Das Güterverkehrszentrum gehört zu den oberen Neckarvororten – ist aber kaum zugänglich.

Industriestandort - Wer an Hafen denkt, denkt an Hamburg oder Rotterdam. Aber Stuttgart? Mitten in den oberen Neckarvororten liegt dieses Güterverkehrszentrum und versorgt die Region mit Waren aus aller Herren Länder. Die Bewohner von Hedelfingen und Wangen auf der einen Seite sowie Ober- und Untertürkheim auf der anderen Seite des Neckars bekommen meist nicht viel davon mit. Den Hafen mehr zu öffnen – das sieht Carsten Strähle, der Geschäftsführer der Hafen Stuttgart GmbH, allerdings als schwierig an: „Die Bahn ist gefährlich“, sagt Strähle. Auch das Wasser und die Kräne dürfe man in dieser Hinsicht nicht vergessen.

 

Dennoch versucht sich der Hafen regelmäßig, aber punktuell, zugänglich zu machen. So war er bei der langen Nacht der Museen in diesem Jahr dabei. Auch ein Hafenfrühstück stand in diesem Sommer auf der Liste der Veranstaltungen. „Regelmäßige Besichtigungen können wir jedoch nicht anbieten“, sagt Strähle. Vom Wasser aus gebe es aber die Möglichkeit, bei einer Hafenrundfahrt das Gelände zu erkunden. Dass der Fluss für die Bevölkerung gerade in den oberen Neckarvororten kaum zugänglich ist, weiß der Geschäftsführer.

„Der Hafen ist im Bewusstsein der wenigsten verankert“

Aber: „Der Hafen ist einen Kilometer lang, der Neckar fließt über 15 Kilometer durch Stuttgart.“ Da gebe es woanders viele Stellen, an denen man den Neckar erleben könne und wo er sicher zu erreichen sei. Doch was sagen die Stadtbezirke zu ihrem großen Nachbarn? „Wir freuen uns über den Hafen und den Neckar“, sagt Beate Dietrich. Schon lange möchte die Wangener Bezirksvorsteherin eine besondere Idee verwirklicht sehen: ein Café am Wasser. Platz wäre da im Bereich des Unterwassers an der Untertürkheimer Schleuse (wir berichteten). Ihr Kollege Hans-Peter Seiler aus Hedelfingen sieht den Hafen ebenfalls als Potenzial. Aber: „Man kommt nicht hin.“ Deswegen soll im Herbst ein Workshop für Bürger aus den oberer Neckarvororte stattfinden. Thema: Den Neckar zugänglich machen. „Der Hafen ist im Bewusstsein der wenigsten verankert“, sagt Seiler. Nur manchmal würden sich Bürger über Lärm beschweren, etwa von der Altglassammelstelle oder wenn ein Schrotthändler sein Altmetall umlädt. Aber: „Tagsüber ist die B 10 laut, ebenso die weitere Umgebung“, gibt Seiler zu bedenken.

Ein weiterer Kritikpunkt mancher Anwohner sei die Geruchsbelästigung. Manchmal sei etwas in Hedelfingen zu riechen, wenn der Wind richtig steht. Dieser Umstand ist auch Strähle bekannt: „Hier wird Altkunststoff umgeschlagen“, sagt er. Es sei derzeit nicht möglich, das geruchsfrei zu machen. Den Lärm sieht Strähle weniger als Thema, Wohnungen will er aber nicht am Hafen haben: „Irgendwo muss man auch Lärm machen können.“ Bei solch einem großen Industriestandort könne es auch mal aus Versehen laut werden, wenn etwa ein Container auf den anderen knallt. Manche Schrotthändler haben – um Lärm für die Umgebung zu vermeiden – sogar ihr Areal eingehaust. Aber: „Man hat immer offene Stellen“, meint Strähle.