Ihr Markenzeichen waren die roten Haare: Die Stuttgarter Gastro-Legende Erika Wilhelmer, Gründerin des Schweinemuseums, ist mit 82 Jahren gestorben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Auf dem Cannstatter Wasen hat sie in den 60ern Schnaps im Greiner-Festzelt verkauft, in der Ländlichen Gaststätte auf dem Killesberg gekellnert: Von ganz unten hat sich Erika Wilhelmer hochgearbeitet, musste als alleinerziehende Mutter immer noch mehr Power bringen in einer Zeit, in der es Frauen viel schwerer hatten als heute, Karriere in der Gastronomie zu machen. Die gebürtige Innsbruckerin, die in der DDR aufgewachsen ist, hat Spuren in Stuttgart hinterlassen. Mit 82 Jahren ist die leidenschaftliche Wirtin und Sammlerin, die vor sieben Jahren an Demenz erkrankt war, an den Folgen eines Tumors gestorben.

 

„Meine Mutter war meine beste Lehrmeisterin“

Ihr Schweine-Museum ist eine Sehenswürdigkeit der Stadt. Sohn Michael Wilhelmer hat das Familienunternehmen immer weiter ausgebaut und ist Wasenwirt auf dem Volksfest geworden, auf dem die Mutter einst als Hilfskraft begonnen hat. „Ich verdanke ihr sehr viel“, sagt der 1970 geborene Michael Wilhelmer, „meine Mutter war meine beste Lehrmeisterin.“ Sie habe vorgelebt, wie wichtig Fleiß, Disziplin und Sorgfalt für den Erfolg sind. Mitunter habe sie bei Außenstehenden „herrisch“ gewirkt, sich von ihren klaren Vorstellungen kaum abbringen lassen und vom Team viel verlangt. Eine umtriebige Frau, die ideenreich weit nach oben kommt, schafft dies wohl nur, wenn sie selbstbewusst ans Werk geht. Über 30 Jahre lang gab sie als großer Stuttgart-Fan die Publikation „Zur Sache Stuttgart“ heraus. Sie war eine Institution der Stadt.

Das Wilhelmer-Imperium reicht heute bis Mallorca

Ihr Markenzeichen waren die roten Haare. „Als sie 1996 mit dem Färben begann, war ich absolut dagegen“, erinnert sich Michael Wilhelmer. „So kann man doch nicht rumlaufen“, habe er zu ihr gesagt. Auch in dieser Frage hat sie sich durchgesetzt.

Ende der 60er eröffnete Erika Wilhelmer den Hobby-Club im Stuttgarter Westen, in dem sich die jungen Leute zum Tanzen trafen. Daraus ist 1971 das schwäbische Restaurant Stäffele geworden, das bei Einheimischen wie Touristen und Geschäftsleuten bis heute beliebt ist, es ist die Wiege des Gastro-Imperiums Wilhelmer, das heute bis Mallorca reicht. Ihr einziger Sohn Michael Wilhelmer hatte Koch in der Steigenberger Hotelfachschule gelernt, sagte sein Volontariat beim Bayerischen Hof ab, um 1990 im Betrieb der Mutter einzusteigen.

„Sie konnte früh loslassen“, sagt er. Mit dem Sammeln hat Erika Wilhelmer 1980 begonnen. Schweine hatten es ihr angetan. Über 30 000 Exponate nannte sie ihr eigen. 1988 eröffnete sie das Schweine-Museum in Bad Wimpfen, das 2010 nach Stuttgart zum ehemaligen Schlachthof umgezogen ist. Auch nach ihrer Demenzerkrankung nahm ihr Sohn sie oft zu Events mit, da trug sie keine roten Haare mehr. Erst vor wenigen Wochen war bei ihr der Tumor entdeckt worden. Ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und die vier Enkel konnten in den letzten Stunden Abschied von ihr nehmen. Die Dankbarkeit für ihr Lebenswerk und für das Glück, das sie hatte, ist in der Familie groß. Die Beerdigung findet am nächsten Montag, 9 Uhr, auf dem Waldfriedhof statt. „Wir werden ein Porträt von ihr mit roten Haaren aufstellen“, sagt der Sohn, der einst gegen die Haarfarbe war.

Beerdigung am kommenden Montag um 9 Uhr auf dem Waldfriedhof