Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Wenn Volker Kaltenbach über Bürokraten schimpft, glaubt man Rauchschwaden über seinem kahl geschorenen Schädel zu erkennen. Vom Bundeswirtschaftsministerium hat er am 28. Oktober ein Schreiben erhalten, in dem es überraschenderweise heißt, dass seine Firma „Sicherheitsaufgaben auf Schiffen unter deutscher Flagge wahrnehmen darf“. Um einen Frachter zu schützen, muss Kaltenbach jedoch nicht nur Waffen an Bord schaffen – was innerhalb der EU und in mehreren arabischen Ländern möglich ist – sondern sie im Zielhafen auch wieder legal von Bord bringen. Staaten wie Indien fordern eine Bescheinigung des Bundesaußenministeriums, dass die German Naval Security im hoheitlichen Auftrag unterwegs ist. Die Westerwelle-Behörde will solche Papiere aber erst ausstellen, wenn das geplante Gesetz in Kraft getreten ist.

 

In den Amtsstuben wird zurzeit darüber nachgedacht, wie hiesige Sicherheitsfirmen, die auf See tätig werden wollen, staatlich kontrolliert werden können. Laut dem Gesetzesentwurf müssen sie nachweisen, dass die Schiffsbewacher „persönlich geeignet und zuverlässig sind“. Im Klartext: die Bundesregierung will verhindern, dass schießwütige Rambos den deutschen Außenhandel schützen.

Tödliche Fehler können freilich selbst militärischen Vollprofis unterlaufen. Am 15. Februar dieses Jahres wurden zwei indische Fischer vor ihrer Heimatküste von italienischen Marinesoldaten getötet. Die Scharfschützen waren für die Sicherheit auf dem Tanker „Enrica Lexie“ zuständig, sie hielten die Fischer für Piraten. Die 25 und 45 Jahre alten Inder starben im Kugelhagel. Auf der Brücke hatte der Kapitän den Trugschluss zwar früh erkannt, aber keine Möglichkeit, die Soldaten zu informieren.

Nach dem Vorfall ließ Volker Kaltenbach Funkgeräte für seine Firma entwickeln, die eine Verständigung bis in den hintersten Winkel eines 300-Meter-Frachters gewährleisten. Zurzeit verhandelt die German Naval Security mit einer Schweizer Reederei über den nächsten Auftrag.