Ihr habt schräge, lustige oder schöne Erfahrungen mit Dating oder Flirten in Stuttgart gemacht? Dann meldet euch für unsere Serie "Wie liebt Stuttgart". Eine Geschichte haben wir schon:die Stuttgarter Kunstvermittlerin Sara Dahme hat in Stuttgart immer nur Pech mit der Liebe. Ihre Begründung: Die Schwaben flirten einfach nicht richtig.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - In Stuttgart hat es die Liebe schwer, sagte erst kürzlich der Berliner Singleberater Christian Thiel unserer Zeitung. Seine Begründung: In der Schwabenmetropole treffe in der Regel der klassische Ingenieur auf die klassische Geisteswissenschaftlerin. Er kann sein Haus, sein Auto und sein Boot bieten, sie wiederum sucht kulturell und geistig Anspruchsvolles. Sprich: Sie langweile sich mit dem pragmatischen Ingenieur.

 

Die Stuttgarter Kunstvermittlerin Sara Dahme aus dem Heusteigviertel hat zwar noch „nie jemanden aus dieser Richtung getroffen“, dennoch muss sie die These Thiels bestätigen. Sie sei zwar vornehmlich in der Kulturszene unterwegs, wo man aus ihrer Sicht eher „die coolen Jungs“ trifft. Was sie den Stuttgarter Männern trotzdem vorwirft: Sie können nicht flirten. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte auch eine Laterne sein“, sagt sie. Heißt: Manchen Männern wäre das Gegenüber gleichgültig, Hauptsache es gebe ein Gegenüber. „Das ist für mich eine komische Art zu flirten“, sagt Dahme.

Woanders funktioniert es besser

Sie selbst beschreibt sich als offen, kommunikativ und kontaktfreudig und sehr direkt. „Bei 9 von 10 Männern kommt das hierzulande nicht gut an“, so die Erfahrung der 32-Jährigen. Ob sie nun Grenzen überschreite, weil sei offen auf Männer zu geht oder die schwäbischen Männer einfach zu schüchtern für sie sind, kann sie selbst nicht genau ausmachen. Sicher weiß sie nur, woanders funktioniert es besser.

Sie selbst flirte leidenschaftlich gerne („Wenn ich ein Hobby hätte, wäre es flirten.“) „Deshalb funktioniere ich in New York so gut“, sagt sie. Dort seien die Männer ebenfalls offen für Gespräche und nette Unterhaltungen mit Fremden. Um mehr geht es Dahme nämlich zunächst gar nicht. „Das macht gute Laune und zwar für beide Beteiligten“, so ihre Erfahrung.

Ein Kompliment ist fast ein Unding

In Stuttgart wiederum sei ein unkompliziertes Kennenlernen nicht so gefragt. „Die Männer denken hier sofort, man will dann eine Beziehung und heiraten“, meint Dahme. Dieser Eindruck entstünde häufig selbst dann, wenn man einfach nur einen einzigen netten Abend zusammengehabt hätte und sie sich danach schlicht ein zweites Mal treffen wolle. „Da habe ich noch gar nichts in die Richtung forciert“, klagt sie. Aber sie halte auch keine drei-Tages- oder andere gängigen Dating-Regeln ein. „Ich habe nie die Bravo gelesen. Ich beachte solche Regeln deshalb nicht.“

Insgesamt ist es für sie dennoch eine Mentalitätssache. Gerade weil sie zweimal länger in New York war und dort ganz andere Erfahrungen gemacht hat. „Direktes und unverfängliches Flirten ist bei uns nicht üblich“, so Dahme. „Die Deutschen insgesamt sind da ja sehr viel zurückhaltender als die Spanier oder Italiener auch zum Beispiel.“ In Stuttgart sei es wohl verpönt, jemanden einfach nur auf der Straße anzulächeln, ein Kompliment zu machen, ein Unding fast.

Sara Dahme schwärmt von New York

Ihr Beispiel: Auf dem Gerberviertelfest habe sie ein Typ ständig angestarrt. Als sie ihn freundlich angesprochen habe, habe er sie sofort abgewiesen und laut und deutlich zu seinem Begleiter gesagt, man dürfe wohl nicht mal mehr ein nettes Kleid bewundern. „Er hätte ja auch einfach ein Kompliment machen können“, sagt Dahme. Der Mann wiederum habe sich sofort angegriffen gefühlt. „Das finde ich schon ein wenig spießig. Und hab mir nur gedacht‚ was war das denn schon wieder?’“

Und dann schwärmt sie wieder ein bisschen von New York und den so offenen Amerikanern. Ihr Lieblingsspruch nach einer netten Unterhaltung in einem Club dort: „Hey, let’s become social media friends.“ („Lass uns Freunde in einem sozialen Netzwerk sein.“)

Nett sein ist die Devise

Aus Sara Dahmes Sicht geht es sogar noch einfacher, jemand Fremdes zum Lächeln zu bringen. Das hat sie neulich an der Supermarktkasse erst erlebt – in New York natürlich, nicht in Stuttgart. „Hey, das ist auch mein Lieblingsyoghurt“, habe der Kassierer zu ihr gesagt. Einfach und nichts besonderes. „Das hat mich trotzdem irgendwie happy gemacht.“

Nett sein zu einander, das könnten die Stuttgarter noch lernen, so ihr persönliches Fazit. Selbstkritisch ist Dahme trotzdem auch: „Vielleicht brauche ich auch einen Trainer, der mir beibringt, wie ich keine Erwartungen vermittle.“ Denn: „Flirten und lächeln geht auch ohne dieses Ganze mein Haus, meine Mutter und so weiter.“

Serie: Immer mehr junge Städter leben heute alleine. Wenn es um die Liebe geht, haben wir so viele Freiheiten wie nie zuvor: Zu viel Auswahl, zu viele Möglichkeiten und ja nichts verpassen? In unserer Serie „Wie liebt Stuttgart“ begeben wir uns auf Liebesspurensuche. Sie haben eine ganz besondere Geschichte erlebt? Schön? Traurig? Ungewöhnlich? Wir suchen die besten Stuttgarter Liebesgeschichten. Wir freuen uns auf Eure E-Mail an nina.ayerle@stzn.de oder stadtkind@stadtkind-stuttgart.de.