Wieder gibt es Bilder von einem besprühten Zug in Stuttgart. Diesmal waren mutmaßlich keine VfB-Ultras am Werk. Und auch sonst ist vieles anders.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Für Sprayer sind es Codes, für Nichteingeweihte sind es Hieroglyphen. Für die Bundespolizei und das betroffene Verkehrsunternehmen Go-Ahead ist es vor allem ein Fall von Sachbeschädigung: die großen Graffitis, die unbekannte Sprayer auf einem Zug hinterlassen haben, der am Mittwochmorgen um 7 Uhr im Stuttgarter Hauptbahnhof eingefahren und dort Reisenden aufgefallen ist.

 

Wer den Zug mit großen Buchstaben besprüht hat und wo dies geschehen ist, weiß die Polizei am Mittwoch nicht zu sagen. Beamte der Bundespolizei Stuttgart konzentrierten sich darauf, den Zug zu fotografieren; sie kamen damit einer Bitte ihrer Kollegen in der Inspektion Offenburg nach. Dort laufen die Ermittlungen. Das Merkwürdige daran: Der betroffene Zug verkehrt weit außerhalb von Offenburg; er kam aus Geislingen und fuhr wieder nach Geislingen. Warum ausgerechnet die Inspektion Offenburg in den Fall eingeschaltet wurde, weiß deren Pressestelle nicht zu sagen.

„Leider gibt es Menschen, die das Eigentum anderer nicht respektieren“

Fest steht nach diversen Telefonaten: Betreiber der betroffenen Linie MEX 16 nach Geislingen (MEX steht für Metropolexpress) ist das Eisenbahnverkehrsunternehmen Go-Ahead. Bei dem fast vollständig besprühten Triebwagen handelt es sich um ein Modell vom Typ „Flirt“.

Ein Sprecher von Go-Ahead stellt grundsätzlich fest: „Leider gibt es Menschen, die das Eigentum anderer nicht respektieren und die unsere Züge bemalen, verschmutzen oder auch beschädigen.“ Das Verkehrsunternehmen betreibe einen erheblichen Aufwand, um die Züge innen und außen sauber zu halten. Dazu sei man auch dem Land Baden-Württemberg als Auftraggeber vertraglich verpflichtet.

Erinnerungen an eine bemalte S-Bahn

„Wir versuchen, Graffitis der Züge schnellstmöglich zu entfernen“, betonte der Sprecher weiter. Das sei jedoch nicht immer möglich, da die Kapazität bei den Reinigungstrupps dafür da sein müsse und zudem das Fahrzeug dann für den Fahrgastbetrieb fehlen würde. Daher werde abgewogen, „ob man ein bemaltes Fahrzeug im Planbetrieb nutzen kann oder Zugleistungen gegebenenfalls ausfallen lassen muss, wenn die Benutzung für unsere Fahrgäste unzumutbar wäre“. Klar sei: „Jede Sachbeschädigung, auch durch Graffitis, wird zur Anzeige gebracht.“

Ende März hatte der Fall eines komplett besprühten S-Bahn-Wagens in Stuttgart für Aufsehen gesorgt. Als Urheber wurden VfB-Ultras vermutet. Nach Angaben der Bahn wurde der Wagen mittlerweile umfassend gereinigt und wieder in Dienst genommen.