gewinnen, dann radikalisieren sie sich erst recht“, sagte der Religionswissenschaftler. „Autoritäre Persönlichkeiten reagieren nicht auf Kuschelpädagogik. Die brauchen klare Regeln, eine klare Ansprache und parallel das Angebot: Wenn du da rauswillst, helfen wir dir.“ Ein wehrhafter Rechtsstaat und eine warmherzige Zivilgesellschaft - „das ist momentan nötig“, sagte der Antisemitismusbeauftragte weiter.

Zu Vergleichen von „Querdenken“-Demonstranten mit Verfolgten des NS-Regimes wie Sophie Scholl oder Anne Frank sagte Blume: „Das ist natürlich eine komplette Verharmlosung des Holocausts. Wir nennen das Opferneid.“ Wer sich selbst als Opfer einer Weltverschwörung sehe, ertrage es nicht, dass anderer Opfer gedacht wird. „Deshalb setzt man sich selbst an deren Stelle, stellt sich als neue Sophie Scholl dar und die Bundesregierung als NS-Regime“, so Blume.