Die Stuttgarter Kickers befinden sich weiter im Schwebezustand. Das erschwert die Planung des Kaders, in dem acht Verträge auslaufen. Auch ein Neuzugang wird gehandelt.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - „Wir sitzen zwischen den Stühlen. Wir wünschen uns, dass jetzt möglichst bald Klarheit herrscht.“ Lutz Siebrecht, dem Sportlichen Leiter des Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers, geht es wie so vielen Funktionären in Zeiten der Corona-Krise. Andere Sportarten haben bereits Entscheidungen getroffen, auch im Fußball gibt es Landesverbände, die zumindest teilweise Nägel mit Köpfen gemacht haben. Hierzulande aber warten die Landesverbände noch auf die Ergebnisse des vom Süddeutschen Fußballverband (und seinen untergeordneten Verbänden in Hessen, Baden, Südbaden, Württemberg und Bayern) in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens. Erst wenn diese vorliegen, gibt es auch weitere Erkenntnisse, ob und wie es in der Oberliga weitergeht. „Wir rechnen mit den Ergebnissen des Rechtsgutachtens Anfang Mai“, sagt WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister auf Nachfrage.

 

Lesen Sie hier: Wie der Kickers-Kapitän mit der Krise umgeht

Vom Württembergischen Fußballverband (WFV) hieß es bereits vergangene Woche: „Es gibt kein Szenario, das alle Beteiligten zufrieden stellen wird. Wenn zu den vorab vereinbarten Wettbewerbsbedingungen die Saison 2019/20 nicht zu Ende gespielt werden kann, resultieren daraus zahlreiche rechtliche Fragen. Diese lassen wir derzeit extern prüfen. Erst dann wollen wir auf einer gesicherten Grundlage in die inhaltliche Diskussion gehen.“ Sowohl das Haftungsrisiko der Verbände als auch das persönliche der Entscheidungsträger machten die Schaffung einer rechtlichen Grundlage erforderlich. Es gehe dem WFV auch darum, die Rechtspositionen der Vereine zu wahren. Der entscheidende Punkt ist aber: Der Verband will rechtlich auf der sicheren Seite sein, um die Saison abbrechen zu dürfen, und um gewappnet zu sein, falls Vereine in diesem Fall Ansprüche geltend machen würden.

Lesen Sie hier: Das Geister-Derby gegen den SSV Reutlingen

Für Lutz Siebrecht und viele andere Manager heißt das vor allem eines: warten. Ohne zu wissen, ob, wie und wann es weitergeht, ist es nicht einfach, die Kaderplanung für die neue Saison voranzutreiben. Fest steht: Acht Verträge laufen am 30. Juni aus. Es handelt sich dabei um die Kontrakte von Ersatztorwart Plator Gashi, der Abwehrspieler Tobias Feisthammel (Kapitän), Patrick Auracher (Vize-Kapitän), Johannes Ludmann und Theo Rieg sowie der Offensivkräfte Aron Viventi, Mijo Tunjic (19 Saisontreffer) und Michael Klauß.

Lesen Sie hier: Wird die Oberliga-Saison zur Null-Runde?

Als Neuzugang wird Denis Zagariagehandelt. Er hat seinen Vertrag beim Oberligarivalen SGV Freiberg bereits aufgelöst. Der 26-Jährige ist ein Typ Straßenfußballer, ball- und passsicher, technisch versiert, dazu zweikampf- und kopfballstark. Auch Drittligist SG Sonnenhof Großaspach hat nach dem Defensivmann (Innenverteidigung, Sechser-Position) bereits die Fühler ausgestreckt. Kickers-Trainer Ramon Gehrmann kennt Zagaria aus seiner Zeit in Freiberg – und sagt auf Nachfrage: „Denis ist für mich immer ein interessanter Spieler.“ Bekannt ist, dass sich der Mann mit den italienischen Wurzeln in seinem Umfeld wohl fühlen muss, um die optimale Leistung abzurufen. Das war bei seinem kurzen Intermezzo zu Beginn der Saison 2014/15 beim VfB Stuttgart II nicht der Fall. Nach ein paar Wochen kehrte er nach Freiberg zurück.

Jetzt sucht er eine neue Herausforderung. Doch wie so viele andere, muss auch er derzeit vor allem eines: warten. Warten, wie es weitergeht.