Verunsicherung unter Leuze-Besuchern: Etliche Badegäste, die regelmäßig das Mineralbad besuchen, stellten vor einigen Tagen Veränderungen am Wasser fest. Eine Verunreinigung? Das städtische Bäderamt nimmt Stellung.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Wenn es um „ihr Wasser“ geht, sind Leuze-Stammgäste hochsensibel: Jedes Luftbläschen wird registriert und unter der Dusche mit anderen Stammgästen diskutiert. Bis vor wenigen Tagen gab es reichlich Gesprächsstoff: In der Kaltbadehalle des Mineralbades nahm das aus der Inselquelle stammende Mineralwasser eine rötlich-trübe Farbe an. „Irgendetwas stimmt mit dem Wasser nicht mehr“, vermuteten die Frühschwimmer Elfriede und Lothar Ziegler; drei Mal pro Woche fahren sie von Ludwigsburg nach Cannstatt, um „das einzigartige Wasser“ zu genießen. „Das Leuze ist ein Juwel“, sagt Elfriede Ziegler. Doch plötzlich war dieses Juwel trübe: „Man munkelt etwas von Verunreinigungen.“

 

Ein anderer Stammgast, Friedrich Oehring aus Stuttgart, stellte ähnliche Beobachtungen an: „In der Eingangshalle des Leuze steht ein Trinkbrunnen, der von sehr vielen Badegästen genutzt wird. Für längere Zeit war dieser Brunnen mit einem Verbotsschild für Wassertrinken versehen. Als Grund werden Bauarbeiten angegeben. Unter der Hand erfuhr ich, dass das Gesundheitsamt Verunreinigungen festgestellt hat, die unter Umständen auf Bauarbeiten am Rosensteintunnel oder Ähnlichem zurückzuführen sind.“ Unter Stammgästen herrscht jedenfalls Verunsicherung. Elfriede Ziegler gibt diese Stimmung wieder: „Man traut der Sache einfach nicht mehr.“

„Kein Problem mit dem Wasser“

Ein Anruf beim Technischen Leiter der Bäderbetriebe, Detlef Szlamma, lässt das Ganze weniger trübe aussehen. Eine Verunreinigung der beiden zentralen Quellen, der Insel- und der Leuzequelle, schließt der Technik-Chef aus. „Wir haben kein Problem mit dem Wasser“, sagt er auf Anfrage. „Die Wasserqualität ist vollkommen in Ordnung.“ Zugleich widerspricht er Gerüchten, dass das Becken der Kaltbadehalle neuerdings aus einer anderen, weniger CO2-haltigen Quelle, nämlich der Mombachquelle, gespeist wird. „Das ist ausgeschlossen, weil dieses Wasser die Anforderungen an eine Heilquelle nicht erfüllt“, sagt Szlamma.

Was aber ist geschehen? Leuzianer irren schließlich selten. Fakt ist: Es hat eine Verunreinigung stattgefunden. „Aber nicht im Quellbereich“, versichert der Technik-Chef und weist zugleich alle Spekulationen über Folgewirkungen von S-21-Bauarbeiten und der Baustelle des Rosensteintunnels zurück. Ausgangspunkt ist vielmehr der von der Inselquelle gespeiste Bunnen im Foyer des Mineralbads. Dort wurden vor einiger Zeit sogenannte coliforme Bakterien festgestellt. Diese Bakterien produzieren Säure oder Gase. Personen mit Immunschwäche können darauf reagieren. Die Konzentrationen seien äußerst gering, erklärt Szlamma. Gemäß der Trinkwasserverordnung dürfen sie allerdings überhaupt nicht vorkommen. „Bei Messungen Ende Juni sind wir auf dieses Phämomen gestoßen.“ Zum ersten Mal übrigens seit der Erweiterung des Leuze vor 40 Jahren. Nach dem Bakterienbefund wurde der Brunnen stillgelegt.

Bakterien gelangten in den Brunnen

Über den Grund der Verunreinigung gibt es allenfalls Vermutungen: „Die Bakterien können vom Mund eines Besuchers stammen oder von einer Flasche, die dort abgefüllt wurde“, sagt Szlamma. Während der Zeit, in der der Brunnen stillliegt (täglich zwischen 21.30 und 4 Uhr), könnten die Bakterien ins Brunnensystem gelangt sein. Als Gegenmaßnahme beschlossen die Techniker, den Brunnen auf 24-Stunden-Betrieb umzustellen. „Das hat die Probleme in der Kaltbadehalle ausgelöst – ohne dass das beabsichtigt war“, sagt Szlamma. Mit einigen Tagen Verzögerung färbte sich das Wasser in der Kaltbadehalle rötlich – die Leuzianer hatten richtig gesehen. Gesundheitlich sei dies jedoch unbedenklich gewesen, erläutert Szlamma. Die rötliche Färbung des Wassers stammte demnach aus den Rohrleitungen. Ein chemischer Prozess, hervorgerufen durch eine Reaktion von Luft und Mineralwasser im Leitungssystem. „Der Prozess des Entweichens von CO2 hat während dieser Phase schon in den Rohren stattgefunden statt wie üblich im Becken. Der Fachmann spricht von „Entmineralisierung“ oder „Entspannung“ des Wassers. Als man dies bemerkt habe, sei die Betriebsdauer des Brunnens wieder verkürzt worden, sagt Szlamma. Seit 24. Juli sei das Wasser in der Kaltbadehalle wieder klar.

Kürzere Mess-Intervalle bleiben vorerst

Tatsächlich: Beim Schwimmen am Montagmorgen erscheint das Leuze-Wasser in den beiden Kaltbecken klar und gewohnt prickelnd. Auch der Brunnen im Foyer läuft; man kann jetzt wieder daraus trinken. Bis zur Sanierung der Leitungen im Frühjahr 2018 würden die Bakterien mit UV-Licht abgetötet, erklärt der Technik-Chef. Die intensiven Messungen – auch durch das Gesundheitsamt – sollen beibehalten werden.