1972 kam Fassbinders Film „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ heraus. Dessen Themen greift der Choreograf Louis Stiens 50 Jahre später im Auftrag des Filmwinters in einem Duett auf.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Stuttgart - Konzentriert auf eine rein weibliche Darstellerriege drehte Rainer Werner Fassbinder seinen Film „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ 1972 als intensives Kammerspiel und als Studie darüber, was Macht mit Menschen macht. Vereinsamung, Verlust der Fähigkeit zur Liebe und Empathie sind im Film angesprochene Themen, die nun der Choreograf Louis Stiens im Auftrag des Stuttgarter Filmwinters für eine Performance 50 Jahre nach dem Filmstart aufgreift. Zu erleben ist die Performance „In my room“ am 15. und 16. Januar im Theater tri-Bühne.

 

Wie das am 6. Januar startende Festival für „Expanded Media“ mitteilt, widmet sich Louis Stiens, Tänzer und Choreograf des Stuttgarter Balletts, zum Jubiläum des Films dessen Fragestellungen: Wie können und wollen wir zusammenleben? Ein Zitat von Petra von Kant, der Protagonistin des Films, steht dabei als Leitmotiv: „Der Mensch ist so gemacht, dass er den anderen Menschen braucht. Doch er hat nicht gelernt, wie man zusammen ist.“

Wechselbeziehung von Mensch und Raum

Im Dialog mit seinem Tänzerkollegen Shaked Heller will Louis Stiens für „In my room“ neben der zwischenmenschlichen Ebene auch auf die Wechselbeziehung von Mensch und Raum verweisen. Die Geiselnahme und der Tod von israelischen Sportlern bei den olympischen Spielen 1972 hat das beklemmende Duett, das den weiblichen Cast in ein reines Herren-Duett ummünzt, ebenfalls inspiriert. Die Texte Fassbinders werden per Einspielung und durch die Stimmen von Josephine Köhler und Evgenia Dodina präsent sein.

Info

Festival
Der 35. Stuttgarter Filmwinter wird am 6. Januar eröffnet und dauert bis zum 16. Januar.

Performance
„In my room“ ist am 15. und 16. Januar jeweils um 19 Uhr im Theater tri-Bühne (Eberhardstraße 61) zu erleben. Tickets unter www.filmwinter.de/tickets