Die AfD ist im Rathaus der Landeshauptstadt keine Fraktion mehr, ihr bisheriger Vormann Bernd Klingler will sogar aus der Partei austreten. Spätestens im April muss er im Sitzungssaal von der ersten Reihe nach hinten umziehen.

Stuttgart - Plätze in der ersten Reihe sind im Gemeinderat begehrt. Nicht so sehr, weil die Aussicht auf OB Fritz Kuhn (Grüne) und seine Bürgermeister hier besonders bestechend wäre. Vielmehr schmeicheln die vorderen Sitze der Bedeutung der Menschen, die darauf Platz nehmen, und ihren politischen Gruppierungen. Zugelassen für Reihe 1 sind nur Fraktionen. Bernd Klingler von der AfD darf es an diesem Donnerstag in der um 16.30 Uhr beginnenden Sitzung voraussichtlich noch einmal genießen. Aber wahrscheinlich zum letzten Mal, weil die AfD-Fraktion nach ausgeuferten Querelen zerfallen ist.

 

Die AfD, bisher vom Fraktionschef Klingler ganz vorn vertreten, muss sich daher aus der ersten Reihe zurückziehen. Der Gemeinderat und Kuhn feilen an einer neuen Sitzordnung. Dergleichen geschieht im Ältestenrat, einem Lenkungskreis aus dem Gemeinderatsvorsitzenden Kuhn und den Fraktionsspitzen. In diesem Gremium, kündigte die Verwaltung vor einigen Tagen an, werde man an diesem Donnerstag vor der Ratssitzung darüber reden. Doch umgesetzt werden können die Sitzordnung und die Stadträte erst am 18. April. Daher die Gnadenfrist für Klingler.

Finanziell muss Bernd Klingler auch zurückstecken

Die spannende Frage ist, wer auf seinem bisherigen Sitz Platz nimmt. Jürgen Zeeb, Fraktionschef der Freien Wähler, hat ein Auge darauf geworfen und würde dort gern einen zweiten Vertreter seiner Riege in der ersten Reihe sehen. Wendet man allerdings das gängige Rechenmodell für die Sitzverteilung auf die 16 vorderen Sitze an, dann hat die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus zuvor noch Anspruch auf einen dritten Sitz an der Front. Zumindest hat das CDU-Fraktionschef Alexander Kotz errechnet. Er sagt gottergeben: „Wenn das stimmt, dann ist es halt, wie es ist.“

Finanziell muss Klingler übrigens auch etwas zurückstecken. Ihm entgeht die zusätzliche monatliche Vergütung von 1500 Euro für die ehrenamtliche Arbeit als Fraktionschef. Allerdings bekommt er 750 Euro wieder, wenn er in der geplanten zweiköpfigen Gruppe mit dem früheren AfD-Fraktionskollegen Heinrich Fiechtner Sprecher wird. Und wie jedem Stadtrat sind ihm in der restlichen Amtsperiode bis Sommer 2019 ein monatlicher Grundbetrag von 1500 Euro und Sitzungsgelder je nach Teilnahme an Gremiensitzungen sicher.