Zwischen Fernweh, Melancholie und Freude: Sarah Archut erweckt in ihren bunten lllustrationen Alltagsträume zum Leben. Uns hat sie mitgenommen in eine Fabelwelt aus Zauber und Magie. 

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Stuttgart - Eine Welt ohne Fantasie ist möglich, jedoch sinnlos. Zumindest, wenn es nach Sarah Archut ginge. Ihre Zeichnungen sind alles andere als gewöhnlich. Wo sonst gibt es fliegende Meerjungfrauen im Wald zu sehen? Seit einem Jahr nun bringt die 32-Jährige in ihrem heimischen Atelier Fabelwelten aufs Papier. Die Motive, eine Verbindung aus Tier und Mensch, bieten dem Betrachter genügend Raum für eigene Gedankenspiele.

 

Einen anderen Job könne sich Sarah Archut nicht mehr vorstellen. Auch wenn sie in der Vergangenheit einige Zwischenstopps einlegen musste, um am Ende genau hier anzukommen: „Von jetzt aus betrachtet, ergibt alles einen Sinn“, lacht sie. 

Antwerpen calling

Ursprünglich stammt sie aus der Modebranche. Nach einigen Bewerbungen und darauffolgenden Ablehnungen in Pforzheim, probierte sie sich in Antwerpen an der Aufnahmeprüfung für die Royal Academy of Fine Arts. „Plötzlich sitzt du da mit 100 anderen Studenten in einem Raum und nach und nach werden die Namen aufgerufen.“ Als Sarah Archuts an der Reihe war, passierte das, was sie nicht für möglich hielt: „Ich hatte bestanden.“ Innerhalb einer Woche zog sie nach Belgien und erfüllte sich damit einen langgehegten Traum. 

„Ich wollte nur noch zeichnen!“

Schon während des Studiums entdeckte sie das freie, künstlerische Arbeiten für sich. Gerne erinnert sie sich zurück: „Es war eine harte aber wirklich gehaltvolle Zeit für mich.“ Nach dem Abschluss arbeitete sie für kurze Zeit weiter in der Fashionindustrie, sogar ein halbes Jahr bei Alexander Wang in New York. Doch ihr Entschluss stand längst fest: „Ich wollte nur noch zeichnen!“ Wieder zurück in der Heimat Echterdingen hieß es jetzt Gedanken ordnen: „Ich überlegte, wie ich das Ganze am besten angehen könnte.“ So richtete sie sich ein Atelier im Elternhaus ein. 

Lange dauerte es, bis sie sich mit ihren Werken an die Öffentlichkeit wandte: „Da die Zeichnungen meine persönlichen Gedanken widerspiegeln, bin ich sehr verletzlich was Kritik angeht. Heute denke ich aber, dass es hier weder um ein Richtig noch Falsch geht. Entweder kann man es fühlen oder eben nicht. Das ist völlig ok.“ 

Kunst entsteht unbewusst

Ihr selbst fällt es schwer den eigenen Stil zu beschreiben. So entstehen die Illustrationen immer aus der Situation heraus. Dabei steht für Sarah Archut nicht nur der kreative Prozess im Vordergrund: „Ich ordne mich und meine Gedanken während des Zeichnens. Es ist wie eine Art Ventil.“ Oft werden erst nach der Fertigstellung einzelne Details und persönliche Verbindungen sichtbar: „Ich male gerne Tiere und Menschen, meist nur Frauen. Vieles entsteht dabei unbewusst, aber ergibt am Ende total Sinn.“ 

Irgendwo zwischen Fernweh, Melancholie und Freude

Auch ihre Liebe zum Wald findet sich in den Bildern wieder: „Ich gehe gerne spazieren. Dank meiner großen Wahrnehmung sehe ich dabei so viele inspirierende Dinge.“ Oft stelle sie sich auch vor, durch die Bäume zu fliegen, sagt die 32-Jährige, die ihre kindliche Art nie abgelegt hat: „Ich sehe meine Welt durch Kinderaugen, voller Zauber und Magie.“ Dabei wird sie beeinflusst von den eigenen Gefühlen. Irgendwo zwischen Fernweh, Melancholie und Freude.

„Das macht mich glücklich“

Ihre Illustrationen gibt es momentan als Drucke, auf Jutebeuteln sowie Shirts online zu kaufen. Spannend fände sie aber auch Auftragszeichnungen und erste Zusammenarbeiten: „Ich würde mich gerne noch mehr ausprobieren und die Ideen anderer umsetzen. Auch Kinderbuchillustrationen würden mir viel Spaß bereiten.“  

Wichtig sei es, dass die Chemie stimmt. Immerhin ist Sarah Archut ein Gefühlsmensch durch und durch. Kein Wunder also, dass bei positiver Resonanz auch mal Freudentränen bei der Macherin fließen. Besonders wenn Bestellungen aus anderen Ländern wie Schweden oder den USA anstehen: „Ich stelle mir dann immer vor, wie meine Bilder dort an den Wänden hängen. Das macht mich glücklich.“ 

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