Der Stuttgarter Gemeinderat hat mit breiter Mehrheit den Bebauungsplan für das Ballettinternat am Urbansplatz beschlossen. Zehn Stadträte votierten dagegen – wegen der für den Bau notwendigen Baumfällungen.

Stuttgart - Der Stuttgarter Gemeinderat hat am Donnerstagabend mit breiter Mehrheit den Weg für den Neubau der John-Cranko-Ballettschule am Urbansplatz frei gemacht. Lediglich die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus, die sich vor der Kommunalwahl 2014 noch für das Vorhaben ausgesprochen hatte, sowie die Grünen-Stadträtin Clarissa Seitz votierten gegen das rund 50 Millionen Euro teure Bauprojekt des Landes, an dem sich die Stadt mit der Hälfte der Kosten beteiligt. Zehn Millionen Euro des städtischen Anteils wird allerdings von der Sportwagenschmiede Porsche, seit Jahren bereits Hauptsponsor der Ballett-Compagnie, getragen. Zu diesem Zweck hatten die Landeshauptstadt und Porsche im Dezember 2013 eigens eine gemeinsame Stiftung ins Leben gerufen, in die die Stadt ihrerseits 16 Millionen Euro eingebracht hat.

 

Neben Unterrichts- und Übungsräumen sollen in prominenter Lage ein Internat für den Tanznachwuchs sowie eine 200 Zuschauer fassende Probebühne entstehen. Das terrassenförmig angeordnete Gebäudeensemble dient als Ersatz für das in die Jahre gekommene Ballettnachwuchsinstitut an der Urbanstraße. Vor dem Beschluss zeichneten Sprecher aller Fraktionen die wechselvolle Geschichte des Projekts nach; lange Zeit war über die hohen Baukosten diskutiert worden, die von ursprünglich 32 Millionen Euro auf mehr als 50 Millionen Euro explodiert waren (die StZ berichtete). CDU-Fraktionschef Alexander Kotz sagte, die Cranko-Schule sei weltbekannt, der Bau daher angemessen. Peter Pätzold (Grüne) nannte das Ballettinternat ein Aushängeschild der Stadt. Die Suche nach dem richtigen Grundstück sei eine Abwägungsentscheidung gewesen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner setzte noch eins drauf: Es sei „ein guter Tag für die Kulturhauptstadt Deutschlands“ – eine inoffizielle Auszeichnung, die Stuttgart vom Hanseatischen Wirtschaftsarchiv zugesprochen worden war. AfD, Freie Wähler und FDP stimmten ebenfalls zu.

Zuletzt war das Projekt nochmals in die Schlagzeilen geraten, weil dafür Bäume auf dem Grundstück gerodet werden müssen. Besonders empört hatte viele Stadträte im Gemeinderat, dass allein für die Baustelleneinrichtung 25 Bäume geopfert werden sollen – davon fallen einige unter die städtische Baumschutzsatzung. Dass nun nach einem Kompromiss mit dem Bauherrn Land nur noch zehn Bäume fallen müssen, ist für Christoph Ozasek (Linke) angesichts steigender Feinstaubwerte in der City gleichwohl ein ökologisches Desaster: „Wir dürfen nicht die letzten grünen Refugien in der City aufgeben.“