Der Stuttgarter Jakob Johnson spielt für die New England Patriots in der NFL und ist erfreut über die Aktionen der Basketballer gegen Rassismus – er hofft auf ein Umdenken in den USA. Und er drückt dem VfB Stuttgart in der Bundesliga die Daumen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Foxborough/Stuttgart - Jakob Johnson hat die Vorkommnisse im US-Sport, die sich gegen Polizeigewalt und Rassismus richten, positiv aufgenommen. „In den USA herrscht diesbezüglich noch viel Luft nach oben“, sagte der Profi-Footballer der New England Patriots, „auch wir haben im Team über die Vorkommnisse gesprochen und diskutiert, was wir tun können.“ Die Basketball-Liga NBA hat am Mittwoch eine Play-off-Pause eingelegt und wird wohl auch am Donnerstag aus Protest gegen Übergriffe der Polizei gegen einen Afroamerikaner die Play-offs unterbrechen, auch die Fußballer der MLS, die Baseball-Stars der MLB sowie die Basketball-Liga der Frauen WNBA zogen teilweise nach.

 

Die NFL-Saison beginnt in drei Wochen – ob auch die weltbester Football-Spieler ein gemeinsames Zeichen gegen Rassismus setzen sollen, darüber ist sich Jakob Johnson nicht ganz sicher. „Ich weiß nicht, ob es helfen würde, wenn man ein noch größeres Zeichen setzt“, sagte der gebürtige Stuttgarter, „aber so etwas müsste im großen Rahmen besprochen werden.“ Von einem Boykott der NFL-Saison hält der 25-Jährige allerdings wenig. „Das würde die Situation ja nicht ändern“, sagte der Offensivspieler (Fullback), „wir sollten wegkommen vom Zeichensetzen, es sollte in der Politik zu konkreten Maßnahmen kommen.“

Lesen Sie hier: Diese NFL-Stars verzichten auf die Saison

Jakob Johnson gelangte über das Nachwuchsprogramm International Player Pathway in die NFL, wo er 2019 einen Vertrag beim sechsmaligen Superbowl-Gewinner New England Patriots erhielt. In der vergangenen Saison absolvierte er als Fullback in der Offensive von Superstar-Quarterback Tom Brady vier NFL-Partien, bevor ihn eine Verletzung stoppte, was für ihn das vorzeitige Saisonende bedeutete. Jetzt kämpft er wieder um einen Stammplatz im Team. In Deutschland hatte er bis 2018 für die Stuttgart Scorpions in der German Football League gespielt, er hält Kontakt zum Club aus Degerloch, auch seine Familie lebt noch immer am Neckar – und Jakob Johnson meldet sich regelmäßig. In der spielfreien Zeit wollte er eigentlich nach Stuttgart kommen, doch Corona zwang ihn, in den USA zu bleiben. „Ich habe deshalb eben Videochats über Whatsapp mit meiner Mutter und meinen Cousinen und Cousins gemacht“, erzählte er. Über den Wiederaufstieg des VfB in die Fußball-Bundesliga freute sich der Football-Auswanderer gewaltig. „Ich war riesig erleichtert, als es geklappt hatte“, berichtete der 1,91-Meter-Mann (116 kg), „ich bin sehr optimistisch, was die kommende Saison angeht. Und ich habe mich auch über den Triumph des FC Bayern in der Champions League gefreut.“ Wenn es jetzt noch mit einem Stammplatz bei den Pats klappt, ist das Jahr für Jakob Johnson ein gutes. Trotz Corona.