Die Stuttgarter Kickers haben 1:1 in Halle gespielt und dort den Ausgleich erst in letzter Sekunde kassiert. Dass ändert aber nichts am derzeitigen Hochgefühl beim Drittligisten, zu dem der Kapitän Enzo Marchese maßgeblich beiträgt.

Digital Desk: Johannes Röckinger (jor)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers haben am Samstag in der dritten Fußball-Bundesliga einen sicher geglaubten Sieg gegen Halle noch aus der Hand gegeben. In der 90. Minute traf Pierre Merkel für die Hallenser nach einem Ballverlust von Fabian Baumgärtel zum 1:1-Endstand. Zuvor hatte Enzo Marchese die Gäste in der 26. Minute per Elfmeter in Führung geschossen. Mit diesem Unentschieden rutschen die Blauen drei Spieltage vor Ende der Saison mit 50 Punkten vom fünften auf den siebten Platz.

 

Doch so richtig weh tut das den Kickers nicht. In Degerloch ist man momentan sehr entspannt: Am Sonntag ließ der Trainer Horst Steffen das Team in Ruhe Ostereier suchen und verzichtete diesmal auf das sonntägliche Auslaufen. Dieses frühlingshafte Hochgefühl ist das Resultat einer imponierenden Aufholjagd unter dem Trainer Horst Steffen. Am zwölften Spieltag übernahm der ehemalige U-19-Coach von Borussia Mönchengladbach die Aufgabe bei den Kickers. Die Ausgangslage war dürftig: Mit mickrigen neun Punkten nach elf Spielen grüßten die Stuttgarter von Platz 17 der Tabelle und steckten schon mitten im Abstiegskampf.

Sieben von zehn Spielen haben die Kickers gewonnen

Dieser Zustand sollte sich jedoch schon bald ändern. Horst Steffen formte seine Mannschaft zu einer Heimmacht, die den Gegnern auf der Waldau nun nichts mehr schenkte. Sieben von zehn Spielen im Gazi-Stadion wurden unter der Leitung des neuen Trainers gewonnen. Kontinuierlich kletterten die Kickers in der Tabelle nach oben und sicherten bereits am 33. Spieltag den Klassenverbleib. „Ich hoffe, dass wir es gemeinsam schaffen, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu führen“, äußerte sich Sportdirekt Michael Zeyer damals zu der Verpflichtung des Trainers. Ein Plan, der aus heutiger Sicht komplett aufgegangen ist.

Großen Anteil daran hatte neben dem Trainer auch das Herz der Mannschaft: Enzo Marchese. Gegen Halle erzielte der Italiener bereits seinen zwölften Saisontreffer und ist damit Topscorer des Teams.

Es ist mit Abstand die beste Saison seiner Karriere. Dennoch bleibt der Kapitän bescheiden und führt den Erfolg auf die ganze Mannschaft zurück: „Klar läuft es für mich momentan gut, aber das liegt hauptsächlich an unserer geilen Truppe, die in jedem Spiel bis zum Schluss kämpft und 100 Prozent gibt“. Zehn seiner zwölf Saisontore erzielte der 30-jährige Mittelfeldstratege unter Horst Steffen. „Der Trainer hat uns wieder in die Spur gesetzt. Wir wollten mit aller Macht da unten raus und es denen zeigen, die uns totgeschrieben haben und das ist uns gelungen – das ist das Ergebnis knüppelharter Arbeit“.

Kapitän Marchese kritisiert Ex-Trainer Morales

Einen Seitenhieb gegenüber dem gefeuerten Ex-Trainer Massimo Morales kann sich Enzo Marchese in diesem Zusammenhang nicht verkneifen: „Morales hat mich am Anfang der Saison verheizt. Ich war gefühlt gerade noch auf dem OP-Tisch, da musste ich schon wieder auf dem Platz stehen. Da lief einiges falsch“, sagt der Kapitän rückblickend auf seine Leistenverletzung und den schwachen Saisonstart der Kickers. Unter Morales gelang dem Team in den ersten neun Spielen kein Sieg.

Der neuen Saison blickt der Kapitän mit gemischten Gefühlen entgegen: „Wir haben die Qualität und den Willen, oben anzugreifen, müssen aber immer bedenken, dass wir in der Vorrunde nur Auswärtsspiele haben werden.“ Wegen des Stadionumbaus auf der Waldau müssen die Kickers für eine unbestimmte Zeit ihre Spiele in Reutlingen ausrichten.

Doch daran will Enzo Machese momentan noch nicht denken. Viel wichtiger sei es, die aktuelle Saison ordentlich zu beenden: „Wir sind heiß auf Platz vier“, sagt er.