Stuttgarter Gastronomin Elke Wagner vom Ochsen in Uhlbach verstorben

Elke Wagner, die den Ochsen in Uhlbach bewirtete, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Foto: Lg//Zweygarth

Am Abend davor stand sie noch in der Küche, am Sonntagmorgen wachte sie nicht mehr auf: Elke Wagner, die mit ihrer Schwester Uta den Ochsen in Uhlbach bewirtete, ist gestorben. „Sie wurde mitten aus dem Leben gerissen“, sagt Uta Wagner.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Normalerweise schaute Elke Wagner sonntagmorgens immer nach dem Hund. Als sie nicht kam, schaute ihre Schwester Uta nach ihr. Die 67-Jährige war wohl aus dem Schlaf nicht mehr aufgewacht. Am Sonntag, 7. Mai, ist Elke Wagner verstorben. Dabei stand sie am Abend davor noch in der Küche vom Ochsen in Uhlbach. „Sie wurde mitten aus dem Leben gerissen“, sagt ihre Schwester Uta. Der Wonnemonat Mai ist für sie ein Trauermonat: Ihre Mutter ist am 5. Mai 2006 gestorben, ihr Vater am 17. Mai 1982. „Immer, wenn der Kastanienbaum in der schönsten Blüte steht“, sagt sie. Er wurde 1917 gepflanzt – als Erinnerung an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Bruder des Großvaters. Das Traditionsgasthaus in dem Stuttgarter Stadtteil ist nun vorübergehend geschlossen. „Er war immer unser gemeinsames Ding“, sagt Uta Wagner.

 

Nach der Lehre in Murrhardt zurück nach Uhlbach

Seit 140 Jahren ist der Ochsen in Uhlbach in Familienbesitz und seit mehr als 40 Jahren „eine Weiberwirtschaft“, wie die Leute immer sagten. Erst hatte Erika Wagner das Sagen, dann übernahmen ihre Töchter. Elke Wagner war nach dem Abitur von 1976 bis 1978 beim Hotel Sonne Post in Murrhardt in die Lehre gegangen. Als Hotel- und Gaststättengehilfin kehrte sie in den elterlichen Betrieb zurück. Vielleicht wäre sie noch ein bisschen ausgezogen, um mehr Erfahrung in der Gastronomie zu sammeln, wenn es nicht ein Feuer im Ochsen gegeben hätte und wenn der Vater länger gelebt hätte. „Dass der Ochsen weiter besteht, war immer ein Grundthema für uns“, sagt Uta Wagner, „wir haben es so geerbt als Aufgabe.“ Sie hatte Betriebswirtschaft studiert, ist für die Buchhaltung und den Wein zuständig, ihre Schwester fand ihren Platz in der Küche.

Die Zubereitung der Maultaschen, Kutteln und Leberspätzle war immer die Aufgabe von Elke Wagner – und zwar „so, wie sie schon ewig im Ochsen gemacht werden“, betonte sie einmal. Sehr traditionsbewusst, aber mit Raum für Innovation gestaltete sie die Speisekarte. Ihre Stammgäste seien jedes Mal „gottfroh, wenn sie kommen und sich nichts verändert hat“, ergänzte sie noch schmunzelnd. Mit Kurt Vogel stand ihr seit Jahren ein Küchenmeister zur Seite, der auch in der Sonne Post gelernt hatte. Alle, die im Ochsen arbeiten, seien wie zu einer Familie zusammengewachsen, sagt Uta Wagner. Dass sie und ihre Schwester kinderlos blieben, sei „einfach so gekommen“, mit ihrem Leben, das war der Ochsen und seine Gäste, wären sie trotzdem zufrieden.

Elke Wagner Foto: Oliver Willikonsky

Die Schwester gingen oft bei Kollegen essen

Weil sie am vergangenen Donnerstag als Ausgleich für den 1. Mai geschlossen hatten, schlug Elke Wagner ihrer Schwester einen Ausflug vor: Auf dem Neckar fuhren sie nach Ludwigsburg und Marbach, gingen zu einem Kollegen zum Essen. Restaurants besuchten sie oft, machten Verkostungstrips in die Champagne oder ins Burgund. Lange Reisen unternahm Elke Wagner nach Sri Lanka, dort habe sie Ruhe gefunden, während es ihre Schwester an die Südspitze von Afrika zieht. Zu Hause tankte sie in ihrem Garten in Rotenberg Kraft, die Wiesenblumensträuße, die im Lokal die Tische schmückten, brachte sie immer von dort mit.

Der Leidensweg bleibt ihr erspart

„Ihr Lachen werde ich am meisten vermissen“, sagt Uta Wagner. Ihre Schwester beschreibt sie als immer optimistischen, zuversichtlichen Menschen. Die Diagnose Knochenmarkkrebs, die sie in diesem Frühjahr bekommen hatte, hatte ihr die Fröhlichkeit aber etwas genommen. Den Ochsen für ein paar Wochen während ihrer Therapie zu schließen, war der Plan. Für Uta Wagner ist es nun ein Trost, „dass sie diesen Leidensweg nicht aushalten muss“. Sie wünscht sich nur, dass sie besser auf ihre kleine Schwester aufgepasst hätte. Denn mit Elkes Tod habe sie auch ihre Lebensgefährtin und Geschäftspartnerin verloren. Als am Sonntagmorgen allen klar wurde, dass Elke Wagner nie wieder in der Küche vom Ochsen in Uhlbach stehen würde, hatte Kurt Vogel schon mit dem Braten angefangen – und entschieden, weiter zu schaffen. Eine Wandergruppe hatte reserviert, abends stand ein Geburtstagsmenü an. „Es war ganz im Sinne von Elke“, sagt ihre Schwester. Sie hatte für den Tag ihre vegetarischen Küchle vorbereitet.

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