Durch die Niederlage des Konkurrenten Sonnenhof sind die Stuttgarter Kickers in die dritte Liga aufgestiegen. Guido Buchwald im Interview.

Stuttgart – Seit Sonntag Viertel vor vier sind die Kickers wieder in der dritten Liga. Möglich gemacht hat den vorzeitigen Aufstieg aus der Regionalliga das 2:3 des einzigen Konkurrenten Großaspach bei Hoffenheim II. Das Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald nimmt Stellung.
Herr Buchwald, wo haben Sie denn die frohe Kunde von der 2:3-Niederlage der SGS Großaspach in Hoffenheim erfahren, womit der Aufstieg der Kickers perfekt ist?
Ich hatte selbst ein Prominentenspiel in Blaustein. Über SMS und Liveticker war ich aber ständig informiert und bin jetzt natürlich glücklich, das wir es schon zwei Wochen vor Saisonende geschafft haben, da gibt es etwas früher Planungssicherheit.

Es heißt ja immer: der Erfolg hat viele Väter. Die Mannschaft, das Trainerteam selbstverständlich auch. Trotzdem fällt es auf, dass die Erfolgsserie begonnen hat, als Sie vor anderthalb Jahren ins Präsidium kamen und es seither nur noch zwei Niederlagen gab. Auf was haben Sie Wert gelegt?
Es ist natürlich schwer, das selbst zu beurteilen. Aber ich bin unter der Prämisse angetreten, im sportlichen Bereich klare Ziele setzen. Mir war auch ein zu großer Wohlfühlfaktor vorhanden. Also galt es aus dem Einzelnen mehr rauszukitzeln, aber auch den Teamspirit weiter voranzubringen, was der Trainerstab sehr gut im Griff hat; das macht uns stark.

Ist das alles?
Zudem haben wir uns gezielt verstärkt. Wir können uns bei externen Transfers einfach keine Fehler erlauben, und das ist gut gelungen, wenn ich hinten an Julian Leist und vorne an Marco Grüttner denke, auch Yannis Becker, selbst wenn der zuletzt ein kleines Tief hatte. Dazu kam in der Winterpause auch noch Peter Sprung, der für die Entwicklung in der Rückrunde sehr wichtig war. Das sind Dinge, die ich beeinflussen kann. Zudem zieht das Präsidium an einem Strang. Ich glaube, auch das Umfeld und die Mannschaft spüren, dass da Ruhe eingekehrt ist und es von oben herab passt.

Die erste Frage nach dem Aufstieg lautet: Warum hat der Trainer Dirk Schuster noch nicht verlängert. Liegt es nur am Geld?
Ich kann nur sagen, der Trainer hat ein sehr gutes Angebot bekommen. Ich denke, das wird in einer Woche über die Bühne gehen.

Falls nicht, dann sitzt nächste Saison Guido Buchwald auf der Bank?
Nein, sicher nicht.

Unabhängig von der Trainerfrage sind ja auch noch einige Plätze im Kader offen. Speziell im Mittelfeld klafft eine Lücke, wenn man bedenkt, dass der Kapitän Marchese, aber auch Gondorf, Leutenecker, Ivanusa oder Brandstetter in der Luft hängen. Wer bleibt, wer geht?
Alle werden sicher nicht bleiben. Ich habe mit den Spielern oder Beratern gesprochen und hoffe, dass ein Großsteil unser Angebot annehmen wird. Aber der Kader muss auch qualitativ verbessert werden.

Mit wie vielen Neuzugängen rechnen Sie ?
Mit drei bis vier gezielten Verstärkungen.

Bleibt es auch beim Prinzip, Spieler aus der Region zu holen, also im weitesten Sinne aus Baden-Württemberg, was sich bewährt hat?
Das könnte auch abweichen, wie zuletzt schon bei Becker aus Bremen. Grundsätzlich müssen die Spieler passen, auch charakterlich. Sie müssen also nicht aus Baden-Württemberg kommen, sich aber sehr wohl mit den Kickers identifizieren.

