Nach dem Eklat um das Interview von Marketing-Manager Jens Zimmermann droht den Kickers der nächste Ärger: Das Geschäftsmodell mit dem Investor Quattrex könnte dem Drittligisten weiteren Streit bescheren.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - An Juristen herrscht bei den Stuttgarter Kickers kein Mangel. Sie spielen traditionell eine wichtige Rolle in den Führungsgremien des Degerlocher Traditionsvereins, dem aktuell der Rechtsanwalt Rainer Lorz vorsteht. Der juristische Beruf des Präsidenten spielt in dessen Hobby Fußball derzeit allerdings eine weit größere Rolle, als Rainer Lorz lieb sein kann.

 

Rechtsanwälte sind gerade dabei, die Entlassung des Kickers-Marketingleiters zu prüfen. Jens Zimmermann wurde am Dienstag von seinen Aufgaben beim Drittligisten entbunden, nachdem er im Interview mit der Stuttgarter Zeitung die Vereinspolitik kritisch hinterfragt und angekündigt hatte, den Verein zu verlassen. Zimmermann forderte die Mitglieder außerdem auf, das Geschäftsmodell mit dem Investor Quattrex, der den Kickers eine Million Euro zur Verfügung gestellt hat, im Auge zu behalten.

An diesen Tipp hat sich ein Teilnehmer des Kickers-Forums im Internet gehalten. Unter dem Pseudonym „Blue Note“ hat er Paragraf 12, Absatz 8 der Kickers-Satzung ins Netz gestellt: „Mitarbeiter oder Mitglieder der Organe von Unternehmen, die zu mehreren Vereinen der Lizenzligen oder mit diesen Vereinen verbundene Unternehmen in wirtschaftlich erheblichem Umfang in vertraglichen Beziehungen im Bereich der Vermarktung einschließlich des Sponsorings oder des Spielbetriebs stehen, können nicht Mitglied des Präsidiums, des Aufsichtsrats oder der Geschäftsführung des SV Stuttgarter Kickers sein.“

Doppelfunktionen könnten zu Interessenkonflikten führen

Gegen diesen Paragrafen könnte möglicherweise die Doppelfunktion von Tobias Schlauch verstoßen, der sowohl dem Kickers-Präsidium als Finanzchef angehört als auch dem Vorstand der Quattrex Sports AG, die auch in Geschäftsbeziehungen zu anderen Fußballclubs steht. Vorstandsvorsitzender des Investors ist der S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich, dessen Sohn Christoph ebenso eine Doppelfunktion ausübt: als Aufsichtsratsmitglied bei Quattrex und bei den Kickers. Diese Konstellationen könnten zu Interessenkonflikten führen, die durch die Satzung eigentlich ausgeschlossen werden sollen.

„Die Stuttgarter Kickers haben ihre Hausaufgaben diesbezüglich gemacht. Wir kennen unsere eigene Satzung und die Lizenzierungsordnung des DFB“, sagt dazu der Präsident Rainer Lorz. Für weitere Aufklärung könnte auch eine außerordentliche Mitgliederversammlung sorgen. Diese müsste laut Satzung ein Viertel der Mitglieder schriftlich verlangen und begründen.