Misstrauisch und strahlend: Hans Schreiners Blicke hatten immer beides. Früh erfolgreich ist der Stuttgarter Maler jetzt im Alter von 92 Jahren gestorben.
Wenn es so etwas gibt – der jetzt im Alter von 92 Jahren gestorbene Stuttgarter Maler Hans Schreiner hatte sie, diese zurückgenommene Überraschtheit. Und diesen Millisekundenwechsel des kritischen, ja fast misstrauischen Blicks in ein ganz eigenes Strahlen.
Die Entformelung der Bildwelt katapultierte ihn Mitte der 1950er mitten hinein in den international beachteten Aufbruch der Gruppe 11 (Atila Biro, Günther C. Kirchberger, Friedrich Sieber und Georg Karl Pfahler). Bilder jener Zeit sind wichtig, weil Schreiner, Absolvent der Stuttgarter Akademie und bekennender Schüler von Manfred Henninger, in ihnen die Magie seiner metaphorisch aufgeladenen Landschaften, besser: Zustandsbeobachtungen, vorwegnimmt. Schreiner nutzt das Informel, um der Form um ihrer selbst willen zu entkommen, und doch spürt er, dass er gerade deshalb der Farbe eigene Kraft geben muss, eigene Körperlichkeit.
Die Intensität von Schreiners Sinnbildnerei hat Folgen – 1964 etwa das Villa-Massimo-Stipendium in Rom und später, 1985, der Hans-Molfenter-Preis der Stadt Stuttgart. Zu Recht weist denn auch der selbst als Gesamtkünstler unterschätzte Literaturwissenschaftler Reinhard Döhl 1987 auf etwas nicht immer Gesehenes in den zuletzt 2015 umfassend durch die Galerie Schlichtenmaier präsentierten Bildern von Hans Schreiner hin: „Dass sie auch unser aller Bedrohtsein implizieren, erweist sie als existenziell.“