Auf dem Aktivspielplatz Raitelsberg im Stuttgarter Osten können Familien Tiere, Natur und jede Menge Spielmöglichkeiten erleben. Doch um den Betrieb aufrecht zu erhalten, braucht der Verein mehr Geld.

S-Ost - Andreas Pohl ist sichtlich stolz. Stolz auf all das, was in den letzten Monaten und Jahren auf dem Aktivspielplatz Raitelsberg passiert ist. Denn dort, wo vor ein paar Jahren noch alte Spielgeräte standen und sich jede Menge Gerümpel sammelte, findet man heute eine liebevoll gestaltete Jugendfarm mit Schafen, Pferden, Hühnern, Kaninchen, neuen Spielmöglichkeiten, einer Werkstatt, neuen Aufenthaltsflächen und Sonnenterrassen. Und als Vorsitzender des Vereins Aktivspielplatz Raitelsberg hat Andreas Pohl noch viele weitere Pläne.

 

Zur Sicherheit der Kinder wurde rund um den „Aki“, wie der Aktivspielplatz gerne genannt wird, ein Zaun errichtet. In unmittelbarer Nähe zu den Kaninchen- und Hühnerställen wurden ein separater Eingang und ein Weg für Rollstuhlfahrer angelegt. „Damit auch Menschen, die im Rollstuhl sitzen, direkt zu den Tieren ins Gehege fahren können“, erklärt Pohl. Das Stalldach haben Pohl und sein Team in einen Kleinkindbereich umgewandelt: Das Dach wurde begehbar gemacht, umzäunt und mit einem Sonnenschutz sowie Spiel- und Klettergeräten ausgestattet.

Im September soll der Reitplatz versetzt und vergrößert werden

Der bewaldete Hang hinter dem Aki wurde frei geschlagen und mit einem neuen Weg und Kletterseilen versehen. „Jetzt haben wir quasi einen bespielbaren Wald“, so Pohl. Auch ein Spielboot aus Holz haben Pohl und seine Mitarbeiter in den Hang hinein gebaut. Die neue Holzwerkstatt steht, das Werkstatthaus ist frisch gestrichen und wird demnächst neu eingerichtet. Im September soll der Reitplatz versetzt und vergrößert werden. Und auch dem Sportplatz soll dank neuem Boden, neuer Gitter und Tribüne neues Leben eingehaucht werden.

Der Aki ist zu einem grünen Domizil für Familien geworden, eine Art Stadtbauernhof. Im Jahr 2018, erzählt Andreas Pohl, seien täglich etwa 60 Menschen auf den Platz gekommen. „Dieses Jahr sind wir schon bei über hundert Besuchern pro Tag.“ Doch die Umbauarbeiten und der immer breiter aufgestellte Betrieb der Jugendfarm kosten Geld. Und da die vielen Tiere, die inzwischen auf dem Aki leben, täglich gepflegt werden müssen, braucht Pohl auch entsprechend viel Personal – von Pädagogen über Tierpfleger bis hin zur Verwaltungskraft.

Öffnungszeiten sollen ausgeweitet werden

Elf Mitarbeiter habe er aktuell, sagt Pohl, einige davon seien Minijobber oder Honorarkräfte. „Von der Stadt werden uns nur drei pädagogische Fachkräfte gestellt. Dann haben wir aber noch acht weitere Mitarbeiter, die wir über den Verein beschäftigen“, so der Vereinsvorsitzende. „Für mich ist das eine Schieflage.“ Da er die Öffnungszeiten des Aktivspielplatzes wieder auf fünf oder sogar sechs Tage pro Woche ausweiten will, hat Pohl kürzlich noch zwei weitere Stellen ausgeschrieben. Denn einen Tierpfleger und eine pädagogische Fachkraft brauche er noch.

Fester Platz im Jugendhilfeausschuss gefordert

Aktuell, erklärt er, bekomme der Verein von der Stadt eine Förderung in Höhe von 41.000 Euro jährlich. Tatsächlich benötigt würden aber rund 98.000 Euro pro Jahr – um die Instandhaltung des Platzes und einen Teil der Personalkosten zu finanzieren. Für dieses Jahr habe er noch gesonderte Mittel von Stiftungen oder Spenden zur Verfügung. „Das sind aber einmalige Zuwendungen“, meint Pohl. „Nächstes Jahr sind wir dringend auf eine Erhöhung angewiesen und wir hoffen, dass das im nächsten Doppelhaushalt berücksichtigt wird.“

Schließlich sei es wichtig, dass die Jugendfarmen nicht nur eine Grundförderung bekämen, sondern auch der individuelle Bedarf der Plätze gesehen würde, so Pohl. „Denn durch die Tierhaltung sind wir einfach ein Sonderfall.“ Ohne die erhoffte Erhöhung der städtischen Mittel, sagt der Vereinsvorsitzende, müssten wohl oder übel einzelne Bereiche des Aki geschlossen werden.

Um den Jugendfarmen in der Stadt auch auf politischer Ebene mehr Gehör zu verschaffen, fordern Pohl und andere Vorstände der freien Träger der Stuttgarter Aktivspielplätze nun einen festen Platz im Jugendhilfeausschuss der Stadt. „Bisher haben wir dort nur eine inhaltliche Vertretung durch die Jugendhausgesellschaft, aber wir als freie Träger sind nicht im Jugendhilfeausschuss vertreten“, erklärt Pohl. „Mit einem festen Platz hätten wir ein Mitspracherecht bei Diskussionen, könnten die Belange der Plätze kommunizieren und mitgestalten.“

Denn schließlich, meint Andreas Pohl, sei die Bedeutung von Aufenthaltsorten wie dem Aki im Zusammenhang mit dem Ganztagsunterricht an Schulen eine noch größere geworden. Als ihre gewünschten Vertreter im Jugendhilfeausschuss haben die Vorstände der Stuttgarter Aktivspielplätze und Jugendfarmen mehrheitlich Andreas Pohl und Jürgen Pollak von der Etzelfarm in Stuttgarter Süden nominiert.