Die Stuttgarter Kickers trennen sich mit sofortiger Wirkung von ihrem Marketingmanager Jens Zimmermann, der in einem StZ-Interview die Vereinspolitik hinterfragt hatte.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die Reaktion auf das StZ-Interview des bisherigen Marketingmanagers Jens Zimmermann („Die Kickers sind mehr als ein Unternehmen“) hat nicht lange auf sich warten lassen. Gestern hat der Verein umgehend Konsequenzen gezogen und seinen Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Als Grund dafür wurde genannt, dass sich der 40-Jährige zu internen Vorgängen geäußert habe. „Sowohl vom Inhalt her als auch vom Zeitpunkt der Veröffentlichung sind diese Äußerungen in hohem Maße illoyal“, sagt der Präsident Rainer Lorz.

 

Zuvor hatte Zimmermann in dem Gespräch kritische Töne angeschlagen, etwa: „Jeder Fan muss die Konstellation bei den Kickers kritisch beobachten“ – und zudem angekündigt, den vorliegenden (Anschluss-)Vertrag bei der künftigen Vermarktungsagentur Ufa Sports nicht zu unterschreiben.

Das hat nicht nur im Club, sondern auch im vereinseigenen Forum die Wellen hochschlagen lassen. Die erste Antwort kam unmittelbar nach der Veröffentlichung auf StZ-Online bereits um 19.54 Uhr am Montag. Auch wenn die Beiträge individuell verfasst wurden, lautet der Tenor: Das hat jetzt doch langsam ein bitteres Gschmäckle.

„Die Einflussnahme der Quattex AG war Null-Komma-Null“

Gemeint ist dabei vor allem die Verbindung der Kickers zu dem bisher nicht offiziell als Investor auftretenden Wolfgang Dietrich, inzwischen besser bekannt in seiner Funktion als S-21-Projektsprecher. Der hatte Anfang 2010 den Traditionsverein mit einer Einlage von einer Million Euro vor der drohenden Insolvenz gerettet. Und bekommt dieses Investment nun über zehn Jahre Laufzeit mit einer sehr ordentlichen Rendite zurückbezahlt. Das bestreitet auch der Kickers-Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker nicht: „Das ist ein Geschäftsmodell.“ Über die Firma Quattrex Sports AG ist Dietrich so und ähnlich bei anderen Clubs tätig. Dass dazu der Zweitligist Union Berlin zählt, bei dem auch der künftige Kickers-Partner Ufa Sports tätig ist, lässt darauf schließen, dass die entsprechenden Kontakte auf dieser Ebene zustande kamen.

In der Quattrex AG wiederum ist seit Längerem auch Tobias Schlauch im Vorstand tätig, was vielen Mitgliedern unbekannt war, nachdem er vor zwei Jahren bei seiner Ernennung zum Präsidiumsmitglied Finanzen noch als Direktor bei der Deutschen Bank vorgestellt worden war. Dinkelacker betont aber: „Die Einflussnahme der Quattrex AG im Verein war null-Komma-null.“ Trotzdem wurde bei der Jahreshauptversammlung am 26. November jetzt der Dietrich-Sohn Christoph als Unternehmer aus der Möbelbranche in den Aufsichtsrat bestellt. In gleicher Funktion ist er auch bei der Quattrex AG tätig – was so manchem Mitglied ein Dorn im Auge ist.

Von einer Erbschaft über rund 300.000 Euro war nie die Rede

Schlauch, der Herr der Zahlen, wiederum hat auf der Hauptversammlung den Posten außerordentliche Erträge in Höhe von 550 000 Euro in erster Linie damit erklärt, dass Altlasten zugunsten der Kickers umgeschichtet worden seien. Von einer Erbschaft über rund 300 000 Euro war nicht die Rede, obwohl diese letztendlich den Jahresabschluss positiv beeinflusst hat, auch wenn der Verein möglicherweise weiteres Sparpotenzial gehabt hätte.

Der Präsident Rainer Lorz sagt dazu: „Wir werden auf die in dem Interview geäußerten Punkte zu gegebener Zeit reagieren. Vorerst steht für uns ausschließlich der sportliche Erfolg im Vordergrund, deshalb wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Unruhe schaffen.“ Keine weitere, könnte man sagen. Zumal ja noch das Thema Trainer auf der Agenda steht. Hoffenheims bisheriger Co-Trainer Rainer Widmayer ist weiter im Gespräch, wird sich zunächst einmal aber von seiner Entlassung erholen. Das zumindest hat er mit Jens Zimmermann gemein, der sagt: „Die Reaktion des Vereins zeigt mir, dass es die richtige Entscheidung ist, die Kickers zu verlassen.“