Am Spielfeldrand, im Arbeitsleben und in der Stadtgesellschaft ist Bernhard Schwarz, Chef von Dinkelacker-Schwaben Bräu, für Fairness und Gerechtigkeit. Deshalb ist er Juror bei der Ehrenamtsaktion Stuttgarter des Jahres.

Stuttgart - Beim Anschlusstreffer der Stuttgarter Kickers zum 2:1 gegen Dynamo Dresden in der 78. Minute reißt Bernhard Schwarz die Arme hoch. „Jetzt geht noch was“, schreit er. „Wir haben noch eine Chance.“ Aber es sollte nicht sein. Das Spiel im Gazi-Stadion auf der Waldau endete mit einer Niederlage für die Blauen. Aber der Geschäftsführer der Brauerei Dinkelacker-Schwabenbräu ist ein fairer Verlierer. „Die Sachsen waren einfach besser und körperlich präsenter.“

 

Schwarz ist ein Vertriebsmann

Nicht nur am Spielfeldrand ist Schwarz für Fairness und Gerechtigkeit, auch im Arbeitsleben und in der Stadtgesellschaft. Deshalb ist er Juror bei der Ehrenamtsaktion Stuttgarter des Jahres, initiiert von der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der Stuttgarter Zeitung. Die Brauerei engagiert sich ebenfalls sozial. „Aber das hängen wir nicht an die große Glocke“, sagt der 1960 in Tuttlingen geborene Manager. Dennoch: Das Unternehmen unterstützt zum Beispiel die Olgäle-Stiftung, angeführt von Stefanie Schuster, der Frau des ehemaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster. Auch im Landesmuseum im Alten Schloss engagiert sich die Familienbrauerei Dinkelacker, ebenso beim Varieté. Jetzt reicht es dem Chef aber auch mit der Selbstdarstellung . „Damit gehen wir nicht so gern an die Öffentlichkeit.“

Bernhard Schwarz weiß selbst nicht, wie man ein gutes Bier braut. „Aber dafür haben wir unsere Braumeister, die mit Herz und Hirn bei der Sache sind.“ Er ist ein Vertriebsmann. Nach der Mittleren Reife hat er eine kaufmännische Ausbildung durchlaufen. Seit 1984 arbeitet er bei Dinkelacker. Zunächst war er von Tuttlingen aus im Außendienst in den Landkreisen Kon-stanz, Villingen-Schwenningen und Rottweil unterwegs. Später wurde er Verkaufsleiter, dann Verkaufsdirektor Gastronomie. Seit 2009 sitzt er auf dem Chefsessel.

Stolz auf das Unternehmen

Im Alter von 30 Jahren hat Schwarz im Rahmen eines Dualen Studiums neben dem Beruf seinen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht. „Ich hatte das Glück, dass ich mich im Unternehmen gut entwickeln konnte.“ Der Vater zweier erwachsener Kinder lebt in Neuhausen auf den Fildern. Beide Kinder absolvieren derzeit ein Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Wenn Bernhard Schwarz von seinem Unternehmen erzählt, kann er den Stolz nicht verhehlen. 800 000 Hektoliter Bier produziert sein Unternehmen im Jahr. Dazu gehören Produkte wie Sanwald, Wulle, Dinkelacker und Schwaben Bräu. „Die Fusion mit Schwabenbräu 1997 war unsere bisher größte Herausforderung. Aber wir haben sie gut gemeistert. “ Bernhard Schwarz besucht und fördert nach wie vor den Schwabenbräu-Singchor in Vaihingen. „Wir sind wohl die einzige Brauerei in Baden-Württemberg, die über einen eigenen Chor verfügt.“

Seit 127 Jahren hat das Unternehmen an der Tübinger Straße seinen Sitz. Dinkelacker-Schwabenbräu beschäftigt derzeit insgesamt 270 Mitarbeiter. „Wir hängen an diesem Standort“, sagt Schwarz. In den 90er-Jahren habe es zwar einmal Überlegungen gegeben, die Produktion zu verlagern. „Aber die sind längst vom Tisch – spätestens nach dem aufwendigen Auf- und Umbau im Jahr 1999.“

China ist ein reiner Weizenbier-Markt

Bernhard Schwarz war nicht nur in der Zeit als aktiver Fußballer in Tuttlingen eine Offensivkraft als Mittelstürmer. Er ist es im Berufsleben heute noch. 1990 hat jeder Deutsche im Schnitt 145 Liter Bier getrunken. Heute sind es noch 106 Liter. Angesichts dieses sinkenden Konsums setzt der Chef mit seinem Team auf Regionalität. „Die Leute schätzen es, wenn sie wissen, dass unsere Rohstoffe von heimischen Landwirten kommen. Das hebt uns von den internationalen Brauereien ab.“

