Die Sozialdemokraten benennen am Samstag ihre Stuttgarter Kandidaten für die Bundestagswahl. Die geben sich selbstbewusst und kämpferisch.

Stuttgart - Als letzte der großen Parteien hat nun auch die SPD ihre Stuttgarter Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst benannt. Wie erwartet wurden die von einer Findungskommission vorgeschlagenen und vom Kreisvorstand einstimmig unterstützten Lucia Schanbacher für den Süden (Wahlkreis 258; Stuttgart I) und Dejan Perc für den Norden (Wahlkreis 259; Stuttgart II) am Samstag von einer Vertreterversammlung gewählt. Völlig makellos kamen die beiden Stadträte allerdings nicht durch die Abstimmung. Ohne Gegenkandidaten erhielten Schanbacher 79 und Perc 77 Ja-Stimmen von jeweils 82 abgegebenen Stimmen der Delegierten.

 

Mit der Kandidatenbesetzung müsse „der Generationenwechsel gelingen“, hatte der stellvertretende Kreisvorsitzende Daniel Campolieti gefordert, nachdem das langjährige Gesicht der Stuttgarter SPD, Ulrike Vogt, für eine weitere Kandidatur nicht mehr zur Verfügung stand. Mit Schanbacher (31) und Perc (45) sei man „sehr optimistisch“, so Campolieti, beide hätten im Stadtrat schon „bewiesen, dass sie für Politik und ihre Themen brennen“.

Schanbachers selbstbewusster Auftritt

Diesen Eindruck wollten die beiden Kandidaten auch den Delegierten vermitteln. Besonders Schanbacher gab sich kämpferisch und selbstbewusst. „Ich trete nicht an, um vor den Platzhirschen Özdemir und Kaufmann einzuknicken“, kündigte sie ihren weitaus bekannteren Konkurrenten von den Grünen und der CDU einen Wahlkampf mit hochgekrempelten Ärmeln an. Vor allem für eine „rote Klimapolitik“ wolle sie eintreten. „Klimaschutz, der auch sozial verträglich ist, der Innovation und Beschäftigung zusammenbringt“, beschreibt Schanbacher ihre Mission.

Dass sie sich bei ihrer Kandidatur für einen Platz im Bundestag womöglich in einem Langstreckenrennen befindet, ist der wirtschafts- und klimapolitischen Sprecherin der SPD-Rathausfraktion klar. „Wenn es diesmal nicht reicht, sehen wir uns noch einmal“, so Lucia Schanbacher.

Dafür steht Perc

Dass die Stuttgarter SPD nach 15 Jahren kürzlich mit Katrin Steinhülb-Joos mal wieder jemand in den Landtag brachte, will Dejan Perc als Rückenwind für die nächste Wahl verstanden wissen. Seit einem Jahrzehnt ist er Kreisvorsitzender und nun erstmals auch Kandidat für den Bundestag. Die Aufstiegsperspektiven für Migranten, die Integration insgesamt sowie die Digitalisierung sind seine Herzensangelegenheiten. Errungenschaften wie die Ehe für alle oder ein neues Adoptionsrecht „verdanke ich der SPD“, sagt Perc. Was ihm persönlich zu Ehemann und Tochter verhalf, will Perc aber auch als Verpflichtung für weiteren politischen Einsatz verstehen.

Auf eine lange Aussprache hatten die Delegierten am Samstag wenig Lust. Was einen einfachen, aber handfesten Grund hatte. „Wir frieren uns hier die Nieren ab“, sprach Marion Eisele, Vorsitzende des Bezirks Stuttgart-Süd & Kaltental, vielen Teilnehmern auf der im Schatten gelegenen Tribüne das Gazi-Stadions aus dem Herzen.