Die FDP-Politikerin Judith Skudelny hat über Ostern schon wieder ein bedrohliches Schreiben erhalten. Dieses Mal war dem Brief ein Messer beigelegt, an Weihnachten war es eine Patronenhülse. Wie geht sie und ihre Familie damit um?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Leinfelden-Echterdingen - Angst machen lässt sich Judith Skudelny nicht. Vielmehr habe sie sich „darüber gewundert“, dass sie an Ostern schon wieder einen Hassbrief erhalten habe, sagt die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete und Generalsekretärin der FDP im Land, die seit 16 Jahren außerdem Stadträtin in Leinfelden-Echterdingen ist, wo sie auch wohnt. „Ich dachte, dass die Sache abgehakt sei.“ Bereits an Weihnachten hatte ihr jemand einen Hassbrief samt einer Patronenhülse geschickt. An Ostern lag nun ein Messer dem Drohschreiben bei.

 

Auch dieses Mal hat Judith Skudelny Fotos von dem Hassbrief gemacht und diese auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Die Abgeordnete für den Wahlkreis Stuttgart 1 kommentierte das Schreiben so: „LANGWEILIG! Wenn ich als Politiker nicht auch Vorbild wäre, würde ich dem Absender – politisch unkorrekt – gerne den Stinkefinger zeigen. Ich habe jetzt zu Weihnachten und Ostern was erhalten. Zu Pfingsten wünsche ich mir etwas Netteres – Blumen zum Beispiel. Und im Zweifel auch nachvollziehbare Argumente, die helfen im politischen Diskurs auch mehr als so ein Mist!“

Der Brief sei eine letzte Warnung, heißt es

Unterzeichnet worden war der Brief von den revolutionären Aktionszellen (Raz) und der militanten Zelle Mieze. Darin heißt es unter anderem: „Wir haben Sie und Ihr schädliches Tun nach wie vor im Auge“ sowie „Sie haben es in der Hand, wie weit wir gehen werden“. Skudelny wird in dem Brief als „Marionette“ bezeichnet, das Messer als „eventuelle Hilfe, um die Fäden, an denen Sie noch hängen, selbst durchzutrennen“. Konkret geht es vor allem um Umweltpolitik. Skudelny habe „mehr als genug Möglichkeiten, in ihren Gremien einen positiven Einfluss zum Schutz unserer Umwelt und für die Menschen zu erwirken“, der Brief sei „eine letzte Warnung“.

Nun ermittelt das baden-württembergische Landeskriminalamt. Die Post an Weihnachten kam vom Briefzentrum Waiblingen (Rems-Murr-Kreis). Deshalb wurde vermutet, dass der Täter aus dem Großraum Stuttgart kommen könnte.

Von den Kindern die Angst fernhalten

Die Politikerin selbst will sich nicht einschüchtern lassen. „Ich habe den Brief nur ganz grob überflogen.“ Denn wenn sie die Details genau studiere, würde sie das verunsichern. „Aber den Brief haben mehrere erhalten, nicht nur ich – was erst einmal positiv ist“, sagt sie. Das Landeskriminalamt werde nun eine Gefährdungseinschätzung machen und nötige Sicherheitsmaßnahmen durchsetzen. „Ich habe keinen Personenschutz, aber die Polizei patrouilliert öfter vor meinem Wohnhaus und Büro.“

Noch bevor Skudelny das Landeskriminalamt informiert hatte, habe sie mit ihren Mitarbeitern und ihrer Familie gesprochen, berichtet sie. „Meine Mitarbeiter wussten aber fast alle schon Bescheid, weil nicht ich, sondern einer von ihnen das Schreiben für mich geöffnet hatte.“ Von ihren Kindern versuche sie, sämtliche Angst fernzuhalten: „Ich erzähle ihnen, dass ich so ein Schreiben bekommen habe, die Polizei informiert ist und sie die Augen offen halten sollen.“ Für ihren Mann sei es schwieriger, mit der Hasspost umzugehen: „Wenn einer von uns angegriffen wird, fühlt sich der andere mitangegriffen“, erläutert sie. Ihr persönlich helfe es aber, wenn ihr Mann wütend werde, weil sie dann selbst ruhiger werde, „wir schaukeln uns nicht gegenseitig hoch“.

„Ich bin etwas cooler geworden“

Was die Polizei nun im Hintergrund unternehme, um Skudelny zu schützen, wisse sie nicht im Detail. „Letztes Mal habe ich fast nichts gemerkt – außer dass einmal zwei Personen vor meinem Wahlkreisbüro festgenommen wurden.“ Anstatt sich verrückt zu machen, versuche sie, so gut es gehe, normal weiterzumachen. „Ich bin etwas cooler geworden im Vergleich zum letzten Mal. Aber eigentlich sollte man sich an so etwas nicht gewöhnen.“