Markus Baur hat im Sport viel erreicht. Seine Erfahrungen sieht er als eine gute Basis dafür an, in der Jury der Wahl zum Stuttgarter des Jahres faire Entscheidungen zu treffen.

Stuttgart - Unter einem Weltmeister geht es bei der Wahl zum Stuttgarter des Jahres nicht mehr. Im vergangenen Jahr saß der Fußballer Guido Buchwald, genannt Diego, in der Jury – jetzt Markus Baur, seines Zeichens Handballer beim Titelgewinn 2007 in Köln. Das ließe sich problemlos auf seine Rolle bei dem Ehrenamtspreis übertragen, der zum fünften Mal von der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der Stuttgarter Zeitung ausgelobt wird.

 

Baur ist derzeit Handballer a. D., aufgeschlossen für neue Aufgaben. Bis zum 30. Juni stand er beim Bundesligisten TVB Stuttgart als Trainer unter Vertrag, tun musste er dafür aber nichts mehr – seit 18. Februar. Damals trennten sich die Wege, es war kein besonders rühmliches Ende, nachdem Markus („Schorsch“) Baur trotz zehn Niederlagen eigentlich noch das Schlüsselspiel beim Mitkonkurrenten im Abstiegskampf in Friesenheim von der Bande aus verantworten und verfolgen sollte. Doch über Nacht war Baur seinen Job los – und um eine Erfahrung reicher.

„In puncto Kommunikation und auch Kooperation werde ich sicher meine Lehren daraus ziehen“, sagt Markus Baur jetzt , was darauf schließen lässt, dass die Trennung nicht gerade im Einvernehmen erfolgt war. Damals sei das schon ein kleiner Schock gewesen, inzwischen sagt er: „So ein Erlebnis bringt einen auch weiter.“

Markus Baur hat 712 Tore erzielt

Man lernt eben nie aus, selbst als Weltmeister nicht. Eine sportliche Auszeichnung, auf die der 47-Jährige bis heute regelmäßig angesprochen wird. „Das ist dann auch eine Bestätigung für das, was man geleistet hat“, sagt der 228-malige Nationalspieler, der 712 Tore auf dem Konto stehen hat. In diesem Zusammenhang freut er sich schon auf seine Aufgabe als Jury-Mitglied. „Ich lasse mich überraschen, was da auf mich zukommt. Ich denke, wir werden auf interessante Menschen und deren Geschichten aus unterschiedlichen Bereichen des Lebens treffen.“ Nicht nur aus dem Sport, auch wenn der Baur bisher geprägt hat. „So eine Publikumswahl ist immer etwas Besonderes“, sagt er aus eigener Erfahrung als zweimaliger Handballer des Jahres (2000 und 2002), weil sie von Leuten getroffen wird, die nicht unmittelbar mit den handelnden Personen zu tun haben, von den Fans beispielsweise.

Baur ist stets offen für Veränderungen in seinem Leben. Handball ist nicht alles. Seit dem 1. Juli versucht der ehemalige Spielmacher, auf einem neuen Terrain die Fäden zu knüpfen, dem Immobiliensektor. Über den TVB-Sponsor Wohninvest und dessen Gesellschafter Harald Panzer kam er zu dem Job und will dabei das Thema Sport und Gesundheit im Gebäude- und Objektbereich angehen; also ein Konzept mitentwickeln, wie sich das unter einen Hut bringen lässt, zum Beispiel bei Privatkliniken für Stressmedizin und Psychotherapie. „Eine spannende Aufgabe“, sagt Baur, der künftig viel von zu Hause aus arbeiten und deshalb auch seine Wohnung in Stuttgart demnächst aufgeben wird. Hauptsitz ist dann sein Heimatort Salem am Bodensee, wo seine Frau und der jüngste Sohn schon bisher wohnen.

Auch die Kinder sind sportbegeistert

Die große Tochter Chiara (19) indes absolviert in der Landeshauptstadt ihr Bachelorstudium – und spielt weiter Handball bei den Tigers Waiblingen in der zweiten Liga. Und der größere Sohn Mika eifert Buchwald nach – allerdings nicht mehr auf dem Wasen beim VfB. Aus eigenen Stücken heraus hat er entschieden, auf das Fußballinternat des SC Freiburg zu wechseln, für einen 14-Jährigen in der C-Jugend eine mutige Entscheidung – „auch wenn ihm die sicher ein Stück weit schwergefallen ist“, wie Markus Baur zugibt.

