Sie stammt aus Rumänien, wo sich viele Schwule, Lesben und Transgender lieber verstecken als outen: Clublegende Laura Halding-Hoppenheit reiste mit dem Stuttgarter CSD-Sprecher Detlef Raasch zum Bukarest Pride. Die beiden berichten, was sie erlebten.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart/Bukarest - „Ja, ich hatte zum ersten Mal Angst“, gesteht Laura Halding-Hoppenheit, die in Stuttgart seit über vier Jahrzehnten als „Schwulenmutti“ verehrt wird. Die rumänische Regierung unternehme schließlich nichts gegen die Diskriminierung der queeren Bevölkerung und lasse eine Hetze gegen Menschen zu, die sich outen. Beim Bukarest Pride unterm Regenbogen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit oft rechtsextremen Gegendemonstranten. Gerade deshalb, findet die in Rumänien geborene Wirtin, sei Solidarität aus Europa so wichtig.

 

Erstmals reiste Halding-Hoppenheit mit Detlef Raasch, dem neuen Kopf des CSD von Stuttgart, zum internationalen Marsch in die Normalität nach Bukarest – und zieht nun eine äußerst positive Bilanz. „Die rumänische Polizei war sehr freundlich zu uns und hat uns beschützt“, berichtet die Linke-Stadträtin mit den roten Haaren. Auf den Straßen von Bukarest habe sie „Respekt, Liebe und gute Laune“ gespürt. Einen so großen Demonstrationszug für die Akzeptanz von sexuellen Minderheiten hat die Wirtin in der rumänischen Hauptstadt noch nie erlebt. Die Teilnehmerzahl schätzt sie auf 10 000. Dies war für die Behörden wohl zu viel. Weil die Pride-Veranstalter nur 500 Personen angemeldet hatten, müssen sie 7000 Lei (etwa 1425 Euro) Strafe bezahlen. „Das interessiert keinen“, findet die Stuttgarterin, „viele wichtiger ist, dass so viele junge Menschen mit uns demonstriert haben.“

Nun wird in Stuttgart Geld für Medikamente gegen Aids gesammelt

Detlef Raasch ist beeindruckt, „wie sich die Menschen dort organisieren und auch die Regeln einhalten wegen Corona“. Mit einfachen Mitteln werde in Bukarest viel möglich gemacht. Der Stuttgarter CSD-Sprecher konnte spüren, wie die „normale Bevölkerung“ aufgeschlossen der LSBTTIQ-Bewegung gegenüber sei. Dies habe sich wohl im positiven Sinn verändert im Vergleich zu früher. Gleichzeitig aber ist Raasch „schockiert“, dass die rumänische Regierung im Kampf gegen Aids die Prävention gestrichen habe und auch kein Geld für Medikamente gegen HIV bereitstelle. „Dies macht mich wütend und traurig“, sagt er. Vor Ort hat er mit Laura Halding-Hoppenheit beschlossen, in Stuttgart eine Spendenaktion zu starten mit dem Ziel, Medikamente im Kampf gegen Aids nach Rumänien zu schicken.