Freitagabend bei der Roten vom Grill und Bier für knapp zwei mit Musik von der italienische Band S-Presso. Und gefeiert wurde auch noch am Samstag.

Stuttgart - Sieht man dich auch noch lebig?“, fragte das Gastro-Urgestein Bernd Heidelbauer in die Runde. Margit Mayer-Vorfelder war gekommen, ebenso wie der Fallschirmspringer Klaus Renz, der vor 20 Jahren mit Bierkönig Rüdiger I. im Tandem im Schlossgarten abgesprungen war. Freunde, Familie, Stammgäste und viele andere Biergartenfans hatten sich am Freitagabend aufs Kiesbett begeben und feierten bei der Roten vom Grill für einen und einem halben Liter Bier für knapp zwei Euro mit Musik von der italienische Band S-Presso und stimmungsvoller Illumination des Parks. Und gefeiert wurde auch noch am Samstag.

 

Der Park als Treffpunkt für Kriminelle und Stricher

Mann mit Hund, Frau mit Kinderwagen: Mit einer Strichliste hat alles angefangen. Monatelang saß Klaus Schöning in den 90ern immer wieder im Mittleren Schlossgarten. Der Gastronom hielt fest, wie viele Stuttgarter sich im Park aufhielten. Seiner Meinung nach waren es viel zu wenige. Allerdings nicht ohne Grund. „Der Schlossgarten war ein Treff für Kriminelle und Stricher.“ Ein Biergarten sollte das ändern, so Schönings Idee, die er vergeblich beim Land durchzusetzen versuchte. „Ohne Visionen geht nix im Leben“, sagt er heute und ergänzt: „Wenn ich mich mal an was festbeiße . . .“

Drei Jahre hat er gekämpft. Rückendeckung bekam Schöning schließlich von dem im vergangenen August verstorbenen Gerhard Mayer-Vorfelder, damals Finanzminister in Baden-Württemberg. Es gab eine öffentliche Ausschreibung mit der Vorgabe, dass dem Land keine Kosten entstehen dürfen. Der Zuschlag ging an die Eichbaum-Brauerei in Mannheim. Als im Februar 1995 erste Bauabsichten bekannt wurden, war die Rede von einer „badischen Offensive aufs Zentrum des Schwabenlandes“. Eichbaum soll rund eine Million Mark investiert haben, um auf dem Gelände der heruntergekommenen Milchbar von 1961 einen Versorgungspavillon samt Biergarten einzurichten. Von 800 Plätzen ging man aus, inzwischen kommen an schönen Tagen bis zu 6000 Gäste.

Gleich nach der Eröffnung am 24. Mai 1996 wurde Schönings Team von den Besuchern überrannt. Ein zweiter Ausschank und mehr Personal mussten her. Die ersten drei Jahren bot Schöning seinen Gästen eine Security-Begleitung zum Hauptbahnhof an. Das war bald nicht mehr nötig. Durch den Biergarten entdeckten die Stuttgarter ihren Park wieder.

Vor 13 Jahren hat Sonja Merz im Mittleren Schlossgarten übernommen – und legte im Jahrhundertsommer 2003 einen Traumstart hin. Seit drei Jahren kämpft sie jetzt aber mit den Begleiterscheinungen von Stuttgart 21. Der fehlende direkte Zugang zur Königstraße kostet sie, wie sie sagt, ein Drittel ihres Umsatzes. Wer in den Biergarten will, muss den Baustellen-Steg nehmen oder die Brücke vom Hotel Le Méridien her. Außerdem gibt es einen Zugang vom Bahnhof, ab Gleis 16. Sechs Jahre, schätzt Merz, muss sie durchhalten. „Aber dann bin ich mittendrin.“ Ihr Vertrag mit dem Land läuft bis 2021, mit der Option, um fünf Jahre zu verlängern.