Viele technische Geräte bringen die Frauenklinik und das Olgäle in ihr neues Domizil mit, die bereits in Betrieb waren. Einige nicht unwesentliche Neuerungen aber gibt es in der Medizintechnik. So kann sich das Olgäle auf einen zweiten, hochmodernen Kernspintomografen freuen. Ein MRT (von Magnetresonanztomografie), das auf der Grundlage von Magnetfeldern und Radiowellen arbeitet, macht heute eine genaue Tumordiagnostik möglich. Das neue Gerät bietet in der Darstellung nicht nur eine sehr hohe Auflösung, es arbeitet auch deutlich schneller als bisherige Modelle, je nach Anforderung benötigt man für eine Untersuchung nur noch die halbe Zeit.

 

Das ist gerade in einem Kinderkrankenhaus von Belang. „Jede Zeitersparnis ist gut“, sagt der Ärztliche Direktor Axel Enninger. Der Satz überzeugt, wenn man weiß, dass solche Untersuchungen mitunter nur zehn Minuten, aber auch mal eineinhalb Stunden dauern können und dass die Kinder dabei in Narkose versetzt werden müssen. Das neue MRT konnte mit Unterstützung der Olgäle-Stiftung angeschafft werden, ebenso ein neues Herzkatheterlabor, das 50 Prozent weniger Strahlenbelastung für die Kinder bedeutet.

Das neue Leitsystem im Olgäle Foto: Heinz Heiss
Im neuen Olgäle sollen sich auch die Kinder zurechtfinden können. Dabei helfen ihnen sechs Tiere und sechs Farben: der Pinguin Paul, die Giraffe Gina, der Waschbär Sam, Elefant Bruno, Känguru Karla und der Esel Elly. Das Olgäle hat sechs Hausblöcke mit unterschiedlichen medizinischen Ausrichtungen – im Leitsystem sind diese Hausblöcke Erdteile. Jedes Tier und jede Farbe repräsentieren einen. „Von der Arche ausgehend gehen die Tiere in die einzelnen Hausblöcke“, erklärt Stefanie Schuster, die Präsidentin der Olgäle-Stiftung, welche das Leitsystem und die gesamte Innengestaltung des neuen Kinderkrankenhauses verantwortet und finanziert hat. An den Fährten der Tiere können sich die Kinder also orientieren. Die Onkologische Kinderstation liegt zum Beispiel in Asien bei Elefant Bruno. Wenn sich die Kinder langweilen, können sie sich in ihrem Bett sogar Geschichten von Gina, Sam und Co. anhören.

Die Agentur Totems hatte den Gestaltungswettbewerb im Jahr 2009 gewonnen. Der Künstler Andreas Hykade hat die Wandzeichnungen übernommen. Insgesamt hat die Stiftung das Olgahospital mit 2,5 Millionen Euro unterstützt, davon war eine Million für medizinisches Gerät.

Weniger, aber modernere Stationen

Eines der neuen Zimmer Foto: Heinz Heiss
Neben der Aufnahmestation und der Neonatologie gab es im Olgäle bisher fünf Stationen. Im Neubau lautet das Motto: aus fünf mach vier. Die verbleibenden Stationen sind mit 24 Betten etwas größer als zuvor, das soll den Betrieb wirtschaftlicher machen, sie sind heller und durch die Würfelstruktur des Krankenhausbaus anders angeordnet. Die Pflegestützpunkte gegenüberliegender Stationen sind nah beieinander, was vor allem in der Nacht die Kooperation der Pflegekräfte erleichtern soll. Medizinische Funktionsräume sind so angeordnet, dass sie von benachbarten Stationen genutzt werden können.

Die Zimmer sind in hellem Holz gehalten, neben einem eigenen Bad sind sie mit einer Art Parkbucht versehen. Dort finden die Klappbetten Platz, die es Müttern oder Vätern ermöglicht, bei ihrem Kind zu übernachten. Die Zimmer im Neubau sind nicht entscheidend größer als im alten Gebäude, sie sind aber vorteilhafter gestaltet. So sind über den niedrigen Heizkörpern Bänke angebracht. Für die Eltern gibt es Aufenthaltsräume und Räume für Elterngespräche. Neu ist überdies, dass künftig auch die Eltern auf den Stationen essen können. Bisher mussten sie sich getrennt von ihren Kindern in der Cafeteria verpflegen.

