Manfred Krafft führte die Stuttgarter Kickers 1988 erstmals in die Fußball-Bundesliga. Er war für seine Härte bekannt, behandelte die Spieler aber stets mit Respekt. Am 19. Juli wird er in Ettlingen beigesetzt.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Der Plan steht: Am kommenden Dienstag werden sich Ralf Vollmer und Dieter Dollmann ins Auto setzen und nach Ettlingen fahren. Der Anlass ist ein trauriger: Manfred „Manni“ Kraft wird an seinem Wohnort beigesetzt. Der ehemalige Trainer der Stuttgarter Kickers ist am 29. Juni im Alter von 84 Jahren in Karlsruhe verstorben.

 

Vollmer, der frühere Torjäger und Kapitän, und Ex-Manager Dollmann werden auf der Fahrt bestimmt die eine oder andere Anekdote austauschen. Die eine oder andere Geschichte über einen gradlinigen Menschen, der den Fußball liebte und der sich sicher war, dass das Wort „Leiden“ nicht zufällig in jeder Leidenschaft steckte. „Manni, der Malocher“ – wurde er genannt. „Das trifft schon zu, aber malocht haben vor allem wir – die Spieler“, erinnert sich Vollmer. „Das Training war wahnsinnig intensiv, Willensschulung pur.“ Im Trainingslager im Schwarzwald stand schon um 7 Uhr der erste Lauf an. „Der Mitarbeiterstab diente als Streckenposten, damit keiner abkürzen konnte, manche haben sich vor Anstrengung schon vor dem Frühstück im Wald übergeben müssen.“

Einmal hatten Vollmer (60) und sein Spielführer-Kollege Wolfgang Wolf (64) im Auftrag der Mannschaft darum gebeten, ein bisschen piano zu machen, eine Nachmittagstraining ausfallen zu lassen. Krafft stimmte zu, doch an die Vormittagseinheit hängte er so viele kräftezehrende Sprintübungen dran, dass die Spieler zum Duo Wolf/Vollmer sagten: „Fragt ihn bloß nie wieder!“ Das passt zu dem, was sie sich auch beim Karlsruher SC erzählen, den Krafft zwischen 1978 und 1981 trainierte. Dort wollte der Zeugwart vor der Abfahrt ins Trainingslager wissen: „Trainer, wie viele Bälle soll ich in den Bus laden?“ Krafft antwortete staubtrocken: „Bälle? Nur acht braune“. Wir fahren ja nicht in den Urlaub.“

Faible für Medizinbälle

Krafft, der gebürtige Düsseldorfer, quälte die Spieler gerne mit Medizinbällen. „Er brachte uns Spieler an Grenzen, aber er behandelte uns immer mit Respekt, Stil und Wertschätzung“, sagt Vollmer, „er hat schon mal geschrien, aber uns nie beleidigt.“ Förmlich war er mit den Spielern per Sie, sie blieben bei der Arbeit „Herr Vollmer“ und „Herr Wolf“.

Krafft war zu Beginn der Saison 1987/1988 zu den Stuttgarter Kickers gekommen. „Wir sind in der Runde davor zwar ins DFB-Pokal-Finale eingezogen, aber hatten das von Präsident Axel Dünnwald-Metzler ausgegebene Ziel Bundesliga-Aufstieg verpasst“, so Vollmer. Auf den Religionslehrer Dieter Renner folgte der gelernte Stuckateur Krafft. Das bewusst verordnete Kontrastprogramm fruchtete. Der Aufstieg gelang. Doch am Bundesliga-Klassenverbleib in der Saison 1988/89 schrammte man wegen der schlechteren Tordifferenz haarscharf vorbei. Krafft blieb dennoch, wurde mit dem Team in der Zweitligasaison 1989/90 Vierter – es kam zur Trennung, Rainer Zobel übernahm.

Geblieben sind die Erinnerungen an Manfred Krafft, für den sein geliebter Fußball nicht nur ein Spiel, sondern eben auch Maloche war.