Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat in Erfurt 1:1 gespielt. Der Startelf-Debütant Daniel Kaiser hatte die Blauen mit einem herrlichen Freistoß in Führung gebracht.

Erfurt - Schon vor dem Aufwärmen war den Stuttgarter Kickers am Samstag die Motivation anzumerken, endlich den zweiten Auswärtssieg der Drittligasaison einzufahren. Lautstark feuerten sich die Fußballer im Kabinengang gegenseitig an, um bei den heimstarken Erfurtern (sieben Siege nacheinander) erfolgreich abzuschneiden, was mit dem 1:1 nur teilweise gelang. Vor allem Daniel Kaiser freute sich auf die Partie. Der 24-Jährige stand erstmals überhaupt von Beginn an auf dem Platz. Er profitierte davon, dass der Kapitän Enzo Marchese weiter verletzt fehlte und Marco Gaiser zuletzt gegen Preußen Münster seine fünfte Gelbe Karte sah.

 

Und das Vertrauen des Trainers Horst Steffen zahlte der Mittelfeldspieler nach 49 Minuten zurück. Einen Freistoß aus etwas mehr als 20 Metern setzte er unhaltbar für Erfurts Schlussmann Philipp Klewin in den Torwinkel. „Ich habe schon, als ich den Ball getroffen habe, gemerkt, dass der richtig gut auf das Tor kommen wird. Dass er so unter die Latte knallt, wünscht man sich natürlich. Ich bin auf jeden Fall stolz darauf“, erklärte Kaiser nach dem Schlusspfiff mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sein erstes Drittligator belohnte somit viele Extraschichten nach dem Training. „Ich übe oft zusammen mit Besar (Halimi, d. Red.). Dann schießen wir zusammen noch ein paar Freistöße.“

Das 1:0 für die Blauen war die logische Folge eines bis dahin sehr souveränen Auftritts in der Fremde. Zwar fehlte der Steffen-Truppe in der Vorwärtsbewegung oftmals die entscheidende Idee oder Genauigkeit, doch eine gut sortierte Defensive brachte die Erfurter in vielen Situationen zur Verzweiflung. Deshalb traute der Großteil der 4147 Zuschauer seinen Augen nicht wirklich, als die Thüringer nahezu aus dem Nichts den Treffer zum 1:1-Ausgleich erzielten. Eine Hereingabe von der linken Seite konnte der Stürmer Carsten Kammlott nach einer Stunde am chancenlosen Torhüter Korbinian Müller vorbei einschießen.

Unsicherheit nach dem Ausgleich der Gastgeber

Danach war den Gästen die wachsende Unsicherheit anzumerken. „Wir haben es bis zum 1:0 super gespielt. Nach dem Ausgleich gab es vielleicht einen kleinen Bruch im Spiel. Man denkt sich: Schon wieder ein Aussetzer und ein Gegentor. Und dann dauert es, ehe man sich fängt“, erklärte Kaiser das gegen Ende wacklige Auftreten der Kickers-Mannschaft.

„Nach dem Ausgleich ist uns die Kontrolle abhandengekommen und dadurch haben wir den Gegner ins Spiel gebracht“, zeigte sich Steffen mit der vierten Punkteteilung in Folge unzufrieden. Der 46-Jährige hatte auch gleich Erklärungen parat: „Unser Spiel ist natürlich auch extrem aufwendig. Da muss man sich zu 100 Prozent konzentrieren und darf sich keine Fehler erlauben. Das ging nach der Führung etwas schief. So hatten wir viele Ballverluste, die Erfurt ins Spiel gebracht haben.“

Erklärungen, wieso der Erfolg der Heimspiele in der Fremde ausbleibt, hatte keiner der Akteure. „Wir trainieren die Woche immer gleich und vor allem immer gut. Es gibt keinen Unterschied zu den Heimspielen. Wir müssen es jedes Auswärtsspiel wieder probieren und irgendwann muss der Knoten platzen“, sagte Kaiser. Der Rechtsfuß fügte jedoch an: „Man kann aber nicht alles schlecht reden. Wir haben auswärts wieder einen Punkt geholt – fahren ja nicht mit leeren Händen nach Hause. Mit dieser Motivation sollten wir einfach wieder unser nächstes Heimspiel bestreiten und drei Punkte holen.“

Die nächste Chance dazu gibt es am Samstag, wenn Holstein Kiel gastiert. Zuvor jedoch steht an diesem Montag (19 Uhr) die Mitgliederversammlung der Kickers auf dem Programm – und da wird die wirtschaftliche Bilanz des Vereins nicht so gut aussehen wie die sportliche.