Nachdem Ende September das Marz-Debütalbum erschienen ist, ging das Stuttgarter Label wirscheissengold erstmals auf Deutschlandtour. Vor dem großen Tourabschluss am Freitagabend in der Schräglage, haben wir gefragt: Was habt ihr erlebt?

Stuttgart - Es ist zwar erst Ende Oktober, aber das Stuttgarter HipHop-Label wirscheissengold kann das Jahr 2016 jetzt schon getrost unter „erfolgreich“ im Leitz-Ordner abheften. Anfang des Jahres konnte man einen Deal mit der Musikverlag Motor Songs GmbH und dem Digitalvertrieb Fine Tunes verkünden, der nun auch dem Debütalbum „I Love 2 Hate“ von Marz, das Ende September erschienen ist, zu Gute kam.

Die Releaseparty am Marz-Releasetag im Freund und Kupferstecher war wahrscheinlich noch gar nicht wirklich auskuriert, stieg der wirscheissengold-Sturmtrupp aus Marz, Sickless, Produzent Drum Quixote, Basser, Schlagzeuger und DJ in den Bus und ging erstmals auf die eigene „Wegen WSG-Tour“, nachdem man jahrelang die deutsche Rap-Elite auf den Bühnen unterstützt hat. Und wo endet eine Tour eines Stuttgarter Labels? Nein, natürlich nicht in Karlsruhe, sondern diesen Freitag in der Schräglage. Einlass 19 Uhr.

 

Nach müde kommt dumm

„Dafür, dass es für uns beide die erste 'Headliner'-Tour war, sind wir wirklich mehr als zufrieden!“, throwbacked Alexander Föll alias Sickless vor dem Tour-Abschluss. „Generell war die Stimmung unfassbar gut und bei 40 Stunden, die man gemeinsam unter Männern im Bus verbringt, entstehen unendlich viele Insider und Witze. Unser Tour-Motto war definitiv: nach müde kommt dumm.“

Man hätte in jeder Stadt eine schöne Crowd vor der Bühne gehabt. Die Locations schwankten von Wohnzimmer-Atmosphäre in Göttingen bis zur renommierten Konzertstätte Kleiner Donner in Hamburg, die Rapper wie Megaloh explizit anfahren, weil dort der Sound extrem gut wäre. „Da Hamburg das letzte Date vor Stuttgart war, haben wir beim anschließenden Clubbetrieb direkt unsere Abendgage der Show in Gin-Flaschen verwandelt - das gehört wohl auch dazu.“ Belohnung muss sein, gerade wenn das Live-Konzept der ersten eigenen Tour vor Publikum aufgeht. Marz wird dabei von DJ und Kontrabass begleitet und Sickless von Livesampling und Schlagzeug. „Nach dem Gig kamen einige der Mischer zu uns, um sich für den ausgefuchsten Sound zu bedanken“, berichtet Sickless.

Apropos ausgefuchster Sound: Marz hat viel Energie in sein Debütalbum reingesteckt. Nicht nur in die gewohnt witzige wie wortgewandte Textarbeit, sondern das Zusammenspiel mit der Jazz-Band The Bixtie Boys, die auf organische Weise die HipHop-Beats aus der Maschine anreichern, war ein ziemlich kluger Move, lobend abgenickt von Heads und Rezensenten. „I Love 2 Hate“ schnellte kurzzeitig in die Top 20 der Amazon-Hiphop-Charts und Marz war HipHop-Act der Woche bei der Streaming-Plattform Tidal.




Ein starkes Album und eine gelungene Deutschland-Rundreise sollten Anlass genug sein für einen stabilen Tour-Abschluss in Stuttgart.„Wir hoffen, dass viele Leute den Weg in die Schräglage am Freitag finden, um mit uns einen tollen Tourabschluss zu feiern.“ Denn es gilt auch eine Bestmarke zu toppen. Laut Sickless war die Freiburger Crowd am lautesten – das sollte doch beim Heimspiel locker überboten werden. Pack deine Entourage ein, auch wenn du keine haben solltest, und werde zum Meister-Hater. Komm wir rappen.

Und jetzt noch die Top 3 "Wegen WSG Tour"-Stories:

1. In Freiburg stand plötzlich ein ziemlich verwirrter Dude in einem verrückt bunten Outfit auf der Bühne. Er unterbrach mit Zwischenrufen lauthals die Show, murmelte irgendwas ins Mikro, welches er von Marz stibitzt hat und schlug urplötzlich einen astreinen Rückwärts-Flickflack. Er wurde dann von der Bühne nach draußen eskortiert. Der Veranstalter kannte den jungen Mann scheinbar und meinte, dass der ab und zu halt bisschen durchdreht, vor allem jetzt wo er sein Psychologie-Studium nach 16 (?!) Semestern zu Ende bringen konnte.

2. In Berlin, als unter anderem Marz' Mutter unangemeldet unter den zahlenden Gästen weilte, wurde der erste Tourblock abgeschlossen und ebenso begossen. Beim folgendem nächtlichen Snack ließ sich Sickless mehrmals (!) nicht vom Hinweis "Rambo" auf dem Chili abschrecken. Da halfen auch keine zwei Ayran-Becher. Kampf mit dem Kreislauf und dem Porzellan am nächsten Morgen inklusive!

3. In Hamburg saßen zwei ältere und ziemlich skurrile Typen die komplette Show über recht weit hinten und schauten die Show an, ohne einen Mucks zu machen. Auch ihr Outfit ließ eher auf andere Musikgenres wie Grunge oder Hardcore schließen als auf Rap. Dann kamen gerade diese beiden nach der Show zu Marz und ratterten kurz sämtliche Hamburg- und Amirap-Querverweise vom "I Love 2 Hate" Album runter bzw. bedankten sich für die Shows. Sie seien riesengroße Fans und haben sehr lange darauf gewartet bis die wirscheissengold-Clique endlich mal in die Gegend kommen. Super Jungs. Super Stadt!

Wegen WSG Tour-Abschluss: Schräglage, Freitag, 21. Oktober, Einlass 19 Uhr, www.wirscheissengold.de