Kommentar zum Stuttgarter Klinikum-Skandal Kollektives Versagen im Rathaus

Im Klinikum Stuttgart florierte das Geschäft mit der Behandlung ausländischer Patienten. Dann wurde das ganze Ausmaß jahrelanger Misswirtschaft bekannt. Heute ermittelt die Staatsanwaltschaft, der ehemalige Abteilungsleiter sitzt in Untersuchungshaft. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Misswirtschaft in der Auslandsabteilung des Stuttgarter Klinikums ist die Folge von Gewinnsucht der Politik und fehlender Kontrolle, analysiert der StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Der Abrechnungsskandal im Klinikum Stuttgart hat mit den Durchsuchungen und der vorläufigen Festnahme des ehemaligen Leiters der Internationalen Abteilung, Andreas Braun, vor Kurzem eine neue Eskalationsstufe erreicht. Es geht jetzt nicht mehr nur um entgangene Gewinne bei Geschäften mit Libyen und Kuwait, sondern auch um Bestechung. Dabei spielen die vom Klinikum an Dienstleister gezahlten dubiosen Provisionen für die Vermittlung von Patienten eine Rolle. Weil dieses schon 2011 vom Landgericht Kiel und von Ärzteorganisationen als sittenwidrig bezeichnete „Kopfgeld“ Geschäftsgrundlage war, stellt sich die Frage, warum es bis 2016 bezahlt werden konnte. Dass sich etwa der ehemalige Stuttgarter Krankenhausbürgermeister und heutige Staatsminister Klaus-Peter Murawski, unter dem die Abteilung gegründet worden war, kaum mehr an Provisionszahlungen erinnern können will, passt ins Bild.

 

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