Mit mehr als 1500 Ausstellern starten die Stuttgarter Frühjahrsmessen an diesem Donnerstag. Im Mittelpunkt aller acht Messen steht der Trend, nachhaltig zu leben – und selbst zu gestalten.

Stuttgart - Die Stuttgarter Frühjahrsmessen stellen neue Rekorde auf. Mehr Fläche und mehr Aussteller als jemals zuvor könne man von Donnerstag an auf dem Messegelände am Flughafen präsentieren, sagte Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart, auf der Pressekonferenz zur Eröffnung. Zu den 1495 bislang gemeldeten Ausstellern würden bis Donnerstag noch einige hinzukommen, so dass man die „magische Grenze“ von 1500 Ausstellern sprengen werde.

 

Als Deutschlands größter Verbund für Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung bezeichnet Bleinroth die acht Frühlingsmessen. Trotz des übergeordneten Schlagworts „Nachhaltigkeit“ bilde jede Messe eine in sich abgeschlossene Themenwelt. Der unbestrittene Platzhirsch dieser acht Themenwelten ist die „Slow Food“, auf der mit 550 Ausstellern – 200 davon aus dem Ausland – mehr als ein Drittel aller Aussteller überhaupt vertreten sein werden.

150 Aussteller bei der Messe Fair Handeln

Besonderes Interesse dürfte auch der Messe „Fair Handeln“ zukommen. 150 Aussteller aus neun Ländern sind vertreten. „Wir haben einen großen Blumenstrauß von der Textilbranche über das nachhaltige Reisen bis hin zum nachhaltigen Finanzwesen, das immer gefragter ist“, sagte Roland Bleinroth. Für Philipp Keil von der an der Messe maßgeblich beteiligten Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) ist faires Handeln das Gebot der Stunde.

Denn obwohl Fairtrade in aller Munde sei, biete der Blick auf die nackten Zahlen ein ernüchterndes Bild: So liegt der Anteil an fair gehandeltem Kaffee weltweit beispielsweise bei lediglich drei Prozent – trotz guter Wachstumszahlen. „Wir wollen handeln, nicht nur reden“, sagte Philipp Keil, der die Welt in einer Nachhaltigkeitskrise sieht. Insgesamt müsse mehr über das eigene Handeln reflektiert werden. Er sieht das Thema Fair Handeln vor dem Hintergrund aktueller Krisen wie Migration und Klimawandel. Um diesen Herr zu werden, brauche der Welthandel einen Transformationsprozess.

Handarbeit nicht nur auf der Kreativ-Messe Thema

Auch die Messe „Kreativ“ ist deutschlandweit führend. „Die Kreativ ist fest etabliert und entwickelt sich gut“, sagte Roland Bleinroth. Im Trend lägen Marmorieren (eine Basteltechnik), Handlettering (die Kunst, Buchstaben schön zu schreiben) und Upcycling-Produkte (Umwandlung von Abfall in neuwertige Produkte). Ohnehin ziehe sich das Thema Handarbeit wie ein roter Faden durch alle acht Messen. „Mitgestalten, mitentwickeln, das liegt voll im Trend“, so Bleinroth. Dazu bieten zahlreiche Workshops Gelegenheit. So gibt es etwa Nähkurse, Workshops zum Blumenbinden oder Schmuckdesign.

Das besonders in Stuttgart allgegenwärtige Thema E-Mobilität ist auf der „i-mobility“ vertreten. Dort mischt auch die Landesregierung mit, die in ihrer „Themenwelt: Mobilität nachhaltig und digital“ Visionen und Möglichkeiten rund um die Zukunft der Mobilität präsentiert. Um die Zukunft des Gartens kümmert sich derweil die Garten-Messe. Der Trend gehe weg vom „streng durchgestylten Garten“, hin zu mehr Natürlichkeit, sagte Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus Baden-Württemberg e.V.

Wer ein Haus bauen oder das bestehende ressourcen- und geldbeutelschonend sanieren möchte, findet auf der „Haus-, Holz- und Energiemesse“ wichtige Impulse. Alles, was glitzert, bietet die Messe „Mineralien, Fossilien, Schmuck“, und die „Yoga World“ mit 100 Ausstellern erhält in diesem Jahr gar eine eigene Halle – standesgemäß, praktizieren doch mittlerweile fünf Millionen Deutsche regelmäßig ihre Asanas.

Die Informationen zu den Messen im Überblick

Die Frühjahrsmessen stehen unter dem Motto „Anstöße für ein gesundes und bewusstes Leben“. Los geht es am Donnerstag um 14 Uhr mit sechs Messen: Die Slow-Food-Messe in den Hallen 7 und 9, die Gartenmesse in den Hallen 6 und 8, die Fair-Handeln-Messe in Halle 5, die i-mobility in Halle 4 sowie die Haus-, Holz- und Energiemesse in Halle 8. Am Freitag kommen dann noch die Messen für Mineralien, Fossilien und Schmuck (Halle 3) und die Messe „Yogaworld“ (Halle C2) hinzu.

Am Donnerstag hat die Messe bis 22 Uhr geöffnet, von Freitag bis Sonntag je von 10 bis 18 Uhr. Ein Tagesticket kostet 14 Euro (ermäßigt 11), eine Familientageskarte 29 Euro und eine Dauerkarte (berechtigt zum täglichen Eintritt) 26 Euro. Wer sein Ticket online kauft, bekommt noch ein VVS-Ticket obendrauf.

Kultureinrichtungen unterhalten mit ihrem Programm

Zwei Neuheiten gibt es in diesem Jahr: Zum einen die „Kulturbühne“ im Atrium, die von Vertretern von Stuttgarter Kultureinrichtungen bespielt wird, so etwa von den „jazzopen Stuttgart“, der „Kulturinsel“ oder dem „Friedrichsbau Variété“. Zum anderen bietet das Land Baden-Württemberg Workshops und Mitmachaktionen zum Thema Nachhaltigkeit. Beide Angebote sind im Messeticket enthalten. Auf allen acht Messen gibt es Spezialangebote für Kinder: Diese können etwa Limonade selbst machen, an Kochwettbewerben teilnehmen, Figuren filzen oder ihr grünes Wissen beim Pflanzenquiz testen.

Zum Rahmenprogramm gehört auch der sieben Kilometer lange AOK-Frauenlauf, der am Samstag zum 4. Mal stattfindet (14 Uhr auf der Messepiazza). Teilnehmerinnen können sich vor Ort anmelden. In der Teilnahmegebühr (32 Euro) ist ein Tagesticket für die Frühjahrsmessen inbegriffen.