Von Montag an fällt die Maskenpflicht in den Geschäften. Warum das nicht unbedingt auch für das Verkaufspersonal gilt.

Die Stuttgarter Einzelhändler sind sich einig: Sie wollen nicht strenger sein als der Gesetzgeber. Wenn Sie am Montag die Türen aufsperren, sind auch Kunden ohne Maske willkommen. Allerdings betonen sie unisono, dass das ebenso für all jene gilt, die weiterhin Maske tragen. Ihren Mitarbeitern raten die meisten zum Mund-Nase-Schutz , denn die Angst vor Personalausfällen wegen einer Coronainfektion ist groß.

 

Bei Feinkost Böhm darf bald wieder maskenlos eingekauft werden. „Wir möchten die Kunden nicht einschränken“, sagt der Geschäftsführer Patrick Höhn. Was für die Mitarbeiter gelte, kläre man derzeit. Breuninger hat sich für eine klares Sowohl-als-auch entschieden. Kunden könnten ab nächster Woche wieder ohne Maske einkaufen, und alle Mitarbeiter seien von der Maskenpflicht befreit, teilt das Unternehmen auf unsere Anfrage mit. Und betont: „Besonders in Anbetracht der noch immer sehr hohen Inzidenzen appellieren wir an die Eigenverantwortlichkeit und begrüßen es sehr, wenn das Tragen einer Maske am Arbeitsplatz fortgeführt wird und die Abstände eingehalten werden.“

Mehrheit wird freiwillig Maske tragen

Rainer Bartle, der Geschäftsführer von Wittwer-Thalia, stellt es seinen Kunden wie Mitarbeitern frei, ob sie künftig eine Maske tragen wollen. Er rechnet aber damit, dass das die Mehrheit ohnehin freiwillig tun wird. Die Plexiglasscheiben an den Kassen bleiben vorerst, die Aufzüge und die Treppengeländer werden zweimal täglich desinfiziert. Bartle sieht die Entwicklung von der Maskenpflicht hin zur Freiwilligkeit positiv: „Ich hoffe, dass das den ein oder anderen dazu bewegt, wieder in die Innenstadt zu kommen.“

Maximilian Schlier, der Centermanager der Königsbaupassagen, bemängelt, dass es keine einheitliche Regelung für alle Bundesländer gibt. Auch in der Passage kann jeder Mieter im Prinzip qua Hausrecht entscheiden, wie er es mit der Maske hält. In der Ladenstraße halte man sich an die neue Coronaverordnung, meint Schlier, der davon ausgeht, dass das auch alle Geschäfte tun werden. „Wir wollen nicht, dass sich dieser Flickenteppich bei uns im Haus fortsetzt. Aber wir empfehlen allen, die sich zusätzlich schützen wollen, eine Maske zu tragen.“

Ausfälle wegen Ansteckungen befürchtet

„Wir könnten unmöglich Kunden ohne Maske abweisen“, sagt Marcus Wörwag von den Gesundhaus-Apotheken in Zuffenhausen, Bad Cannstatt und im Milaneo. „Dann würden wir den gesetzlichen Versorgungsauftrag der Apotheken ja nicht erfüllen.“ Seine Mitarbeiter werden jedoch weiterhin einen medizinischen Mundschutz tragen – aus Sorge vor einer Ansteckung. „Wir sind noch nicht durchseucht, und viele Ausfälle würden uns wegen des akuten Personalmangels schwer treffen“, so Wörwag.

So hält es auch Kontantinos Pitsioras von der Waldau- und der Fortuna-Apotheke in Degerloch, wo ebenso die Maskenpflicht für Kunden entfällt. Das habe auch einen positiven psychologischen Effekt: „Wir freuen uns darauf, die Kunden wieder lächeln zu sehen.“

Bereits am Sonntag wird man bei der Tanzschule Burger-Schäfer voraussichtlich weder Maske tragen noch den Impfnachweis vorzeigen müssen. Die Änderung sei wieder mal „von jetzt auf nachher“ gekommen, kritisiert der Inhaber Jochen Galitz, der auch auf die Eigenverantwortung setzt. Er geht davon aus, dass ein Großteil der Tänzer mit Maske kommen und gehen wird. Das Dilemma beschreibt er so: „Die meisten wollen ein Stück weit zurück zur Normalität. Aber viele sind noch sehr vorsichtig und fühlen sich vor den Kopf gestoßen.“

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