Mit 160 Sachen rast die Drohne über den Mercedes-Stern, der vom Bahnhofsturm für die Sanierung weichen muss. Der Film davon, kaum online, geht viral. Angelo Felchle, Vize-Weltmeister im Drohnenflug, hat ihn gedreht.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Auf das Dach des Bahnhofsturm sollen in vier Jahren Menschen. Die künftige Besucherplattform dürfte dann eine großartige Rundumsicht auf Stuttgart bieten. Andreas Klingelhöfer, Projektleiter des Umbaus, steht für den Werbefilm der Deutschen Bahn schon mal oben und gerät in Schwärmen. „Damit hier Menschen rauf können, muss die Sicherheit gewährleitestet werden und die Möglichkeit zur Evakuierung bestehen“, sagt er. Den heutigen Anforderungen des Brandschutzes entspreche der Turm nicht mehr, auf dem sich seit 1952 der Stern gedreht hat. Das Mercedes-Logo musste verschwinden, damit ungestört saniert werden kann.

 

Oben bleiben? Selbst der Stern darf es wegen Stuttgart 21 für eine längere Zeit nicht. Der Abbau nach fast 70 Jahren war spektakulär. Das weltberühmte Markenzeichen ist nun ins Exil am Mercedes-Museum gezogen. Von dem Böblinger Drohnen-Rennpiloten Angelo Felchle, einem der Besten dieses Fachs, hat die Deutsche Bahn einen YouTube-Film drehen lassen, der seit wenigen Tagen online ist und bereits über 47 000-mal geklickt worden ist.

Angelo Felchle sitzt als Pilot virtuell in der Drohne

Während der mit sechs Schrauben befestigte Stern abmontiert und an einen Kran gehängt wird, jagt Felchles Drohne für den Film mit bis zu Tempo 160 von allen Seiten darüber. Auf Sicht fliegen kann man mit diesen High-Tech-Renngeräten nicht, dafür geht alles viel zu schnell und entzieht sich oft dem direkten Blick. Deshalb verfolgt der Schwabe, der in der „Drone Champions League“, einer Art Formel Eins für Renndrohnen, antritt und Vize-Weltmeister in dieser Disziplin geworden ist, die Flugbahn durch die Brille. Angelo Felchle sieht damit alles aus der Perspektive der Drohne. „Ich bin praktisch Pilot und sitze virtuell da drin“, sagt er.

Sein faszinierender Film mit ungewohnten Blicken aus der Vogelperspektiven auf den Bahnhof und dessen Umgebung wird heftig diskutiert bei Youtube. „Das Abnehmen des Sterns ist wohl gleichzusetzen mit der Verhüllung des Big-Ben- Towers in London“, schreibt ein Kommentator, „der ist zur Zeit mit einem Gerüst völlig eingehüllt nicht zu sehen.“ Ein anderer fragt: „Warum ist am Bahnhofsturm eigentlich ein Mercedes-Stern? Am Mercedes-Museum ist ja auch kein DB-Logo!“

Ein neuer Mercedes-Stern mit LED-Technik?

Ein weiterer Kommentar lautet: „Man sollte bei dieser Begeisterung nicht vergessen, dass die einst denkmalgeschützten Seitenflügel abgerissen wurden.“ Ein User fordert schließlich, Mercedes sollte dem neuen Bahnhof „einen komplett neuen Stern mit LED-Technik spendieren“. Dies gehöre sich so. Und ein Spaßvogel hat folgende Bitte: „Könntet ihr mir den Stern für mein Vordach für ein bis zwei Tage ausleihen? Da werden die Nachbarn schön gucken!Ich geb ihn auch heile zurück, versprochen!“