Es geht um die Frage, ob Werner Wölfle von dem chaotischen Kuwait-Handel des Klinikums doch mehr Kenntnis hatte, als er bisher eingeräumt hat. Das lange Schweigen des Rathauses ist ein Fehler, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Die Vorwürfe gegen Sozialbürgermeister Werner Wölfle, die seine frühere Tätigkeit als Krankenhausbürgermeister in Zusammenhang mit dem Klinikum-Skandal betreffen, stehen seit Anfang Januar im Raum. Seit einer Woche ist Wölfle aus dem Urlaub zurück. Und noch immer gibt es seinerseits keine öffentliche Reaktion. Das ist unverständlich, denn die Vorwürfe sind nicht trivial – und gehen inhaltlich über frühere Vorhaltungen hinaus. Es geht um die Frage, ob Wölfle von dem chaotischen Kuwait-Handel des Klinikums doch mehr Kenntnis hatte, als er bisher eingeräumt hat und ob er den Gemeinderat ausreichend informierte. Eine von OB Fritz Kuhn bei Wölfle angeforderte schriftliche Erklärung liegt diesem inzwischen vor; die Öffentlichkeit wird dennoch weiter hingehalten – wohl erst nächsten Mittwoch will der OB darüber reden. Ein Fall von kommunikativem Schwergang, der Unruhe schafft.

 

Das zeigt sich auch in der wunderlichen Solidaritätsaktion innerhalb von Wölfles Referat: In Briefen haben sich seine Abteilungsleiter an die Kritiker von SPD, CDU und SÖS/Linke-plusgewandt, in denen sie diesen indirekt Wahlkampf unterstellen und die Leistungen Wölfles als Sozial- und Integrationsbürgermeister über den grünen Klee loben. Eine Aktion, die zu Recht Kopfschütteln auslöst. Denn um Wölfles Sozialpolitik geht es nicht, sondern um konkrete Fragen, die seine politische Glaubwürdigkeit berühren. Höchste Zeit, sie zu beantworten.

jan.sellner@stzn.de