Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd? Mag sein – aber Ärger gibt’s dort jetzt! Festwirtin Nina Renoldi darf den Namen Königsalm für ihr Wasen-Domizil, das aus dem Holz von 30 verfallenen Bauernhöfen erbaut ist, nicht behalten. Was ist passiert?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der Cannstatter Wasen verdankt sein neues Highlight der Familie Renoldi: Mit großer Liebe für alpenländische Details haben die Schausteller in der siebten Generation einen 40 mal 40 Meter großen Prachtbau aus Holz erschaffen, das zum Teil Jahrhunderte alt ist. Denn es stammt aus 30 verfallenen Bauernhöfen aus Tirol. Das imposante Bauwerk mit großem Saal und einer gemütlichen Galerie im ersten Stock beeindruckt mit Holzverzierungen und handgeschnitzten überlebensgroßen Figuren aus der Welt der Berge. Wer sich hier umschaut, fühlt sich mit Urlaubsstimmung so gut, als sei die Alm gleich um die Ecke.

 

Seit 2019 hat sich niemand an dem Namen Königsalm gestört

Wirtin Nina Renoldi, die seit 2007 mit dem Almhüttendorf auf dem Wasen vertreten ist, wollte eine noch schönere Attraktion schaffen: Mit ihren Eltern investierte sie seit 2018 über sechs Millionen Euro, um sich den Traum von einem ganz besonderen Alpenland-Chalet zu erfüllen. 2019 wurde das neue Schmuckstück mit dem Namen Königsalm erstmals in Bremen eröffnet – dann kam Corona. Im vergangenen Herbst feierte der neue Stolz der Renoldis auf dem Cannstatter Volksfest Premiere. Und erfreut jetzt damit auch auf dem Frühlingsfest die Gäste.

Seit 2019 hat sich niemand an dem Namen Königsalm gestört. Doch kurz vor dem Start des Frühlingsfestes bekam die Wirtin Post aus Kassel. Eine Unternehmerin, die im Erholungsort Nieste unweit von Kassel das Wirtshaus Königsalm betreibt, ließ wissen, dass die Markenrechte an diesem Namen ihr gehörten. „Sie verlangte von mir 250 000 Euro Entschädigung für jede Veranstaltung, die ich unter dem Namen Königsalm mache“, berichtet Nina Renoldi unserer Redaktion. Sie selbst habe sich die Marke nicht schützen lassen, weil ein Jurist ihr erklärt habe, den Namen Königsalm, der hundertfach verbreitet sei, könne man nicht für sich allein beanspruchen. Am Tegernsee etwa gibt es eine Königsalm, die auf das 18. Jahrhundert zurückgeht.

Teilsieg vor Gericht

Die Wirtin zog vor Gericht gegen die Unternehmerin aus Kassel und konnte einen Teilsieg erringen: Beim Frühlingsfest darf sie den Namen Königsalm noch verwenden, doch dann muss sie ihn umgehend ändern. Das heißt: Alle Flyer, Plakate, die Homepage, die Domain, die Postings in den sozialen Medien etc. müssen verändert werden.

Fans der Königsalm vom Wasen reden von „übler Abzocke“ der Unternehmerin aus Kassel und rufen zur Solidarität auf. Gerade jetzt sollte man die Frühlingsfest-Wirtin mit besonders häufigen Besuchen unterstützen. An einem erneuten Rechtsstreit liegt ihr nichts. Eine Einigung mit der Gegenseite erreichte sie nicht – auch nicht in persönlichen Gesprächen. Schweren Herzens wird Nina Renoldi nun den Namen ändern. Bei den neuen Ideen dafür lässt sie gerade prüfen, ob dafür schon Markenrechte beim Patentamt bestehen. Sobald sie es weiß, will sie den neuen Namen bekannt geben. Wie wär’s mit Neckarsalm oder Almhütte Royal?