Das war auch der Grund, warum die Familie Dinkelacker 2007 die Brauerei von dem Weltkonzern Inbev zurückgekauft hat. „Wir sahen damals die Chance, unsere Marken weiter zu entwickeln – entgegen dem rückläufigen Markttrend.“ Für Schwarz gibt es nichts Schlimmeres, als wenn alle Biere in die gleiche Geschmacksrichtung gehen, und die Konsumenten die Produkte nicht mehr unterscheiden können.

Nicht zuletzt deshalb finden dreimal im Monat an der Tübinger Straße sogenannte Bier-Blindverkostungen statt. „Da probieren wir uns durch das Sortiment der Konkurrenz und durch unsere eigenen Produkte, ohne vorher zu wissen, was vor uns im Glas ist.“ Dinkelacker-Schwaben Bräu ist nach dem Worten des Chefs also eine regionale Marke. Das hindert Bernhard Schwarz aber nicht, seine Produkte im Ausland in die Märkte zu bringen. „Wir sind seit einigen Jahren wieder in den USA aktiv. Zur Weltausstellung 1965 waren wir schon einmal in New York präsent. Das hat Inbev dann beendet.“ Jetzt baut die Brauerei neue Vertriebskonzepte in den Vereinigten Staaten auf.

Ein weiterer wichtiger Auslandsmarkt ist China. „Das ist ein reiner Weizenbier-Markt“, sagt Schwarz. „So etwas haben die dort nicht.“ Mit Sanwald ist das Unternehmen 2013 in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Staat gestartet. „China entwickelt sich zum Exportbier-Land Nummer eins für Deutschland. Da müssen wir dabei sein.“

Bernhard Schwarz ergreift die Chancen, wenn sie sich ihm bieten. „Eine gute Flanke musste ich schon als Fußballer immer reinmachen.“ So sieht er es heute noch hin und wieder als Spieler in der Seniorenmannschaft des FV Neuhausen. Und so sieht er es auch für sein Unternehmen.

Alle Infos und Hintergründe zum Ehrenamtspreis

Der Preis Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Versicherungsgruppe zeichnen ehrenamtlich engagierte Menschen aus. Dazu stiften sie den Preis Stuttgarter des Jahres, der mit insgesamt 30 000 Euro dotiert ist. Gesucht werden zehn Personen, die sich vorbildlich in der Gesellschaft einbringen, charakterstarke Menschen, deren Engagement eine Motivation und ein Ansporn für Dritte sein soll. Die Projekte sollen sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektive auszeichnen. Nominiert werden können Einzelpersonen, Schulklassen, Projektgruppen, Verbände, Vereine, Bürgerforen, freie Zusammenschlüsse, Nachbarschaftshilfen, aber keine Institutionen wie zum Beispiel das Rote Kreuz als Ganzes.

Die Jury Sechs Juroren entscheiden, welche zehn Kandidaten den Preis in Höhe von jeweils 3000 Euro erhalten. Ulrike Groos leitet seit 2010 das Kunstmuseum am Stuttgarter Schloßplatz. Bernhard Schwarz ist seit 2009 der Geschäftsführer von Dinkelacker-Schwabenbräu. Gökay Sofuoglu ist seit Mai 2014 gemeinsam mit Aysun Aydemir Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland und zugleich Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Renate Riek-Bauer ist mit 518 Einsätzen die Volleyball-Rekordnationalspielerin für Deutschland. Außerdem sitzen der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs , und Frank Karsten , der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Versicherungsgruppe, in der Jury.

Die Paten Das Besondere am Stuttgarter des Jahres ist, dass sich die möglichen Kandidaten nicht selbst bewerben können, sondern sie müssen von einem Paten vorgeschlagen werden. Wenn Sie also jemanden kennen sollten, der für Sie der Stuttgarter oder die Stuttgarterin des Jahres ist, dann melden Sie sich bei uns. Schreiben Sie uns Ihren Vorschlag auf und begründen Sie kurz, warum diese Person für Sie den Preis verdient hätte. Vergessen Sie nicht, uns Ihre vollständigen Kontaktdaten zu hinterlassen.

Kontakt Stuttgarter Zeitung, Ralf Gunkel, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, Internet www.stuttgarter-des-jahres.de oder E-Mail an stuttgarter-des-jahres@stz.zgs.de