Jahrelang befanden sich die Stuttgarter Kickers in einer Abwärtsspirale. Am Samstag können die Blauen aus eigener Kraft den Sprung in die Regionalliga perfekt machen. Wir blicken auf die bisherigen Aufstiege.

Vier Spieltage vor Schluss der Oberligasaison beträgt der Vorsprung des Spitzenreiters Stuttgarter Kickers auf den Tabellenzweiten SG Sonnenhof Großaspach elf Punkte, hinzu kommt die um 60 Treffer bessere Tordifferenz. Deshalb wäre bereits mit einem Punktgewinn an diesem Samstag (15.30 Uhr/Stadion an der Kreuzeiche) beim SSV Reutlingen der Sprung in die Regionalliga sicher. Wir blicken auf die vergangenen Aufstiege der Blauen.

 

1988 in die Bundesliga Ein Jahr nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen den Hamburger SV (1:3) folgte der erste Aufstieg in die Bundesliga unter Trainer Manfred Krafft. „Wir waren damals die mit Abstand beste Mannschaft in der zweiten Liga. Der Aufstieg deutete sich schon mehrere Wochen vor Saisonende an“, erinnert sich Stürmer Ralf Vollmer. Am 18. Mai 1988 konnte durch die Tore von Bernd Grabosch, Kazimierz Kmiecik und Uwe Igler mit einem 3:0-Auswärtserfolg bei Rot-Weiß Oberhausen der Sprung nach oben endgültig perfekt gemacht werden. Vollmer: „Das war unter der Woche abends, gefeiert haben wir trotzdem kräftig in der Düsseldorfer Altstadt.“

1991 in die Bundesliga Auf dem Weg zurück in die Bundesliga zeigten die Blauen keine Nerven: Gegen den FC St. Pauli gab es im Relegations-Entscheidungsspiel (Hin- und Rückspiel waren 1:1 ausgegangen) in Gelsenkirchen ein 3:1 durch die Tore von Ralf Vollmer, Juan Cayasso und Dirk Fengler. Die Mannschaft von Trainer Rainer Zobel war erst 40 Minuten vor dem Anpfiff angekommen. Busfahrer Willi Mast, der den Kickers immer noch treu ist, traf keine Schuld. Der Stau war nicht vorhersehbar. „Uns hatte damals keiner auf dem Zettel, umso befreiender und ausgelassener war die Feier“, erinnert sich Vollmer. Nach einem Abstecher nach Köln ging der Partymarathon im Clubhaus in Degerloch weiter.

Aufstieg unter Wolfgang Wolf

1996 in die zweite Liga Im ersten Jahr nach dem Abstieg in die Regionalliga Süd waren die Blauen noch, hauptsächlich wegen ihrer Auswärtsschwäche, an der SpVgg Unterhaching gescheitert. 96 Saisontore (allein davon 37 von Jonathan Akpoborie) reichten nicht. Im zweiten Jahr gelang unter Trainer Wolfgang Wolf der Wiederaufstieg – mit neun Punkten Vorsprung vor dem Zweiten VfR Mannheim. Kickers-Stürmer Markus Beierle kam mit 23 Treffern auf Platz zwei der Torjägerliste hinter Dragan Trkulja (25 Tore/SSV Ulm 1846). „Wir hatten einen unglaublichen Zusammenhalt in der Mannschaft und Wolle Wolf hatte den Laden im Griff“, erinnert sich Spielmacher Adnan Kevric.

2008 Qualifikation für die dritte Liga Am 31. Mai 2008 ging es für die Kickers am letzten Spieltag bei der SV Elversberg um die Qualifikation zur neu gegründeten dritten Liga. Ein Sieg war Pflicht, gleichzeitig durfte der SSV Reutlingen bei den SF Siegen nicht gewinnen. Beides traf ein. Die Blauen gewannen durch Tore von Marco Tucci und Angelo Vaccaro mit 2:0, Reutlingen verlor mit 1:2. „Wir haben es geschafft, weil jeder für den anderen Gas gegeben hat und wir trotz der Hektik im Umfeld die Ruhe bewahrt haben“, erinnert sich der damalige Trainer Stefan Minkwitz.

Aufstieg auf dem Sofa

2012 in die dritte Liga Die Stuttgarter Kickers machten den Sprung nach oben praktisch auf dem Sofa perfekt – und fast wäre es am vergangenen Sonntag genauso gekommen, doch die SG Sonnenhof Großaspach erzielte in der Nachspielzeit noch das 2:1 gegen den SSV Reutlingen. 2012 hatte das Team von Trainer Dirk Schuster mit einem 1:0 gegen den FC Memmingen vorgelegt. Sonntags war der Aufstieg durch die 2:3-Niederlage von Rivale SG Sonnenhof Großaspach bei der TSG 1899 Hoffenheim II auch rechnerisch besiegelt.

„Es war eine super Saison. Wir hatten eine überragende Truppe aus erfahrenen Spielern wie Marco Grüttner, Julian Leist, Marcel Ivanusa oder Jerome Gondorf. Dazu noch viele hungrige Jungs  aus der eigenen Jugend wie Fabio Leutenecker“, erinnert sich Spielmacher Enzo Marchese. „Wir waren eine Einheit und auch neben dem Platz echte Kumpels. Wir haben viel gemeinsam unternommen“, berichtet der mittlerweile 39-Jährige. „Bei der Aufstiegsfeier ging es richtig ab – wir haben es mit den Fans krachen lassen“, so Marchese.

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