Nach der Entlassung von Trainer Dirk Schuster übernimmt bei den Kickers vorerst Guido Buchwald als Interimstrainer. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.

Stuttgart - Um 14.05 Uhr kam am Montag noch einmal kurz Beifall aus dem Kabinentrakt der Stuttgarter Kickers. Dirk Schuster hatte gesprochen – zum letzten Mal in seiner Funktion als Trainer des Fußball-Drittligisten. „Er hat sich von der Mannschaft verabschiedet, wie es sich gehört“, sagte kurz danach der verletzte Kapitän Enzo Marchese. Zu diesem Zeitpunkt war die Trennung bereits durchgesickert, und die kam nach den zuletzt wenig erfolgreichen Wochen auch nicht mehr völlig überraschend. „Wir sind nach langen Beratungen im Präsidium zu der Überzeugung gekommen, dass wir mit unserem Trainerduo Schuster/Malchow nach diesem Negativlauf nicht mehr die Trendwende schaffen werden“, sagte der Präsident Rainer Lorz, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im ADM-Sportpark war.

 

Wie auch Guido Buchwald – nicht nur in seiner Funktion als Präsidiumsmitglied. Eine halbe Stunde später stand der 51-Jährige selbst als Coach auf dem Platz, erstmals seit rund fünf Jahren, damals noch bei Alemannia Aachen. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, betonte Buchwald, „aber wir versuchen, nochmals einen Impuls zu setzen.“ Einen solchen hat er bei Schuster zuletzt offensichtlich vermisst. „Die Erkenntnis aus dem Chemnitz-Spiel war, dass immer wieder die gleichen Abläufe entstehen.“ Vorne fehlten die Tore, hinten häuften sich die Unkonzentriertheiten.

Am Samstag gegen Darmstadt sitzt Buchwald auf der Bank

Buchwald war am Montag der Alleinunterhalter. „Das ist ein Übergangstag“, sagte der Weltmeister, der sich als Interimslösung sieht und am Samstag gegen Darmstadt auf der Bank sitzen wird. „Wir wollen versuchen, so schnell wie möglich einen Nachfolger zu finden.“ Wie dessen Profil aussehen soll? „Er muss zu uns passen.“ Zum Verein und zum Gehaltsgefüge – und verfügbar sein. An Kandidaten mangelt es nicht, genannt seien nur Wolfgang Wolf, Michael Feichtenbeiner oder Heiko Herrlich.

„Am Dienstag geht die Arbeit so richtig los“, sagte Buchwald. Vor allem im Bereich der Spielformen und Laufwege hat er zuletzt Defizite ausgemacht, darauf dürfte der Schwerpunkt in dieser Woche liegen. Und ein wenig auch im mentalen Bereich. Buchwald: „Wir wollen versuchen, dass die Mannschaft den Kopf frei bekommt – auch wenn das nicht ganz einfach wird.“

Zumal nicht nur die Langzeitverletzten Marchese, Kai Bastian Evers und Dominique Fennell fehlten, der am Donnerstag an der Leiste operiert wird, sondern auch noch der Torhüter Markus Krauss. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte der Schlussmann, nachdem er seit vergangenem Samstag Knieprobleme verspürt. „Aber ich hoffe natürlich, dass ich am Samstag gegen Darmstadt spielen kann.“

„Es liegt nur an Nuancen“

Das hofft auch sein neuer Trainer, der große Stücke auf Krauss hält. Unabhängig von den Eindrücken in dieser Woche, kann man davon ausgehen, dass Buchwald die Mannschaft auch personell ein Stück weit umstellen wird – Marcos Alvarez oder Tobias Rühle sind Kandidaten für die Startformation der Kickers. Unter Schuster bekamen sie jedenfalls vergleichsweise geringe Einsatzzeiten, rissen dabei allerdings auch selten Bäume aus. Dennoch stehen beide Spieler sinnbildlich dafür, dass Buchwald noch einmal beteuerte: „Ich bin davon überzeugt, dass der Kader stark genug ist, den Klassenerhalt zu schaffen.“ Heute trainiert zudem noch der Stürmer Pascal Reinhardt (FC Bayern München II) mit.

Unterstützung wird Buchwald in den nächsten Tagen von seinem alten Weggefährten aus Aachen und jetzigem Oberligacoach Jürgen Hartmann sowie dem Konditionstrainer Frieder Schömezler erhalten, auch Torwartrainer Tobias Linse bleibt an Bord. Was den (möglichen) Nachfolger angeht, beginnen die Kickers ihre Suche nun bei null. „Solange Dirk Schuster im Amt war, wollten wir mit keinen anderen Kandidaten sprechen“, sagte Buchwald, der nun an allen Fronten gefordert ist. „Ich stehe in der Verantwortung, der stelle ich mich.“

Zunächst gilt der Fokus nur dem Samstag. „Die Punktabstände bei den Teams im hinteren Drittel sind ja gering“, sagte Buchwald, „viele Spiele hätten wir nicht verlieren müssen, das liegt oft nur an Nuancen.“ Klingt schon nach Kritik an Schuster. Obwohl Fennell meinte: „Es ist schade für die Mannschaft, aber jeder geht unterschiedlich damit um.“ Genau auf diesen Effekt setzen die Kickers – und Buchwald.