Der ehemalige Sitz des Stuttgarter Schreibwarenhändlers Haufler wurde an einen internationalen Anleger verkauft. Dieser dürfte eher Interesse an einer hohen Rendite als einer nachhaltigen Stadtentwicklung haben.

Stuttgart - Das Angebot am Marktplatz wird sich in den nächsten Monaten weiter verändern. Nun wurde der frühere Stammsitz des traditionsreichen Schreibwarenhändlers Haufler verkauft. Der bisherige Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, hat die Immobilie an die Real I.S. Investment GmbH veräußert. Bei dem neuen Eigentümer handelt es sich um einen professionellen Käufer, der Immobilien im Auftrag internationaler Investoren und Fonds als Geldanlage erwirbt.

 

Nach Informationen der StZ ist der Kaufvertrag unterschrieben und notariell beurkundet. Der Eintrag ins Grundbuch steht wohl noch aus. Real I.S. Investment hat das Gebäude am Aufgang zur Schulstraße leer gekauft, heißt es aus Maklerkreisen. Das bedeutet, es gibt bislang keine Zusage an etwaige Mieter. Die angepeilte Zwischennutzung eines schwäbischen Feinkosthändlers erscheint trotz der angebrachten Werbeplakate derzeit wenig realistisch. Diese Einschätzung wird von der Eigentümergemeinschaft offenbar geteilt.

Rendite bekommt wohl hohe Priorität

Die Verantwortlichen des neuen Eigentümers sollen demnächst nach Stuttgart kommen, um neue Mieter für das Gebäude zu suchen. Da es sich bei der Real I.S. Investment um einen professionellen Anleger handelt, wird das Thema Rendite bei der Vermietung wohl eine hohe Priorität haben. Der Kauf sei im Sinne einer Geldanlage getätigt worden, sagen Immobilienexperten. Ein günstiges Mietangebot an einen inhabergeführten Stuttgarter Einzelhändler oder an einen kleinen Gastronomen im Sinne einer vielfältigen Stadtentwicklung erscheint vor diesem Hintergrund wenig wahrscheinlich.

Die Nachricht vom Aus des traditionsreichen Einzelhändlers hatte in der Stadt in einer Zeit von Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich im Onlinehandel und neuer Einkaufszentren in Stuttgart eine Debatte über die Entwicklung der Innenstadt und des Einzelhandels ausgelöst. Im Frühjahr 2014 war zunächst bekannt geworden, dass Haufler vor hatte, das Erdgeschoss im Gebäude Marktplatz 6 aufzugeben. Inzwischen ist dort der Schweizer Bettwäschehersteller Schlossberg eingezogen. Im Juli 2014 kam dann die Nachricht vom endgültigen Aus des Traditionsbetriebs. Haufler war bis auf die Nachkriegszeit seit 1895 eine feste Institution am Marktplatz gewesen. Das Gebäude ist nach Angaben des Käufers bereits Teil eines Immobilienfonds.

Das Ende von Haufler steht sinnbildlich für die rasche Veränderung des Marktplatzes in den vergangenen Jahren. Aus der Phalanx von Café Scholz, Spielwaren Kurtz, Tritschler und Haufler ist am Marktplatz inzwischen nur noch das Einrichtungshaus Tritschler sichtbar. Ansonsten wird das Gesicht des Platzes von Ketten wie Nespresso, Thomas Sabo und Schlossberg geprägt.