Wie der Vater so der Sohn – auch Baur ist viel rumgekommen im Handball: vom VfL Pfullingen über die SG Wallau/Massenheim, den TV Niederwürzbach bis nach Wetzlar und Lemgo und schließlich in die benachbarte Schweiz zu Pfadi Winterthur als Spieler-Trainer. Später war er erfolgreicher Coach der deutschen Junioren-Nationalmannschaft, ehe er sich 2016 für den TVB entschied, obwohl sein Vertrag beim deutschen Verband noch weitergelaufen wäre. „Dabei hat mir mein erstes Gefühl eigentlich gesagt, mach es nicht“, doch dann habe er sich doch überzeugen lassen – nicht überreden wohlgemerkt – vom „Projekt Wild Boys“ in Stuttgart; im Nachhinein vielleicht die falsche Entscheidung. Auch deshalb macht er nun an einigen Wochenenden eine Ausbildung zum Business-Coach bei Jörg Löhr, einem ehemaligen Handballer, der sich auf Unternehmensberatung und Motivationstraining fokussiert hat.

Vielleicht nützen Markus Baur seine jüngsten Erkenntnisse dann auch in seiner Rolle als Juror. „Als ich danach gefragt wurde, war ich zunächst schon ein wenig überrascht.“ Jetzt ist er motiviert – und seine Erfahrungen im Handball führen möglicherweise dazu, dass er als „Punktrichter“, wie man im Boxen sagen würde, doppelt genau hinschaut, um am Ende – zusammen mit seinen fünf Mitstreitern – die richtige Wahl zu treffen. Auch wenn es nicht gleich um die Krönung eines Weltmeisters geht, aber der Titel „Stuttgarter des Jahres“ hat sich im nunmehr fünften Jahr längst etabliert als Auszeichnung für die stillen Helden in der Stadt, die sonst nicht im Rampenlicht stehen.

Der Preis Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und die Stuttgarter Zeitung zeichnen ehrenamtlich engagierte Menschen aus. Dazu stiften sie den Preis Stuttgarter des Jahres, der mit insgesamt 30 000 Euro dotiert ist. Gesucht werden zehn Personen, die sich vorbildlich in der Gesellschaft einbringen, charakterstarke Menschen, deren Engagement eine Motivation und ein Ansporn für Dritte sein soll. Die Projekte sollen sich durch Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsperspektive auszeichnen. Nominiert werden können Einzelpersonen, Schulklassen, Projektgruppen, Verbände, Vereine, Bürgerforen, freie Zusammenschlüsse, Nachbarschaftshilfen, aber keine öffentlichen Institutionen wie zum Beispiel das Rote Kreuz als Ganzes.

Stuttgarter des Jahres

Die Jury Fünf weitere Juroren entscheiden neben Markus Baur, welche zehn Kandidaten als Stuttgarter des Jahres den Preis in Höhe von 3000 Euro erhalten: Astrid M. Fünderich spielt in der Krimiserie „Soko Stuttgart“ die Rolle der Hauptkommissarin Martina Seifert. Martin Kluck war Stuttgarter des Jahres 2014. Er bekam den Preis, weil er T-Shirts in Afrika produzieren lässt und mit dem Erlös aus dem Verkauf Grundschulen in Tansania unterstützt. Martin Luding ist Caveman. In dem Solostück von Rob Becker erzählt er von Männern und Frauen, vom Kampf und vom Krampf. Außerdem sitzen der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs, und Frank Karsten, der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Versicherungsgruppe, in der sechsköpfigen Jury.

Die Paten Das Besondere am Stuttgarter des Jahres ist, dass sich die Kandidaten nicht selbst bewerben können, sondern von einem Paten vorgeschlagen werden müssen. Wer schon einmal einen Kandidaten vorgeschlagen hat, kann es gern noch einmal probieren. Wenn Sie jemanden kennen, der für Sie ein Stuttgarter des Jahres ist, melden Sie sich bis zum 24. November. Schreiben Sie uns und begründen Sie, warum diese Person den Preis verdient hätte. Vergessen Sie nicht, uns Ihre vollständigen Kontaktdaten zu hinterlassen.

Kontakt Stuttgarter Zeitung, Ralf Gunkel, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart. Oder im Internet unter www.stuttgarter-des-jahres.de oder per E-Mail an stuttgarter-des-jahres@stz.zgs.de.