Die Stuttgarter Kickers haben ihren bislang deutlichsten Saisonerfolg eingefahren. Beim 3:0 gegen Unterhaching war Gerrit Müller der Matchwinner. Nach 16 Punkten aus sechs Spielen müsste doch auch Dortmund zu packen sein?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Reutlingen - Kalendarischer Herbstanfang im Kalender, aber Frühlingserwachen bei den Stuttgarter Kickers. Nach den ersten Punktverlusten zuhause am vergangenen Freitag gegen den VfL Osnabrück kam der Fußball-Drittligist am Dienstagabend in die Spur zurück – mit einem ungefährdeten 3:0-(2:0-)Sieg gegen die SpVgg Unterhaching, dem höchsten Saisonsieg.

 

„Das Ergebnis ist gut, die Art und Weise, wie es zustande kam, ist gut“, sagte der Trainer Horst Steffen. Also: alles gut. Auch wenn es rund 20 Minuten dauerte, bis sich die Kickers auf die etwas ungewöhnliche Ausrichtung der Gäste mit einer Dreier-Abwehrkette eingestellt hatten. Dann erhöhten die Blauen den Druck, nachdem sich die Mannschaft von Beginn an die Kritik des Trainers zu Herzen genommen und läuferisch zugelegt hatte. Vor allem Gerrit Müller auf der linken Außenbahn machte mächtig Dampf und hatte mit zwei Distanzschüssen auch noch Pech. Dafür bewährte er sich als Vorbereiter – und wie: An allen drei Treffern war er beteiligt.

Ein Zuschauer-Minusrekord

Beim ersten Tor schloss schließlich der Innenverteidiger Marc Stein trocken ab, nachdem Elia Soriano den Ball hatte geschickt abtropfen lassen (33. Minute). Nur zwei Minuten später legte Randy Edwini-Bonsu nach, dessen Schuss unhaltbar abgefälscht wurde. „Auch das Glück braucht man manchmal“, so Steffen. Das war ein Polster, aber keines zum Ausruhen. „Wir haben in der Halbzeit gesagt, wir wollen das Ergebnis nicht verwalten, sondern ausbauen“, sagte der Kapitän Enzo Marchese erleichtert: „Wir haben zu alter Heimstärke zurückgefunden.“ Sechs Spiele, 16 Punkte, da kann man nicht meckern.

Nun, das tat am Dienstagabend keiner der allerdings nur 2200 Zuschauer (Minusrekord) in Reutlingen. Selbst der zuletzt so kritische Michael Zeyer nicht: „Das war die richtige Reaktion“, sagte der Sportdirektor. „So stellen wir uns Fußball vor.“ Laufstark, aber auch spielstark. Dem hatten die Gäste nach der Anfangsphase aber auch gar nichts mehr entgegenzusetzen. „Verdient verloren“, gab der Gästecoach und Ex-Nationalspieler Christian Ziege zu. „Die Qualität der Kickers ist einfach zu gut.“

Und jetzt Dortmund

Das zeigte nach der Pause zunächst Besar Halimi, der seinen ersten Saisontreffer, nach bereits acht Vorlagen, erzielte (64.) – und dem Trainer schnurstracks in die Arme sprang. „Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt: heute macht du dein erstes Tor“, sagte Steffen zu der Jubelarie. Danach war auch der letzte Widerstand der Hachinger gebrochen. Baumgärtel, Braun, Calamita und Badiane hatten noch beste Chancen – „wir hätten auch höher gewinnen können“, sagte Marchese. Gemach, gemach. „Wir müssen den Ball flach halten“, betonte Steffen, der der Mannschaft einen „guten Plan mitgegeben hatte“, so Marc Stein: „Von hinten die Räume eng machen.“ Was aufging.

Und am Samstag beim BVB II? „Hoffe ich, dass wir auch den richtigen Plan haben und wieder drei Punkte holen“, sagte der Trainer. Wobei er mit der Detailplanung erst an diesem Mittwoch beginnen wird. Das Frühlingserwachen der Kickers im Herbst soll schließlich weitergehen.