Die vermehrte Hilfsbereitschaft der Stuttgarter bestärkt Gudrun Nitsch in ihrem Engagement für Flüchtlinge. Sie hat im vergangenen Jahr die Auszeichnung Stuttgarterin des Jahres erhalten.

Stuttgart -
Frau Nitsch, das Thema Flüchtlinge ist immer mehr in den Focus gerückt. Hat sich dadurch Ihre Arbeit mit dem Freundeskreis Flüchtlinge Vaihingen-Rohr verändert?
Es ist eindeutig mehr Arbeit geworden. Weniger wegen der steigenden Flüchtlingszahlen, sondern aufgrund der großen Hilfsbereitschaft der Stuttgarter. An manchen Tagen komme ich mir vor wie eine Full-Time-Sekretärin. Die Arbeit ist also die gleiche geblieben, doch die Organisation ist aufwendiger geworden. Aber das ist ja eine sehr erfreuliche Reaktion der Menschen. Das habe ich vor einigen Jahren noch anders erlebt.
Hat die Auszeichnung für Sie persönlich Veränderungen mit sich gebracht?
Persönlich nicht. Die Freude über die Bestätigung wirkt nach, aber ich bin immer noch dieselbe.
Wofür haben Sie das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro verwendet?
Einen Teil des Geldes hat , wie angekündigt, die Islamische Gemeinschaft Stuttgart bekommen. Als Pendant habe ich Pax Christi, die Internationale Katholische Friedensbewegung, bedacht, deren Mitglied ich bin. Es gibt dort viele sinnvolle Ideen, mit denen versucht wird, vor Ort Frieden zu stiften. Gut finde ich zum Beispiel ein israelisch-palästinensisches Projekt. Ein anderer Teil des Preisgeldes ging an ein Hilfsprojekt in Afrika, ein weiterer an eine syrische Familie, die hier in Stuttgart Fuß fassen möchte. Aber mein Mann hat darauf gedrängt, dass mir selbst auch etwas zugutekommt, und so habe ich den Rest des Geldes für eine Reise nach Bologna eingesetzt.
Gab es Reaktionen auf die Ankündigung, einen Teil des Geldes für die Islamische Gesellschaft zu spenden?
Einige haben interessiert nachgefragt. Bei manchen hatte ich das Gefühl, dass sie höflich schweigen, weil sie so etwas selbst nicht machen würden. Andere haben gerade das hervorgehoben: dass es wichtig ist, auch an unsere islamischen Mitbürger zu denken.