Michael Alber leitet den internationalen Jugendchor der Landesakademie Ochsenhausen – Auftritt am Samstag in der Pauluskirche

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Wenn es um ungewöhnliche Aufgaben in Sachen Chorgesang geht, dann ist Michael Alber genau der richtige: 19 Jahre lang war er Chordirektor an der Oper Stuttgart von 1993 bis 2012, neun Mal holte er mit seinem Ensemble den Titel „Opernchor des Jahres“ an den Eckensee. In der Intendanz von Klaus Zehelein standen die Sängerinnen und Sänger immer wieder vor großen Herausforderungen, die sie mit Bravour bestanden. Wenn Alber jetzt derzeit an der Landesakademie Ochsenhausen unterrichtet, geht es vor allem darum, Teilnehmer aus den verschiedensten Länder der Welt zu einem Festivalchor zu fügen. Und die Aufgabe benötigt einen robusten Chorauftritt: Auf dem Programm stehen Carl Orffs „Carmina burana“ und ein neues Werk von Damjan Mocnik: „Ode an die Freude“, eine Komposition, die spielerisch mit dem großen Schlusschor von Beethovens Neunter umgeht.

 

Ob das wohl gelungen ist? – An diesem Samstag kommt Alber mit dem internationalen Jugendchor und beiden Werken nach Stuttgart in die Pauluskirche. Konzertbeginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Gemeinsames Singen auch nach den Proben

Doch jetzt noch mitten in den Proben, kommt Alber schnell ins Schwärmen über die Teilnehmer: „Da haben sich einige komplette Chöre angemeldet, aus Russland, Taiwan, Polen oder Ungarn. Es ist eine große Freude, wie die zusammenkommen, wie sie Kreise bilden, um gemeinsam zu singen, auch nach den Proben.“ Und die angesetzten Übungsstunden sind üppig: Sieben Stunden am Tag sind die Regel, zum Teil wird auch parallel geprobt. Alber ist sehr zufrieden: „Wenn schon das Gemeinsame im Großen so schwierig zu leben ist, hier in Ochsenhausen wird es praktiziert. Hier findet man zueinander, über die Musik kommt das gemeinsame Verständnis.“ Und das sind immerhin 160 Sängerinnen und Sänger, also fast so viel wie die Vereinten Nationen an Mitgliedern haben. Unterstützt von zwei Pianisten und fünf Schlagzeugern, finden sie hier zu einem vier- bis achtstimmigen Gesang zusammen.

Vorbereitung auf das Beethoven-Jahr 2020

Bereits zum zweiten Mal gestaltet Alber in Ochsenhausen den internationalen Jugendchor der Landesakademie, zu dem sich jeder jedes Jahr neu bewerben kann. „In den vergangenen Jahren wurde eher in Richtung Musical oder Jazz von Duke Ellington gegangen, da sollte es in diesem Jahr mal wieder was Klassisches sein“, so Alber. Und das ist „Carmina burana“ mit dem großen Glücksrad der Fortuna ja allemal. Wobei mit diesem Programm schon nach vorne gedacht wird: Nächstes Jahr ist das große Beethoven-Jahr, da wird an seinen 250. Geburtstag erinnert.

„Mocnik hat eine Musik geschrieben, bei der der Zuhörer immer wieder zu der Erkenntnis kommt: Mensch, das kennst du doch von irgendwoher. Und das ist dann durchaus mal Beethoven, seine Neunte, der Schlusschor. Aber nie so, wie man es erwartet, wie man es kennt. Oft sind es auch nur ganz wenige Noten“, so Alber. Außerdem hatte Mocnik die Aufgabe, ein Werk zu komponieren, das auf die Besonderheiten einer solchen Besetzung eingeht. Denn 160 Leute in wenigen Wochen zu einem konzertreifen Chor fügen, das gelingt eher selten. Für diesen Auftrag hat die Landesakademie mehrere Komponisten angeschrieben. Die Wahl fiel schließlich auf Mocnik, auch weil es schon früher einige erfolgreiche Projekte mit ihm gab.