Soll die Ganztagsschule kürzer oder die Halbtagsschule länger werden? Damit befasst sich am Mittwoch der Verwaltungsausschuss. In einer Übersicht zeigen wir Ihnen die städtischen Grundschulen in Stuttgart.

Stuttgart - Die Umgestaltung der Schulkindbetreuung ist in vollem Gange. Immer mehr Grundschulen bieten eine Ganztagsbetreuung an (siehe Grafik). Wenn zum kommenden Schuljahr alle beantragten Maßnahmen auch umgesetzt werden, können 42 der insgesamt 72 städtischen Grundschulen in Stuttgart den künftigen Erstklässlern eine Betreuung nach festgelegten pädagogischen Standards bieten: entweder in Form von Schülerhäusern oder aber in verpflichtenden Ganztagszügen. Allerdings haben der Gemeinderatsbeschluss sowie eine veränderte Genehmigungspraxis des Kultusministeriums Verwirrung ausgelöst: bei Schulen, bei Eltern, aber auch in der Stadtverwaltung.

 


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So ist derzeit unklar, ob fünf der von der Stadt beantragten Schulen tatsächlich die Lehrerstunden vom Land für den Ganztag bekommen – oder ob diese Zusatzressourcen künftig nur noch Brennpunktschulen erhalten, was Stuttgarts Beschlüsse zum Systemwechsel bei der Schulkindbetreuung torpedieren würde. Dies muss Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann mit Kultusminister Andreas Stoch klären.

Für künftige Erstklässler kommt die Debatte zu spät

Doch auch die Ankündigung, dass der Gemeinderat in der nächsten Woche womöglich bei den Betreuungszeiten der Halbtags- und der Ganztagsschule nachjustiert, dürfte Irritationen ausgelöst haben. Denn die Anmeldungen für die künftigen Erstklässler an den Grundschulen sind bereits in dieser Woche gelaufen.

„Die Eltern müssen sich sofort bei der Anmeldung verbindlich entscheiden, ob sie eine verpflichtende Ganztagsschule wollen“, sagt Irmgard Macher, die Leiterin der Rosensteinschule im Stuttgarter Norden. Dort gibt es beide Möglichkeiten. Über die Betreuung beim Halbtagszug allerdings können Eltern „auch später erst entscheiden“, so Macher. An der Rosensteinschule ist dieses Angebot auf 14 Uhr begrenzt. In der Ganztagsschule sind die Kinder von 8.30 bis 16.30 Uhr.

Viele Eltern klagen über fehlende Ferienbetreuung

Das ist an der Maria-Montessori-Schule in Hausen anders. Dort gibt es bis jetzt keinen Ganztagszug, sondern nur eine verlässliche Grundschule. Diese bietet zwar Betreuung bis 16.30 Uhr, allerdings etwas improvisiert und nicht auf Hortniveau. Das Essen organisiert der Förderverein, eine Mensa gibt es nicht. „Viele Eltern beklagen, dass sie keine Ferienbetreuung haben“, sagt die Schulleiterin Angelika Müller-Zastrau. Dennoch nähmen rund 100 ihrer 170 Grundschüler die Betreuung der verlässlichen Grundschule wahr.

„Wenn dieses Angebot nur noch bis 14 Uhr ginge, müssten wir handeln“, sagt Müller-Zastrau, „denn damit kämen die Mütter nicht klar.“ Doch im kommenden Schuljahr bleibt laut Schulverwaltungsamt noch alles beim Alten. Auch Hortplätze werden weiter vergeben, unabhängig vom Angebot der Schule. Dennoch bevorzugt in Hausen nicht nur die Mehrheit der Eltern, sondern auch Müller-Zastrau eine Ganztagsschule. Allerdings müsse dann die Infrastruktur verbessert werden. „Wenn die Rahmenbedingungen gut sind, kann man die Lehrer dafür gewinnen.“ Zunächst wolle man aber abwarten, bis auch beim Land die Marschrichtung klar sei. „Es hieß doch, jede Grundschule soll Ganztagsschule werden.“