Eine Rückkehr zum VfB als Präsident schließt Erwin Staudt aus. „Ich bin Präsident des Business Clubs“, sagt er, „hier klappt es mit dem Wlan.“ Der 71-Jährige sprach beim Sommerfest auf Schloss Solitude mit uns auch über Jürgen Klinsmann.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wer das Jahr über in einer Spitzenposition Verantwortung trägt, Finanzpläne erstellt und abends spät Feierabend macht, lässt zum Ausgleich gern mal seine wilden Seiten raus. Als Motto für das Sommerfest des Stuttgarter Business Clubs – die „Wirtschaftswoche“ nennt diesen Zirkel auf Schloss Solitude den „Treffpunkt der Macht“ –, hat Promi-Wirt Jörg Mink das Motto „Wild, wild West“ ausgerufen, in Erinnerung an seinen jüngsten US-Trip auf der Harley. Es wird gegrillt, und eine Countryband spielt.

 

Born to be wild! Im „wilde Süden“ kommt dies schon mal vor. Mink ist im Sternzeichen der wilden Feger geboren. Seine Partys sind berüchtigt. Kürzlich haben die Fantastischen Vier den 30. Geburtstag ihrer Band bei ihm gefeiert. Der Auftrag lautete: Die Sause solle so werden, als fände sie im Garten einer der Fantas satt. Familiär geht’s beim Pächter der Solitude-Gastronomie zu – dies kommt dem Business-Club mit 340 Mitgliedern und 120 Veranstaltungen im Jahr zugute.

Was Erwin Staudt über Jürgen Klinsmann sagt

Wie netzwerkt es sich besser, digital oder analog? Die sozialen Medien – diese Erkenntnis setzt sich durch – sind allenfalls das Vorspiel. In den deutschen Metropolen haben sich nach Londoner Vorbild Wirtschaftsclubs zum analogen Austausch gebildet, sich dabei von britischen Regeln entfernt. Frauen werden nicht ausgegrenzt. In Stuttgart ist der Business-Treff nichts für Menschen, die ihre Nase hoch tragen. Dafür sorgt Mink mit seiner bodenständigen Art. Als den „letzten erfolgreichen VfB-Präsident“ begrüßt er Erwin Staudt bei der Wild-West-Party.

Der 71-Jährige führte den Neckarverein von 2003 bis 2011, in seine Amtszeit fielen die deutsche Meisterschaft 2007 und Champions-League-Teilnahmen. Eine Rückkehr als VfB-Präsident, wie sie von Fans gefordert wird, kommt für ihn nicht an den Brustring. „Ich bin Präsident des Stuttgarter Business-Clubs“, sagt er lächelnd, „das reicht.“ Auf Schloss Solitude funktioniere nämlich das Wlan. Dann fügt er im Ernst hinzu: „Für den VfB-Präsident bin ich zu alt.“ Dies sollten Jüngere tun. Ob Jürgen Klinsmann der Richtige ist? Staudt schätzt ihn sehr. Man müsse allerdings bedenken, dass zur Führung eines großen Vereins sportliche Qualitäten nicht ausreichten, es gehe auch um wirtschaftliche Kompetenz.

Ein McLaren 650S Spider ist nichts für Introvertierte

Zu den Spitzenkräften des Business-Clubs zählt der Neurochirug Panagiotis Kafritsas , der aussieht wie der griechische Bruder des Sängers Jamie Cullum. Als Kind wollte er Rennfahrer werden. Der Chefarzt der NC-Klinik am Forum Ludwigsburg hat sich zu seinem 40. Geburtstag einen Sportwagen geschenkt: Sein McLaren 650S Spider ist nichts für Introvertierte. Ständig werden Handyfotos von dem flachen Flitzer gemacht, egal, wo er damit auftaucht. Nur am Hockenheim-Ring kann Kafritsas das 650 PS starke Gefährt ausfahren. Ein Ausgleich zum Operieren sind für ihn die Fahrten. Konzentriert wie in der Klinik sitzt er am Lenkrad. „Ich hab keinen Punkt in Flensburg,“ sagt er. Solche Autos sollte keiner unter 30 fahren dürfen, findet der Arzt.

It’s showtime! Wo er mit dem Sportwagen auftaucht, wird gerätselt: Ist das ein Ferrari? Noch ist McLaren als Autohersteller recht unbekannt. Im Schloss Solitude hat Herzog Carl Eugen rauschende Partys gefeiert. Auch heute zeigt sich hier: Der schwäbische Geiz ist eine Mär. Im Business-Club treffen sich Menschen, die sich was gönnen und denen es noch besser geht, wenn sie regelmäßig spenden.