Eltern sind künftig länger bei ihren Kindern

Operationssaal im Olgahospital Foto: Wolfram Janzer
Die Unsicherheit der Eltern ist groß, wenn ihr Kind operiert werden muss, die Ängste der Kleinen vor diesem Schritt sind nicht geringer. Bisher konnten die Eltern ihr Kind nur bis zur Schleuse zu den Operationssälen begleiten und mussten sich verabschieden, bevor die Narkose eingeleitet wurde. Das wird im neuen Olgäle anders sein. Hier sind die Eltern auch noch an der Seite des kleinen Patienten, wenn der Anästhesist seine Arbeit tut. Auch nach der Operation, beim Ausleiten der Narkose, können die Eltern ihrem Kinder gleich wieder beistehen. „Das ist für beide gut“, sagt Axel Enninger, der Ärztliche Direktor der Pädiatrie 5A, der vom 1. Juli an die Position des Ärztlichen Zentrumsleiters in dem Kinderhospital einnehmen wird.

Über neun Operationssäle werden Olgäle und Frauenklinik künftig zusammen verfügen, zwei davon sind der Gynäkologie zugeordnet. Das klingt vielleicht nach viel, ist es aber nicht. „Das ist knapp, die werden rappelvoll sein“, sagt Axel Enninger. Das kann er so sicher sagen, weil beide Fachbereiche damit die gleiche Kapazität haben wie bisher. Von Vorteil für den Ablauf des OP-Programms wird aber sein, dass alle Säle technisch gleich ausgestattet sind und deshalb von beiden Kliniken flexibel genutzt werden können.

Neues Miteinander der Disziplinen

Kreißsaal im Olgahospital Foto: Heinz Heiss
Mit durchschnittlich 2650 Geburten im Jahr, etwa 6000 stationären und weit mehr als 20 000 ambulanten Patientinnen gehört die Gynäkologie des städtischen Klinikums zu den großen Frauenkliniken. Schon nach dem Umzug vor zehn Jahren nach Bad Cannstatt, einer Interimslösung, hat sie sich gut entwickelt. Durch den Wechsel an den Standort Mitte verspricht sich Ulrich Karck, der Ärztliche Direktor der Frauenklinik, „einen weiteren Schritt nach vorn“.

So wird es auf den Stationen nur noch Ein- und Zweibettzimmer geben. Und die Frauenklinik wird stark profitieren von der Nähe zu den Disziplinen im Katharinenhospital, so zur Nuklearmedizin, zur Strahlentherapie und zur Pathologie. Mit diesen arbeitet man bis jetzt schon intensiv zusammen, durch die Distanz waren die Abläufe teils aber deutlich langsamer, als dies künftig der Fall sein wird. „Das bedeutet eine Erleichterung für alle Beteiligten“, sagt Karck, für die Patientinnen wie für das Personal. Das Miteinander im Gemeinschaftsbau mit dem Olgäle wird die Geburtshilfe befördern. Die Verbindung zur Neonatologie wird noch enger, und endlich müssen keine Neugeborenen mehr zu Operationen durch die Stadt in den Westen gefahren werden.

Schnelle Hilfe für Neugeborene

Neotanologische Intensivstation Foto: Heinz Heiss
So viel, wie man meint, haben Gynäkologie und Kinderheilkunde gar nicht gemeinsam. An einer Stelle aber, in der Neugeborenenmedizin, ist die Zusammenarbeit sehr wichtig. Im Neubau wird das von Neonatologie (Neugeborenenmedizin) und Geburtshilfe gebildete Perinatalzentrum des städtischen Klinikums seine Qualitäten weit besser ausspielen können als bisher.

