Unter Fachleuten ist Vestermanis’ Rolle bei der Aufarbeitung dieser Geschichte wohlbekannt. „Er hielt zu Zeiten der Sowjetunion, die jüdische Überlebende als angebliche Kollaborateure in den Gulag gesteckt hat, die Erinnerung an die jüdische Geschichte und die Schoah in Lettland wach“, sagt Roland Müller vom Stuttgarter Stadtarchiv. „Und er ist auf lettischer Seite der entscheidende Brückenbauer auch für das Riga-Komitee der deutschen Städte.“ Mittlerweile ist Vestermanis Träger des Bundesverdienstkreuzes.

 

Zu Fuß ist er nicht gut unterwegs. In den Wald von Bikernieki, wo sich auch seine Eltern bis auf die Unterhose ausziehen und in die fertig ausgehobenen Gruben hinabsteigen mussten, hat er daher nicht mitkommen mögen. Er kennt die 2001 eingeweihte Stätte ohnehin bestens – ohne ihn gäbe es sie womöglich gar nicht. Für das in Weiß gehaltene Mahnmal in der Mitte der Lichtung hat er aus dem Buch Hiob den Spruch ausgewählt: „Erde, verdecke nicht mein Blut und lasse mein Geschrei bis zum Himmel ertönen.“