Projekttag des Gymnasiums Königin-Olga-Stift zum 150-jährigen Bestehen mit dem Film des ehemaligen Schülers Franz Böhm über drei Aktivistinnen in drei Ländern für Menschenrechte und Umweltschutz.

Drei junge Frauen, die sich für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz engagieren und dafür ihr Leben einsetzen oder sogar riskieren: Rayen (23) aus Chile, die zur Protestbewegung gegen die Verfassung aus der Zeit des Diktators Pinochet gehörte, Pepper (22) aus Hongkong, die am verzweifelten Kampf gegen den Verlust der Freiheit und die totale Überwachung durch China gekämpft hat, und Hilda (22) aus Uganda, die in ihrem Land eine Friday-for-Future-Gruppe gegründet hat, nachdem Überschwemmungen, Folgen des Klimawandels, die elterliche Landwirtschaft zerstört haben. Diese drei Aktivistinnen sind die Protagonistinnen des Dokumentarfilms „Dear Future Children“ von Franz Böhm, der für die gesamte Oberstufe des Königin-Olga-Stiftes am Montag statt Mathe, Deutsch etcetera auf dem Stundenplan stand.

 

Das Gymnasium, benannt nach der württembergischen Königin Olga (1822 – 1892), die sich als Wohltäterin des Landes hervorgetan hat, feiert 150-jähriges Bestehen. Und tut dies im Sinne der Namenspatronin, deren soziales Wirken als Vorbild und Verpflichtung angesehen wird. Schon der Auftakt des Jubiläumsjahres fand zum 200. Geburtstag der Königin im September letzten Jahres statt. Jetzt erweist die Schule der Patronin ihre Reverenz mit zwei Projekttagen: „Im Fokus steht die soziale Verantwortung im 21. Jahrhundert“, nennt Schulleiter René Wollnitz die Intention. Die Unterstufe erforsche Leben, Wirken und Spuren von Königin Olga im Landesmuseum und im Stadtarchiv, die Oberstufe geht ins Kino. Denn nachdrücklicher und motivierender kann eine Lektion in gesellschaftspolitischer Verantwortung nicht sein als der Film von Franz Böhm (23), der 2017 am Königin-Olga-Stift sein Abitur abgelegt hat.

Szenen von erschreckender Gewalt

Die 195 Schülerinnen und Schüler waren vor der Vorstellung im Atelier am Bollwerk in Workshops darauf vorbereitet worden, was sie erwartet. Auch Szenen von erschreckender Gewalt. Nicht gestellt. Sondern die authentische und brutale Realität von Staatsmacht. Denn Franz Böhm und sein Team haben sich mitten hineingewagt in die Straßenschlachten in Santiago de Chile und Hongkong. Die Kamera hält hautnah drauf, wo der Kampf um Freiheit gnadenlos niedergeknüppelt wird. „Wir haben miterlebt, wie fünf Menschen vor unseren Augen ermordet wurden“, berichtet Böhm beim anschließenden Gespräch, das von Karla Schairer, Redakteurin der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, moderiert wird. Auch sie ist eine Absolventin des Königin-Olgastiftes, Abi-Jahrgang 2007.

Der Film wurde mit 23 Preisen ausgezeichnet

Karla Schairer hat der Film „wütend“ gemacht, und die Schüler haben viele Fragen: Wie gefährlich diese Drehs waren, ob er keine Angst gehabt habe, was die Erlebnisse brutaler Gewalt mit ihm machten, warum er drei Frauen ausgewählt habe und was der Film gekostet habe. Böhm, der schon mit 13 Jahren seine ersten Schritte in die Welt des Films tat, nach drei Kurzfilmen mit 21 Jahren diesen grandiosen Dokumentarfilm herausbrachte und dafür mit 23 Preisen ausgezeichnet wurde, darunter den Deutschen Dokumentarfilmpreis und den Publikumspreis beim Max-Ophüls-Festival, blieb keine Frage schuldig. Ja, es sei nicht ungefährlich gewesen, in Chile seien sie von der Polizei angegriffen worden, und auf den Einsatz in Hongkong habe es im Nachhinein Morddrohungen, Hassbotschaften und Hackerangriffe von extremistischen chinesischen Gruppen gegeben. Sein nächstes Projekt sei ein Spielfilm über zwei uigurische Journalistinnen aus der von der Kommunistischen Partei Chinas verfolgten Ethnie. Denn die gesellschaftspolitische Aussage bleibe sein Ziel als Filmemacher.

Ganz im Sinne der Wohltäterin

Das junge Publikum ist beeindruckt. „Starke Bilder“, sagt Konstantin Kremer. Maja Mühlthaler hat gerade beschlossen, sich bei Fridays for Future zu engagieren. Lisa Weigold, 14, braucht keine Motivation mehr, sie vertritt ihre Generation bereits im Jugendrat. Und die Schule wird mit einem Sponsorenlauf Geld für ein soziales Projektes generieren. Ganz im Sinne von Königin Olga.