Wand-an-Wand-Lösung nennt man diese räumliche Konstellation. Ein Beispiel: im Sectio-OP, in dem die Säuglinge per Kaiserschnitt entbunden werden, gibt es eine „Durchreiche“ direkt zur Neonatologie. Etwa 1200 kleine Patienten werden hier jedes Jahr behandelt, darunter 400 Frühgeborene. Für diese stehen 44 Plätze bereit.

Weil es Müttern so schwer fällt, sich von den Neugeborenen zu trennen, gibt es im Neubau nun auch noch eine kleine Überwachungseinheit für sechs Kinder auf der Wöchnerinnenstation, weitere sechs Kinder können dort sogar in den Zimmern der Mütter überwacht werden. Die Quote der Neugeborenen, die nach der Geburt eine neonatologische Betreuung brauchen, liegt im Schnitt bei zehn Prozent. Durch die zentrale Funktion, die das Olgäle im Großraum Stuttgart hat, liegt diese Quote hier bei 15 bis 17 Prozent.

Mehr Betten für Notfälle

Untersuchungs- und Behandlungszimmer Foto: Heinz Heiss
Im alten Olgäle hat es wiederholt Klagen gegeben, die Aufnahmestation OASE sei gerade im Winter mit ihren maximal sieben Betten zu klein. Am neuen Standort soll es besser werden: Dort stehen 18 Betten zur Verfügung. Auch der Name der Station ist neu: PINA steht für Pädiatrische Interdisziplinäre Notaufnahme. Die PINA befindet sich im Erdgeschoss beziehungsweise laut Leitsystem in Australien. Hier sind pädiatrische Fachärzte und Kinderchirurgen vor Ort. Unterstützt werden diese bei Bedarf von Kinderorthopäden und HNO-Ärzten. Insgesamt 18 Stellen für Pflegekräfte und 11,5 Stellen für Ärzte sind der Station zugeordnet, Leiter ist der Ärztliche Direktor der Pädiatrie 5A, Axel Enninger.

Die PINA ist keine Aufnahmestation. Die Notfälle werden hier untersucht, gegebenenfalls beobachtet. Sobald das Krankheitsbild diagnostisch zugeordnet werden kann, werden sie aber in die Fachabteilung verlegt. Ist dies nicht möglich, bleiben sie auf der PINA. Auch Infektionsfälle können hier ein Bett bekommen. „Wir haben jetzt eine Ausweichmöglichkeit“, so die Klinikumssprecherin Ulrike Fischer. Der kinderärztliche Notdienst am Abend und an den Wochenenden ist ebenfalls in der PINA angesiedelt.

Untersuchungszeit wird deutlich kürzer

Viele technische Geräte bringen die Frauenklinik und das Olgäle in ihr neues Domizil mit, die bereits in Betrieb waren. Einige nicht unwesentliche Neuerungen aber gibt es in der Medizintechnik. So kann sich das Olgäle auf einen zweiten, hochmodernen Kernspintomografen freuen. Ein MRT (von Magnetresonanztomografie), das auf der Grundlage von Magnetfeldern und Radiowellen arbeitet, macht heute eine genaue Tumordiagnostik möglich. Das neue Gerät bietet in der Darstellung nicht nur eine sehr hohe Auflösung, es arbeitet auch deutlich schneller als bisherige Modelle, je nach Anforderung benötigt man für eine Untersuchung nur noch die halbe Zeit.

Das ist gerade in einem Kinderkrankenhaus von Belang. „Jede Zeitersparnis ist gut“, sagt der Ärztliche Direktor Axel Enninger. Der Satz überzeugt, wenn man weiß, dass solche Untersuchungen mitunter nur zehn Minuten, aber auch mal eineinhalb Stunden dauern können und dass die Kinder dabei in Narkose versetzt werden müssen. Das neue MRT konnte mit Unterstützung der Olgäle-Stiftung angeschafft werden, ebenso ein neues Herzkatheterlabor, das 50 Prozent weniger Strahlenbelastung für die Kinder bedeutet.