Patrick Bopp von der A-cappella-Gruppe Füenf kennt als Chorleiter der Vesperkirche die Bedeutung sozialer Projekte. Nicht nur deshalb ist er einer von vier Juroren bei der Preisverleihung zum Stuttgarter des Jahres.

Stuttgart - Er ist viel unterwegs: zu Auftritten mit der A-cappella-Gruppe Füenf, als Gesangspädagoge, als Leiter diverser Chöre. Patrick Bopp ist ein beschäftigter Sänger, und doch nimmt er sich Zeit als Jurymitglied beim Stuttgarter des Jahres. „Soziales Engagement sollte wahrgenommen werden“, sagt er. Dass ein Ehrenamt das Leben bereichern kann, weiß er. Bopp leitet den Chor und die Band der Stuttgarter Vesperkirche und arbeitet mit Jugendlichen, denen das Singen und Musizieren nicht in die Wiege gelegt wurde.

 

Bopp stammt aus einer musikalischen Familie, spielte früh Klavier und improvisierte gern. Bereits während seiner Schulzeit am Fanny-Leicht-Gymnasium in Vaihingen gründete er diverse Bands. Nach einem Studium (Klavier und Ensemble-Leitung) arbeitete er als Coach an der Stuttgarter Staatsoper. Mittlerweile singt der 43-Jährige im Hauptberuf als Bariton bei den Füenf, der über Stuttgart hinaus bekannten Comedy-a-cappella-Gruppe. Gemeinsam touren die Musiker durch Deutschland, und wenn sie nicht gerade auf Tournee sind, unterrichtet Patrick Bopp als Gesangslehrer an der Musikschule Calw.

Bei den Füenf haben alle Mitglieder Spitznamen. „Das hilft dabei, dass wir uns auf der Bühne wohlfühlen“, sagt Memphis, wie Bopp genannt wird. Nach so langer Zeit im Musikgeschäft leidet er nicht mehr sehr unter Lampenfieber, doch für die Comedy sei es hilfreich, sich auf der Bühne eine Rolle anzueignen. Und so wurde aus Patrick Memphis – der Schüchterne, der gelegentlich mal ausflippt.

Bopp leitet gleich mehrere Chöre

Am A-cappella-Gesang ohne Begleitung durch Instrumente mag Bopp das „Aufeinandereinschwingen“, und er freut sich, dass mit den Jahren die „abschreckende Wirkung des Wortes A-cappella“ nachgelassen habe. In seinem Geburtsort Steinenbronn leitet er neben dem Liederkranz auch den jungen Chor SevenEleven 44. Das ist die Postleitzahl von Steinenbronn.

Anders verlaufen die Proben für die Vesperkirche, bei denen er seit fünf Jahren als Leiter am Klavier sitzt. „Rahmenlos und frei“ nennen sich die 17 Sängerinnen und Sänger, die zwischen Januar und März ein Konzertprogramm erarbeiten. Bei der Vesperkirche geht es nicht nur darum, Essen, Medizin und Beratung für die zu bieten, die am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen können, weil ihnen das Geld fehlt. „Hier kommen alle zusammen, um ein Konzert zu genießen“, erklärt Bopp, „Leute, die an den Rand gedrängt sind, ebenso wie Stuttgarter Bürger.“

Das Programm setzt sich aus den Wünschen der Chormitglieder zusammen, die von einer Band begleitet werden. „Viele Titel haben mit Sehnsucht zu tun“, sagt Bopp. Die Bandbreite reicht vom Schlager über Rock bis hin zu Musik von den Ärzten. „Ich mag es, wenn die Lieder aus voller Seele gesungen werden“, sagt Bopp. Bei den Sängern der Vesperkirche geht es darum, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Bei den Proben lernt der Chorleiter viele Menschen kennen, deren schwierige Lebensgeschichten ihn berühren. „Sich zu öffnen, ist für viele keine leichte Sache“, sagt er, aber gerade diese „Herzoffenheit“ sei es, die ihn bei den Konzerten in der Leonhardskirche anrühre: „Ich habe oft Gänsehaut.“

Sein Talent, unterschiedliche Menschen in der Musik zusammenzuführen, setzt er auch in seinem Wohnort Esslingen ein. Hier gibt es einen Chor, in dem ältere Menschen gemeinsam mit Jugendlichen singen. Und in der Musikschule in Calw singt und trommelt er mit Kindern, die aus der Regelschule geflogen sind: „Da geht es darum, sich überhaupt konzentrieren zu können.“ All diese Erfahrungen haben sein Gehör für die unterschiedlichen Schwierigkeiten geschärft, mit denen seine Mitmenschen manchmal zu kämpfen haben. „Als Jurymitglied beim Ehrenamtspreis Stuttgarter des Jahres geht es mir vor allem um die zwischenmenschlichen Projekte, um diejenigen, die Berührungsängste abbauen“, meint Patrick Bopp. „Ich weiß ja selbst, wie wichtig es ist, dass solche Arbeit unterstützt wird.“