Die Kickers haben ein junges Team, in dem nach Peter Sprung der zweitälteste Spieler Enzo Marchese 28 Jahre alt ist. Ist das perspektivisch ein Vor- oder Nachteil in der dritten Liga?
Das kommt darauf an, wie wir aus den Startlöchern kommen. Wenn wir gleich den einen oder anderen Erfolg haben, ist es meines Erachtens ein Vorteil, weil wir weitgehend drei Jahre zusammen sind. Aber von der Altersstruktur ist es wichtig, dass man in der dritten Liga auch eine gewisse Erfahrung einbringen kann.

Die Mannschaft ist jetzt anderthalb Jahre lang von Sieg zu Sieg geeilt. Wird es da vielleicht ein Problem, auch für die Fans, sich wieder an Niederlagen zu gewöhnen?
Ich denke, auch die Zuschauer können nicht erwarten, dass man nach einem Aufstieg in der höheren Liga gleich wieder vorn mitspielt. Ich hoffe aber, dass die eine oder andere Niederlage die richtige Motivation ist. Der große Druck aus diesem Jahr, nicht verlieren zu dürfen, den haben wir nicht so. Dennoch möchte ich den Druck hochhalten, denn ich glaube, man gewöhnt sich gerner an Siege als an Niederlagen.

Der Etat für die Mannschaft soll 1,6 Millionen Euro betragen statt bisher 1,1. Wie bewerten Sie die finanziellen Möglichkeiten?
In dem genannten Betrag sind ja alle enthalten, inklusive Trainer und Betreuer. Damit liegen wir sicher im unteren Drittel der Liga. Deshalb müssen wir da eben noch besser arbeiten als die anderen. Dass es reichen kann, dafür ist Unterhaching ein Vorbild, aber auch Regensburg mit einem relativ geringen Etat als Tabellendritter. Das macht die Sache ja noch reizvoller, mit wenig Geld versuchen, sich in der Liga zu etablieren. Zudem werden wir darauf achten, dass das Gehaltsgefüge nicht auseinanderdriftet, das ist mir wichtig. Nicht umsonst haben wir die Prämienregelung geändert. Bei uns ist die für alle gleich und leistungsbezogen. Aber ich glaube, die Mannschaft ist sehr gut damit gefahren.

Mal weg vom Kader, was bereitet Ihnen bei der Infrastruktur Sorgen?
Natürlich das Stadion, das nicht die Auflagen für die dritte Liga erfüllt, auch wenn es für nächste Saison noch eine Ausnahmegenehmigung gibt. Die Stadt hat das ja aber im   Planfeststellungsverfahren mit einbezogen. Und wir befinden uns in sehr guten Gesprächen mit ihr. Dazu kommt der Nachwuchsbereich mit einem Jugendinternat. Das muss die Basis sein, um weiter nach oben zu kommen.

So gesehen kommt ja der Aufstieg der A-Junioren wie gerufen?
Der ist natürlich unheimlich wichtig. Man spürt das schon daran, wie viele Jugendspieler anfragen, ob sie zu uns kommen können. Ein guter A-Jugend-Bundesligaspieler ist automatisch ein sehr guter Regionalligaspieler und kann selbst den Sprung in die dritte Liga schaffen. Dadurch haben wir einen viel besseren Unterbau. Jetzt müssen wir nur noch die U 17 aus der Verbandsliga holen, denn da laufen uns nach der C-Jugend die Spieler weg.

Sind alle diese Aufgaben mit dem jetzigen Personal zu stemmen? Oder braucht man nicht einen hauptamtlichen Manager, Geschäftsführer oder wie auch immer?
Wenn der Erfolg im sportlichen Bereich wächst, muss die Infrastruktur auch wachsen. Aber das alles muss finanzierbar sein.